Mit finanzieller Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei ist der Stadtverwaltung Pößneck die Rettung des monumentalen Wandgemäldes „Tischsitten im Wandel der Zeiten“ des Künstlers Klaus Hermes aus dem Gebäude der ehemaligen Wohngebietsgaststätte „Kosmos“ gelungen.
Der Künstler, der im Mai 1932 in Güstrow geboren wurde, verstarb im Jahre 2020 im Alter von 88 Jahren. Für Pößneck hatte Hermes Ende der siebziger Jahre sein größtes Wandgemälde als Auftragswerk geschaffen. Das Bild ist in Wahrheit ein Hybrid aus Wand- und Tafelbild, wie der Restaurator Martin Fliedner bemerkte, da es auf Holzpaneele und nicht direkt auf die Wand aufgebracht wurde, was sich im Zuge der Abnahme, Sicherung, Restaurierung sowie der Anbringung am neuen Ort in der Shedhalle als vorteilhaft erwies. Es misst in der Breite 11 m und in der Höhe 3.5 m und besteht aus insgesamt acht Szenen.
Das Bild nimmt den Betrachter mit auf eine Zeitreise, die ausgehend von der römischen Antike über das Mittelalter, die Jahre vor der Reformation, die Renaissance, das Rokoko, die Zeit des Biedermeier und um 1900 bis schließlich in das Jahr 1978 führt und aufzeigt, wie jeweils getafelt und gespeist wurde, um Leib und Seele zu befriedigen. Die gesamte Szenerie lebt von einer Vielfalt an überlebensgroßen Figuren mit ihren zeittypischen Gewändern sowie zahlreichen Details, für die der Künstler einst alte Gemälde und Stiche studierte.
Die Zeitangaben sind jeweils beigegeben, wobei die letzte Angabe - 27.08.1978 - auf einem Fernseher zu sehen ist und genau jenen Tag markiert, - wie Herr Enkelmann, der sich neben vielen anderen für den Erhalt des Bildes eingesetzt hat, in seinem Aufsatz in den Heimatblättern bemerkte, - an dem Sigmund Jähn als erster Deutscher im All zur Raumstation Saljut 6 flog. Zeitgeschichte fand so indirekt Eingang ins Bild und verband sich zugleich mit dem Namen der Gaststätte „Kosmos“.
Die Rettung eines solch großen Wandgemäldes aus DDR-Zeiten, das sich nun wieder an einem geselligen Ort befindet, stellt für Pößneck eine Besonderheit dar und weckt bei den Pößneckern ganz sicher zahlreiche Erinnerungen.