seit dem letzten Amtsblatt haben sich die Ereignisse überschlagen. Die Krankenhausschließung in Schleiz hat zu einer Welle der Empörung geführt. Ich kenne keinen Menschen, welcher daran auch nur ansatzweise Freude empfunden hat und dennoch wurden und werden, selbst jetzt noch, persönliche Beschuldigungen, wie auch Beleidigungen verschiedenen Personen angetragen. Ich gebe jedem Recht, der hier der Meinung ist, dass die Politik versagt hat. Aber, und das möchte ich ganz deutlich zum Ausdruck bringen, es sind nicht die Entscheidungen der Kommunalpolitik, welche hier faule Früchte zum Tragen gebracht haben. Anfang der achtziger Jahre wuchs die Kritik in der BRD an den Staatsbetrieben und mit der Auflösung der Volkseigenen Betriebe, nach der Wende gab es in noch viel mehr Themenbereichen den Denkansatz, dass der Staat nicht vernünftig wirtschaften kann. Die Zeit der Privatisierung hat nicht nur die Post, die Telekomunikation oder die Bahn verändert, sondern auch ihre Schatten auf das Gesundheitswesen geworfen. Seit ca. 1980 standen die Gesundheitskosten in den alten Bundesländern in der medialen Kritik und die Explosion dieser Belastung wurde prophezeit. 2003 hat der neu amtierende Bundeskanzler dieser scheinbaren Entwicklung entgegenwirken wollen und rief aus: „Wir werden Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen.“ Die damit einhergehende Umstellung zur sogenannten Fallpauschale hat bis heute enorme Auswirkungen. Die Liegezeit von Kranken wird nun mit allen Mitteln reduziert, die Fallzahlen werden mit allen Mitteln erhöht und die Diagnosen werden so stark wie möglich dramatisiert, um in eine höhere Bezahlgruppe zu gelangen. Meiner Meinung nach war das eine Evolution des Kapitalismus im Gesundheitssystem. Nun stehen wir am Scherbenhaufen dessen und streiten über die Symptome vor Ort und nicht über die Gründe. Im Gegensatz zur Annahme, dass das Gesundheitssystem sich stetig verteuert, kann man anhand der prozentualen Verteilung zum Bruttoinlandprodukts erkennen, dass das System anteilig relativ stabil bei 11 - 12% der Wirtschaftsleistung liegt und das seit über 30 Jahren. Die Verschiebung der Geldflüsse scheint das Problem zu sein. Die Kosten werden scheinbar vom Dienst am Patienten umgeleitet, hin zu Pharma- und Medizintechnikkonzernen. Mit Sicherheit ist das nur ein Thema, welches man in dem Zusammenhang betrachten muss, aber es ist ein flächendeckendes Problem der gesamten Bundesrepublik (siehe www.kliniksterben.de).
Emotionale Themen bestimmen mittlerweile unseren Alltag, welcher faktisch mehr durch Medienkonsum als durch direkte Kommunikation geprägt ist. Der Ausgang der Landtagswahl war weder überraschend, noch ist es die Verhandlungssituation, die daraus entstanden ist und dennoch empört man sich über Brandmauern, gemeinsame Schnittmengen oder einzelne Akteure. Die Differenzen waren vor der Wahl bereits klar und werden sich wohl nicht so schnell auflösen. Ich stehe dazu, dass auch hier Kommunikation das Mittel der Wahl sein muss und man im Gespräch gemeinsame Schnittmengen, wie auch Differenzen erkennen und dann abwägen sollte. Die Themen der Wähler sind klar erkennbar und müssen nicht immer dem moralischen Gedanken der Zeit entsprechen. Ich habe den Spruch schon oft gehört: „Demokratie muss man auch aushalten können.“ Wir werden sehen, wie in Erfurt und in Dresden die Verhandlungen laufen. Die Folgen wird man in einigen Jahren erst auswerten können.
Gern würde ich aus dem politischen Thema eine gute Brücke zu etwas Erfreulichen bauen wollen, aber im wahrsten Sinne des Wortes sind Brücken aktuell in keinem guten Licht. Das Kranunglück an der Saaldorfer Brücke hat uns alle schockiert. Dass es auf einer so regulierten Bundesbaustelle überhaupt zu derartigen Vorkommnissen kommen kann, ist schon fast undenkbar, aber sichtlich nicht unmöglich. Ich selbst neige dazu, gern der Meinung zu sein, dass allerlei überreguliert und überkontrolliert ist. Dennoch geben die Regeln im Land uns in vielen Situationen den gewohnten Schutz, den man in anderen Teilen der Welt gerne hätte. Die Abwägung, was zu viel oder zu wenig ist erscheint schwierig, sobald man die eigene Perspektive ändert. Der Familie des verunglückten Arbeiters ergeht unserer aller Mitleid und den Verantwortlichen vor Ort ist viel Kraft zu wünschen, dass der Unfall aufgearbeitet werden kann, aber auch dass die Baustelle im weiteren Verlauf von Unfällen verschont bleibt. Das war zum Glück in Dresden anders. Zum Zeitpunkt des Einsturzes der Carolabrücke befanden sich keine Menschen in gefährdeter Umgebung. Wurde hier zu wenig geprüft oder konnte man wesentliche Vorbeschädigungen gar nicht erkennen? Hier muss ebenso genau hingeschaut werden, wie es dazu kommen konnte, bevor man aus Angst pauschal höhere Anforderungen an alle derartigen Bauwerke stellt. Zu jeder Regel gehört auch das Vertrauen, dass diese verantwortungsvoll umgesetzt wird, dann bedarf es nur selten einer Verschärfung dieser. Die Hochwassersituation in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien scheint zum europäischen Katastrophenfall überzugehen. So sind bereits leider mehrere Tote zu beklagen. Die Flut wird in Dresden auch erwartet und ein riesiges Aufräumkommando arbeitet Tag und Nacht an der Beräumung der Einsturzstelle. Etwas Erleichterung spürt man da, dass unsere Gemeinde vorwiegend von solchen Vorfällen verschont bleiben sollte. Der topografischen Lage sei Dank. Die Ausprägungen des Wetters fordern wesentlich mehr, sodass wir uns mit Klimaanpassungsstrategien strukturell Gedanken über die Zukunft machen müssen.
Neben den klimatischbedingten Baumfällungen sind Eingriffe in den Baumbestand aus Sicht der Verkehrssicherungspflicht unabdingbar. An der Remptendorfer Leith mussten wir einige Bäume aus der Fallzone zu Häusern, Leitungen und Anlagen fällen lassen, bevor erneut Schäden entstehen. Dies wurde mittels großer und robuster Technik gemacht, weil es für den einzelnen Forstwirt bereits zu gefährlich war, sich manuell dem Thema im Bestand anzunehmen. Für einige Anwohner war dies erschreckend, da auch Platz für Fahrgassen und Arbeitsraum benötigt wurde. Die Kritik war schnell da, jedoch kaum Vorschläge für Alternativen, die für uns umsetzbar und verhältnismäßig wären. Nach Aussprache mit dem hiesigen Revierförster, Anwohnern und Forstwirten ist davon auszugehen, dass wir im Herbst 2025 wieder vitale Flächen vorfinden können, die an Biodiversität nichts verloren haben. Sehr gern nehme ich aber die Anregungen auf, dass sich Bewohner aus allen Dörfern mehr um die Betrachtung der Zustände und der Pflege unserer Bäume einbringen möchten. Dennoch haben wir weiter großen Handlungsbedarf, der hoffentlich zeitnah an der Schule und in der Ortslage in Ruppersdorf, wie auch in Thierbach aufgearbeitet werden kann.
Die UGG hat begonnen in Remptendorf ihre ersten Meter an Glasfaserleerrohren zu verlegen. Das Unternehmen CWP aus Wilhelmshaven hat den Auftrag erhalten, das gesamte Gemeindegebiet zu erschließen. Begonnen wurde im Bereich der Siedlung und im Herrengarten, rund um die Regelschule herum. Den weiteren Baufortschritt werden wir gern veröffentlichen. Im Innenteil des Amtsblattes finden Sie die Kontaktdaten zu der Baufirma, die Ihnen viele Fragen bestimmt direkt beantworten kann. Die GlasfaserPlus ist aktuell noch in Prüfung, ob ein Ausbau in der Einheitsgemeine möglich wäre. Hier informieren wir auch gern, wenn es neue Informationen gibt.
So vielfältig, wie die Themenwelt eines Bürgermeisters wird sich demnächst auch die Natur wieder präsentieren, denn der Herbst ist da, mit sonnigen farbenfrohen Tagen, aber auch regnerischen, grauen und stürmischen Zeiten. Pünktlich zwischen meteorologischen und dem kalendarischen Herbstanfang hat sich der Sommer mit einem warmen Sonntag verabschiedet. Die Kirmeswochenenden laden dann wieder zu gemeinsamen Abenden in die Säle der Dörfer und in die gut geheizten Stuben der Gastwirtschaften ein.
Ich wünsche uns allen einen goldenen Herbst mit vielen gemütlichen Stunden!
Ihr Bürgermeister Tino König