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Rastenberger Kurier
Ausgabe 10/2024
Vereine und Verbände
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Vereine und Verbände

Die Rastenberger staunten am Samstag, dem 12. Oktober, nicht schlecht, als ein ganzer Reisebus mit den Mitgliedern des Thüringer Orgelsommers e.V. an der Coudray-Kirche Halt machte.

Man hatte sich für einen Tagesausflug und den Ort der diesjährigen Mitgliederversammlung Rastenberg und Roldisleben ausgewählt. Es galt, nach der Festwoche zur Wiederweihe die Schulze-Orgel näher und besser kennenzulernen. Als Meilenstein der Orgelbaukunst und Ausgangspunkt für eine neue Klangästhetik der Hochromantik, die weit über Deutschland, Europa und Übersee hinausreicht, hatte sie die im Thüringer Orgelsommer vereinten Fachleute und Orgelfreunde neugierig gemacht. Es gab entsprechende Erläuterungen und eine Orgelführung. Dabei konnte das Treten der Bälge beobachtet werden, was in Rastenberg auf einzigartige Weise wieder möglich ist. Der elektrische Orgelwinderzeuger war also nur eine vorübergehende Lösung in der Geschichte der Orgel. Das trug zur Annäherung an das Klangbild von 1827 bei. Es war zu hören, zusammen mit einer Komposition von Johann Gottlob Töpfer, der gemeinsam mit dem Orgelbaupionier Johann Friedrich Schulze diese Orgel schuf. Spannend war auch, dass der Balgtreter wahlweise seinen Dienst abgeben kann. Dazu entsteht gerade ein weltneues Antriebssystem mit Magnetmotoren, ohne die historisch erhaltene Substanz zu beeinträchtigen.

Das Buch „Nur eine Orgel“, der Rastenberger Orgelbrand und der so einzigartig in einer Kirche lagernde Whisky für einen guten Zweck interessierten die Besucher natürlich ebenfalls. Diese restauratorisch Maßstäbe setzende Restaurierung wurde auch vom Thüringer Orgelsommer finanziell unterstützt. Seit 2011 gastiert er ununterbrochen vor dem Kirschfest in der Rastenberger Coudray-Kirche - übrigens die einzige authentische Spielstätte für Töpfersche Musik aus der Zeit der Weimarer Klassik. Mehr dazu fanden die Besucher im zweiten Buch „Nur eine Kirche“.

Die kleine Bienengartenkirche in Roldisleben wurde ganz groß. Dieses lebendige Projekt ist ein Ort der Begegnung - generationsübergreifend und naturorientiert, eine echte Botschaft in dieser Zeit. Bei einer großartigen Führung durch Horst Bismark, bei tollem Wetter und einem Mittagsmahl aus ökologischer Tierhaltung, konnten sich die Besucher davon überzeugen. Auch die Spiegelarche sorgt dafür, dass dieser wunderbare Ort nicht mehr übersehen wird.

Nach einem Besuch der geschichtsträchtigen Memlebener Kaiserpfalz war das Gefühl fast perfekt, von unschätzbaren Kulturschätzen umgeben zu sein.

Eine Orgel fehlte jedoch noch: die Eifert-Orgel in Hardisleben. Auch hier beeindruckte die bedeutende Geschichte unseres Nachbarortes, von dem die Rastenberger einst sogar verwaltet wurden. Der lebendigen Kirchengemeinde tat der romantische Klang dieser frisch restaurierten Orgel, der mit Improvisationen dargeboten wurde, gut. Auch hier hat sich der Thüringer Orgelsommer wieder mit einem Konzert in diesem Jahr eingefunden.

Es bleibt zu hoffen, dass die an diesem Tage besuchten Orte mit ihrem Kulturerbe und den dazugehörigen Nutzungskonzepten den ländlichen Raum in diesen schwierigen Zeiten weiter beleben und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen können.