Die evangelischen Christen in Deutschland haben in diesem Jahr folgendes Fastenmotto: „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik.“ Dazu gibt es Impulse und Übungen, die zur Reflexion darüber anregen, in von Hektik und Empörung geprägter Zeit ruhig gute Luft zu atmen und selber zur Ruhe zu kommen (https://7wochenohne.evangelisch.de/ aufgerufen am 27.02.2025). Hier und auch außerhalb von religiösen Zusammenhängen wird gerne der Begriff „Achtsamkeit“ verwendet, der ursprünglich im Umfeld fernöstlicher Meditationsübungen verwendet wurde. Ob mit oder ohne solcher oder anderer religiöser Verbindungen bietet die Fastenzeit für alle eine gute Gelegenheit, auf den Atem zu achten, ruhig zu werden und sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie gedankenlos wir oft mit uns, mit einander und mit der Welt, in der wir leben, umgehen – gerade in der eigenen Familie.
Früher wurde hauptsächlich auf Fleisch verzichtet, später standen die Kalorien im Mittelpunkt und heute kommen sogar Klimaschutzaspekte ins Spiel. Die Palette der Fastenmöglichkeiten ist groß, ob eher traditionell (Verzicht auf Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol, Zigaretten) oder eher aktuell (Achtsamkeit im Umgang mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung, Plastik, Mobilität, Medien). Und weil es nicht immer leicht fällt, derartige Übungen allein und konsequent zu machen, gibt es bei Kirchen und anderen Veranstaltern Fastengruppen oder Fastenkurse, um mit anderen zusammen die Fastenzeit zu erleben. Auch in Familien mit Kindern kann fasten geübt und zugleich erfahren werden, dass dies nicht nur Verzicht bedeutet, sondern auch Möglichkeiten zu einem bewussten und nachhaltigen Lebensstil und Zufriedenheit bieten kann.
Ein paar Anregungen dazu: Sie können mit Kindern gemeinsam Einkäufe und Mahlzeiten planen und erklären, warum weniger Fleisch oder regionale und saisonale Produkte nachhaltiger sind. Vielleicht bereiten Sie zusammen mit den Kindern aus unverarbeiteten Lebensmitteln oder auch Resten leckere Gerichte zu. Sie können auch Familienprojekte starten und mit den Kindern besprechen, dass weniger Spielzeug oder neue Kleidung gekauft wird und warum das gut für die Umwelt ist, oder Sie probieren Alternativen aus wie z. B. Second-Hand, Recycling, Tauschpartys oder Selbstgemachtes. Im Hinblick aufs Energiesparen können Sie im Familienkreis überlegen, wie Strom und Wasser gespart werden, z. B. Licht ausschalten, kürzer duschen, bewusst heizen und vieles mehr. Außerdem können Sie die Kinder in einfache Energiesparmaßnahmen einbeziehen, z. B. überlegen, welche Geräte unnötig oder im Stand-by-Modus laufen. Fasten kann auch den Verzicht auf neue Konsumgüter umfassen, wodurch weniger Energie für Herstellung, Verpackung und Lieferung benötigt wird.
Vielleicht möchten Sie auch einmal das sogenannte „Digital Detox“ gemeinsam umsetzen, z. B. eine medienfreie Zeit einführen und stattdessen zusammen draußen aktiv sein, Bücher lesen oder kreative Spiele spielen, Atemübungen (siehe oben) machen und miteinander reflektieren, wie man sich dabei fühlt. Nicht zuletzt können Sie selbst Vorbild sein und mehr zu Fuß gehen, Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen und Kinder dabei mitnehmen. Bitte erklären Sie dann auch, warum das nicht nur gesünder, sondern auch besser für die Umwelt ist.
Wichtig ist: Machen Sie sich selbst klar und erläutern Sie Kindern, dass Fasten nicht nur Konsumverzicht bedeutet, sondern auch eine Chance ist, achtsamer mit sich und der Umwelt umzugehen. Indem Erwachsene mit gutem Beispiel vorangehen und das Fasten als sinnvolle, nachhaltige, aber auch unverkrampfte Erfahrung gestalten, lernen Kinder spielerisch, Verantwortung für sich und die Umwelt zu übernehmen. Das richtige Maß oder das zu Ihrer Familie passende Übungsprogramm müssen Sie selbst ausprobieren. Und beherzigen Sie, um die Bibel zu zitieren: „Wenn ihr fastet, dann setzt keine wehleidige Miene auf wie die Heuchler. Sie vernachlässigen ihr Äußeres, damit die Leute ihnen ansehen, dass sie fasten…“ (Matthäus 6, 16-18 Bergpredigt).