Sie haben die Wahl. Aber es gibt Hilfen, um die eigene Entscheidung zu treffen. Bei Lebensmitteln ist es der sogenannte „Nutri-Score“, bei Elektrogeräten das EU-Energie-Effizienz-Label. Das Nutri-Score-System wurde 2016 von französischen Gesundheitsbehörden ins Leben gerufen. In Deutschland verpflichteten sich 2019 mehrere Lebensmittelhersteller freiwillig,diesen Nutri-Score auf ihren Verpackungen einzuführen, 2020 wurde vom deutschen Gesetzgeber der Weg für eine allgemeine Nutzung freigemacht. Seitdem wird darüber diskutiert und es gab auch bereits einige Änderungen. Eine Initiative zu einer EU-weit verpflichtenden Kennzeichnung von Lebensmitteln scheiterte 2020 (ein Überblick findet sich bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Nutri-Score; aufgerufen am 28.04.2024).
Keine Hersteller- oder Handelsfirma, die Nahrungsmittel auf den Markt bringt, ist also - anders als beim EU-Energie-Effizienz-Label - zur Anwendung des Nutri-Scores verpflichtet. Gleichwohl soll mit dieser Kennzeichnung die Produktion gesunder Lebensmittel angestoßen werden. Beim EU-Label hat das offenbar funktioniert. Denn seit Einführung der Kennzeichnungspflicht nach Energie-Effizienzklassen im europäischen Wirtschaftsraum (1992) wurden von den Herstellern immer energieeffizientere Geräte entwickelt und Geräte, die viel Energie verbrauchten, vom Markt genommen. So kam es beispielsweise bei Kühlschränken dazu, dass der eigentlich besten Klasse „A“ erst ein „+“ hinzugefügt wurde bis hin zu „A+++“ auf dem Etikett, so dass die Verbraucher eher sogar verunsichert wurden. Jetzt entspricht die Energieeffizienzklasse „C“ bei Kühlschränken dem früheren „A+“. Mit anderen Worten: Wer sich heute als energiesparender und klimabewusster Mensch einen neuen Kühlschrank kauft, wählt eine Energieeffizienzklasse, die er vor 20 Jahren wegen des damals vergleichbar hohen Energieverbrauchs ausgeschlagen hätte.
Das ist mitunter verwirrend und dient somit nicht dem eigentlichen Zweck, Kaufentscheidungen zu erleichtern. In diesen Fällen muss man selber recherchieren und gegebenenfalls nachfragen. Außerdem ist das EU-Label für den Markt verpflichtend, der Nutri-Score freiwillig. Vom Nutri-Score erhält man eher eine ungefähre Orientierung, um Produkte unterscheiden zu können, beim EU-Label finden sich ganz genaue Angaben zu Energieverbrauch. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schreibt: „Der Nutri-Score soll Orientierung beim Einkauf bieten, indem er die Auswahl der ernährungsphysiologisch günstigeren Produkte innerhalb einer Produktgruppe erleichtert. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten, sondern können sich bewusst für die vorzugswürdige Alternative in einer Produktgruppe entscheiden. Anders als z.B. die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Ernährungskreis und -pyramide) gibt der Nutri-Score grundsätzlich keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung und macht keine Aussagen zum Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels. Beide Konzepte ergänzen sich vielmehr, indem die Wahl der Lebensmittel an den Ernährungsempfehlungen, die Wahl des konkreten Produktes aus einer Menge vergleichbarer Produkte mithilfe des Nutri-Score erfolgt.“
Also, niemand muss sich gesund ernähren, niemand muss energieeffiziente Geräte kaufen. Wie gesagt: Die beschriebenen Kennzeichnungen sind Entscheidungshilfen. Sie haben die Wahl, niemand schreibt Ihnen etwas vor. Ob Ihre Wahl richtig ist oder sich als die richtige erweisen wird, garantiert Ihnen aber auch niemand.