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Stadt Wadern
Ausgabe 18/2025
Stadt Wadern - Standard
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Abschied von einem rührigen Vordenker

Friedrich Ebert als Schirmherr des Stadtfestes „Waderner Maad“, 2014

Historische Eröffnung des Stadtfestes vor dem Oettinger Schlösschen, 2014

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Friedrich Ebert, 2014

Am 11. April 2025 verstarb Friedrich Ebert im Alter von 92 Jahren. Seine Stadt war ihm Heimat und Auftrag zugleich. Rückblick auf ein mehr als bewegtes Leben.


Mit dem Tod Friedrich Eberts am 11. April 2025 verliert die Stadt Wadern eine Persönlichkeit, die sich jahrzehntelang intensiv ehrenamtlich für die Kultur und Geschichte ihrer Wahlheimatstadt engagiert und diese maßgeblich mitgestaltet hat. „Friedrich Ebert hat unsere Stadt geprägt“, sagt Bürgermeister Jochen Kuttler: „Abgesehen von seinem Einsatz in zahlreichen Vereinigungen, Organisationen und Interessengemeinschaften hat er das politische und gesellschaftliche Leben unserer Stadt bereichert – nicht nur durch seine Ideen und Vorschläge, die er mit großem Engagement einbrachte, sondern auch dadurch, dass er sich nie zu schade war, selbst mit anzupacken, wenn es darum ging, diese Projekte in die Tat umzusetzen“.


Der Wahlheimat mehr als verbunden


Lassen wir ein bewegtes Leben im Zeitraffer Revue passieren: Geboren wurde Friedrich Ebert am 3. März 1933 in Püttlingen. Nach seiner Schulzeit übte er zunächst eine Laborantentätigkeit aus, folgte dann aber seiner Leidenschaft für lebendige Wissensvermittlung und studierte Lehramt für Volks- und Realschulen. Ab 1963 arbeitete er als Lehrer in Frankfurt am Main. Seine Heimatverbundenheit zog Friedrich Ebert jedoch zurück ins Saarland und so ließ er sich 1974 mit seiner Frau Lydia und den beiden Söhnen Hanns Peter und Klaus in Wadern nieder, wo er bis zu seiner Ruhestandsversetzung 1993 an der Hauptschule Wadern unterrichtete. An Wadern faszinierte ihn vor allem die ganz besondere Geschichte des Ortes und die Möglichkeit, hier etwas zu bewegen, so dass er sich bis ins hohe Alter intensiv in unterschiedlichen Bereichen engagierte.


Ein besonderes Anliegen war ihm hierbei die Erforschung und Bewahrung der Regionalgeschichte. So trat er bereits 1974 in den Verein für Heimatkunde Wadern ein, wurde dort 1985 Vorstandsmitglied und war von 1990 bis 2013 auch dessen Vorsitzender. In dieser Funktion wurde Friedrich Ebert zum versierten Kenner der Geschichte Waderns und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu unterschiedlichsten Themen und Persönlichkeiten. Um diese besondere Geschichte aber auch im zeitgenössischen Kulturleben der Stadt zu verankern, initiierte er vielfältige Aktivitäten mit historischem Bezug im öffentlichen Raum.

Beispiele hierfür sind etwa die Neukonzeption des Stadtfestes als „Waderner Maad“ 1984, das noch heute vom Verein für Heimatkunde getragen wird, aber auch sein Ansporn zur kulturtouristischen Inwertsetzung der Burgruine Dagstuhl ebenso wie zur Sanierung mehrerer Kulturdenkmäler wie dem Klosterkreuz auf dem Christianenberg. Auch stadtbildprägende Maßnahmen wie die Einrichtung des Glockenspiels am Waderner Rathaus oder die Kennzeichnung historischer Gebäude im Stadtgebiet mittels erklärender Bronzetafeln gehen auf seine Initiative zurück. „Ich schätzte Friedrich Ebert als einen leidenschaftlichen Heimatforscher mit profundem Fachwissen. Ihm war es besonders wichtig, die identitätsstiftende Bedeutung von Geschichte und Traditionen auch im gesellschaftlichen Leben vor Ort erfahrbar zu machen. Dazu entwickelte er vielfältige Ideen, die er mit großem Enthusiasmus umzusetzen suchte“, erläutert Dr. Jörg Müller, der 2013 Friedrich Ebert als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Wadern nachfolgte.


Im Sinne der Verbindung von Tradition und Innovation regte er innerhalb der Karnevalsgesellschaft 1897 Wadern auch die Ernennung verdienter Waderner Persönlichkeiten zu „Ehrenstockbauern“ seit 1987 an und entwickelte dazu ein eigenes Zeremoniell. Im Jahr 1993 wurde ihm die Aufnahme in dieses Kollegium selbst zuteil.

Als 2013 das neukonzipierte Stadtmuseum Wadern eröffnet wurde, gehörte Friedrich Ebert zu den Gründungsmitgliedern des im selben Jahr ins Leben gerufenen "Fördervereins des Stadtmuseums Wadern“ und war seither auch im Vorstand tätig.


Musik, Kunst, Geschichte, Tradition


Auch die „Konzerte in der kleinen Residenz“ sind untrennbar mit dem Namen Friedrich Ebert verbunden: 1981 begründete er diese besondere Konzertreihe mit einem Auftritt des Mendelssohn-Quartetts aus dem Gewandhaus Leipzig. Im Jahr 1997 übergab Friedrich Ebert die Organisation an Bernd Schröder, der zum Vorsitzenden des später gegründeten Vereins „Konzerte in der kleinen Residenz Wadern“ wurde. Bernd Schröder erinnert sich begeistert an die beeindruckenden Leistungen der von Friedrich Ebert engagierten renommierten Musiker: „Friedrich Ebert hat mit großem Geschick erstklassige Künstler nach Wadern gebracht und das I-Tüpfelchen waren die Nachgespräche mit ihnen im Hause Ebert, wozu auch seine Frau Lydia mit ihrer gastlichen Bewirtung stets verlässlich beitrug.“ Unter dem Namen „Waderner Residenzkonzerte“ führen die Stadt Wadern und die CEB die Konzertreihe seit der Auflösung des Vereins im Jahre 2018 weiter.


Als tiefgläubiger Mensch engagierte sich Friedrich Ebert darüber hinaus auf kirchlichem und humanitärem Gebiet. So war er von 1978 bis 1996 im Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde Allerheiligen Wadern aktiv. Außerdem setzte er sich intensiv für die deutsch-georgische Freundschaft ein, etwa als Organisator von Konzertreisen eines georgischen Jugendchores in Deutschland (2004) oder bei der Umsetzung von Hilfstransporten in den Kaukasus.


Für sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement im kulturellen und humanitären Bereich wurde Friedrich Ebert vielfach gewürdigt und 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet – überreicht vom damaligen Kultusminister Ulrich Commerçon.


„Er war ein Unruheständler im besten Sinne des Wortes“, fasst Bürgermeister Jochen Kuttler die späte Zeit des Engagements von Friedrich Ebert zusammen: „Sich diese Einsatzbereitschaft bis ins hohe – ja, bis ins höchste – Alter bewahrt haben und sich trotz körperlicher Einschränkungen mit Verve ins gesellschaftliche Leben eingebracht zu haben, verdient höchste Anerkennung und tiefen Respekt. Sein Platz ist und bleibt in unserer Stadt. Ich glaube, dass sehe nicht nur ich so, sondern ebenso alle Vereine, Organisationen und Interessengemeinschaften in unserer Stadt. Wir haben Friedrich Ebert viel zu verdanken“, so der Rathauschef.


Die Ehrenstockbauern der Stadt Wadern