Die Verhandlungen der Vereinten Nationen über ein globales Plastik-Abkommen sind gescheitert. Die ARD-Tagesschau meldete am 15. August: „Rund 180 Länder konnten sich nach drei Jahren Verhandlungen in der Abschlusswoche in Genf nicht auf einen Vertragstext einigen“ (https://www.tagesschau.de/ausland/plastik-abkommen-scheitern-100.html, aufgerufen am 01.09.2025). Welcher Aufwand ohne Ergebnis! Die einen kommentieren das mit Häme oder Sarkasmus, die anderen sehen darin einen weiteren Schritt in den ökologischen Abgrund, wieder andere freuen sich, und einigen ist keine Lösung lieber als ein „fauler“ Kompromiss.
Der Reihe nach (laut Tagesschau): „ Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Länder mit besonders ehrgeizigen Zielen (…), die eine Beschränkung der Produktion auf ein nachhaltiges Niveau fordern. Dazu gehören Deutschland, die EU und Dutzende Länder in Südamerika, Afrika und Asien. Sie wollen auch Einwegplastik wie Becher oder Besteck aus dem Verkehr ziehen, Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft fördern, bei der die Rohstoffe eines Produkts aufbereitet und erneut verwendet werden. Auf der anderen Seite stehen vor allem die Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Darunter sind Saudi-Arabien, der Iran und Russland. (…) Umweltschützer hadern zwar mit dem Scheitern der Verhandlungen, sind sich aber einig, dass dieser Ausgang einem faulen Kompromiss vorzuziehen sei.“ Laut Bundesumweltministerium ist die Spanne der Interessen weit: „ Am einen Ende des Spektrums sind die kleinen Inselstaaten, die mit immenser Plastikverschmutzung an den Küsten und in den Meeren konfrontiert sind ohne selbst wesentlich zur Verschmutzung beizutragen, am anderen Ende diejenigen Länder, deren Wirtschaft von Erdöl oder den Ausgangsprodukten für Plastik dominiert wird“ (https://www.bundesumweltministerium.de/ meldung/verhandlungen-um-ein-globales-plastikabkommen-enttaeuschen, aufgerufen am 01.09.2025).
Die Tagesschau erklärt: „Nach Angaben des deutschen Umweltministeriums hat sich die Kunststoffproduktion von den 1970er-Jahren bis 2020 auf 367 Tonnen Millionen im Jahr versiebenfacht und könnte ohne Maßnahmen bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Einen großen Teil machen den Angaben zufolge Einwegprodukte aus, darunter Verpackungen. Insgesamt seien bislang 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert worden und davon 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden, der großenteils auf Deponien landete. In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt. Deutschland ist der größte Plastikproduzent in Europa und EU-weit der größte Exporteur von Kunststoffabfällen - auch wenn die Ausfuhrmenge seit Jahren zurückgeht, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Das Bundesumweltministerium spricht von einer nahezu vollständigen Verwertung durch Export, Recycling oder Verbrennung zur Energiegewinnung.“
Sicherlich ist es nicht falsch, vor allem wirtschaftliche Interessen, für die Lobbyisten gerade während der Verhandlungen in Genf Einfluss genommen haben, fürs Scheitern des Plastik-Abkommens verantwortlich zu machen. Außerdem ist das für die UN-Verhandlungen vorgeschriebene Konsensprinzip ein Hindernis, denn dadurch kann ein einzelnes Land eine Einigung blockieren. Dabei wissen alle, dass Plastikmüll nicht nur ein ästhetisches Problem ist (an Urlaubsstränden), sondern längst eine Bedrohung für Natur und menschliche Gesundheit, denn Plastikteile sind inzwischen in unsere Nahrungskette gelangt und als Mikroplastik sogar im menschlichen Körper feststellbar.
Es dürfte klar sein: Wenn schon hochrangige Politiker und Experten scheitern, werden wir als einzelne das globale Problem nicht lösen können. Insofern wäre unzumutbar, der Bevölkerung die Verantwortung für das Plastikproblem (inklusive einem schlechtes Gewissen) zuzuschreiben. Dennoch sollte man eine eigene Haltung entwickeln – das gilt generell, auch für den Umgang mit Plastik –, an die man sich halten kann, quasi ein „Plastikabkommen mit sich selbst“.