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Stadt Wadern
Ausgabe 4/2023
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Optimismus oder Pessimismus oder was?

Diese Welt ist die beste aller möglichen Welten, sagt der Optimist; der Pessimist denkt, dass das stimmt. So oder in einer ähnlichen Formulierung haben Sie diesen Satz bestimmt schon einmal gehört. Ob es besser ist, mit dem Besten (lat. Optimum) oder mit dem Schlechtesten (lat. Pessimum) zu rechnen, sei dahin gestellt, vielleicht ist es eine Frage des Geschmacks oder der Übung. Möglicherweise hat es auch mit Veranlagung zu tun, bestimmt aber auch mit den eigenen Erfahrungen. Wer gute Erfahrungen gemacht hat und dessen Erwartungen sich meistens erfüllt haben, neigt zum Optimismus; wer viele Enttäuschungen erlebt hat und dessen Wünsche enttäuscht wurden, neigt zum Pessimismus. Vermutlich liegt, wie so oft, die klügste Sichtweise irgendwo dazwischen. Wie ja auch wohl niemand voll und ganz Optimist oder Pessimist sein wird.

Fest steht: Sowohl der Optimismus als auch der Pessimismus haben Vorteile: Ohne Optimismus würden weniger Ehen geschlossen, Kinder geboren, Felder bestellt und Speisen gekocht, ohne Pessimismus würden weniger Kontrollen gemacht, Verträge geschlossen, Sicherungen eingebaut und Vorräte angelegt. Ohne die Optimisten wären manche Fehler, aus denen man klug wurde, nicht gemacht worden. Ohne Pessimisten wären manche Träume Realität geworden, die viele Menschen ins Unglück gestürzt hätten.

Optimismus ohne Zweifel macht blind, Pessimismus ohne Offenheit leer. Der Mittelweg könnte eine Art moderate Skepsis sein. Moderate Skepsis heißt, nicht von vornherein zu wissen, was richtig ist, aber auch nicht von vornherein zu denken: „Das bringt sowieso nichts!“ Auf jeden Fall ist es hilfreich sich zu informieren und sich seine eigenen Gedanken zu machen, bevor ein Urteil gefällt wird. Das ist natürlich nicht einfach, jedenfalls schwieriger, als (in der Manier eines erklärten Optimisten oder Pessimisten) von vornherein etwas gutzuheißen oder abzulehnen.

Um es konkret zu machen, nehmen wir beispielhaft die Energiewende. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erklärt: „Die Energiewende ist zentral für eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Dazu wird Deutschlands Energieversorgung grundlegend umgestellt: Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz.“ (https://www.BMWK - Unsere Energiewende: sicher, sauber, bezahlbar.html aufgerufen am 22.01.2023). Die eingefleischten Optimisten mögen jubeln, die eingefleischten Pessimisten abwinken. Um den Mittelweg zu finden, kann man sich klarmachen, was der Fall und bereits geschehen ist. Das Ministerium teilt am genannten Ort mit: „Im Jahr 2021 stammt rund 41 Prozent des Stroms aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse. Erneuerbare Energien sind eine sehr wichtige Stromquelle in Deutschland.“ - Und: „Der Primärenergieverbrauch konnte in Deutschland in den letzten Jahren gesenkt werden, im Zeitraum 2008 bis 2017 um 5,5 Prozent.“ Ob das reicht für das erklärte Ziel „Klimaneutralität 2045“, ist keineswegs gewiss.

Diese offizielle Verlautbarung ist leider nicht die einzige. Tagtäglich wird von bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels berichtet. Angesichts solcher Nachrichten ist es fraglich, ob es näher liegt, Optimist zu sein, weil ja bereits durchaus viel Gutes passiert ist, und auch unstrittig viel für Umwelt und Klima getan wird, oder Pessimist zu sein, weil der Eindruck entstehen kann, dass die Karre ohnehin schon verfahren ist. Da ist guter Rat teuer! Wir sollten wohl alle mit dem, was wir mit guten Gründen für richtig halten, weitermachen, und das, was wir mit guten Gründen für falsch halten, sein lassen - und offen bleiben für neue Einsichten und Versuche.