Erschreckend – oder? In den Tagesthemen am 15.10.2025, 22:30 Uhr, wird gemeldet: „Rekordanstieg der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre“ (https://www.tagesschau.de/tagesthemen/video-1515834.html, aufgerufen am 16.10.2025). Tags darauf berichteten alle Zeitungen über dieses Thema.
Wir fassen zusammen: Die Weltwetterorganisation der Vereinten Nationen (World Meteorological Organization, WMO) hat in Genf bekannt gegeben: Die Konzentration von Kohlendioxid (CO₂) in der Erdatmosphäre verzeichnete 2024 den stärksten Jahresanstieg seit Beginn der Messungen im Jahr 1957. Auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas erreichten neue Rekordwerte. Der Treibhauseffekt verschärft und die Erderwärmung beschleunigt sich. Es werden verschiedene Ursachen genannt, die sich zudem gegenseitig noch verstärken. Weltweit wächst der Energiebedarf. In den Industrieländern werden zwar vermehrt regenerative Energieträger genutzt, aber überwiegend fossile in Ländern des globalen Südens. Hitzewellen und Wetterextreme erhöhen weltweit den Energieverbrauch, insbesondere durch Kühlungs- und Klimasysteme. Riesige Wald- und Buschbrände, etwa in Kanada, Südamerika, Australien, aber auch in Europa, haben 2024 gewaltige Mengen an CO₂ freigesetzt. Dazu kommt, dass Wälder, Böden und Ozeane, durch die Erwärmung weniger CO₂ aufnehmen können. (Wie beispielsweise eine warme Flasche Sprudel beim Öffnen viel mehr sprudelt, also Kohlensäure freigibt, als eine kalte). Trockenheit – noch verstärkt durch das Klimaphänomen El Niño – sorgt für Dürre, erhöht die Brandgefahr und hemmt das Pflanzenwachstum in großen Teilen der Erde. Es ist ein Teufelskreis: Höhere Temperatur und weniger Pflanzenwachstum bedeuten weniger CO₂-Aufnahme.
Ein weiterer Faktor sind die Kriege der Gegenwart, insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten. Denn Kriegsgerät braucht sehr viel fossile Energie, Brände infolge von Angriffen verursachen CO₂, Lieferengpässe und Zerstörung führt (z. B. in der Ukraine) zur Rückkehr zu fossilen Energien; auch der Wiederaufbau verursacht CO₂-Emissionen. Nicht zuletzt lenken Kriege und Krisen die internationale Öffentlichkeit von Themen wie Klimaschutz und Energiewende ab, Klimaverhandlungen geraten ins Stocken. Dabei hängen Friedenssicherung, Energiesicherheit und Klimaschutz enger zusammen, als viele (gerade auch Politiker) bislang annehmen.
In dieser Situation sind gute Gründe für klimaschonendes Verhalten im privaten Umfeld schwer zu vermitteln. Dazu kommt, dass in Deutschland die Emissionen 2024 laut Umweltbundesamt leicht gesunken sind, großenteils auch europaweit. Diese nachweisbaren Klimaschutzerfolge können den Anstieg in anderen Weltregionen jedoch nicht kompensieren (aber dennoch die Gesamtbilanz verbessern). Es verbreitet sich die Meinung: „Wenn Europa oder Deutschland trotz ihrer Klimabemühungen schon weltweit wenig ausrichten können, wie winzig klein ist dann mein eigener Beitrag?“
Trotzdem: Lassen Sie sich nicht entmutigen! Machen Sie weiter mit effizienter Energienutzung und bewusstem Konsum, auch wenn die Meldungen erschreckend sind oder (was vielleicht noch schlimmer ist) einen inzwischen kalt lassen. Bei aller begrenzten Wirksamkeit sind Sie nämlich dennoch handlungsfähig und können Ihren eigenen CO₂-Fußabdruck senken, kluge Konsumentscheidungen treffen und anderen (besonders Kindern) ein Vorbild sein. In dieser Hinsicht haben Sie die Wahl.
Natürlich wünschen wir alle uns eine bessere Welt, zugleich wissen wir, dass das Wünschen allein nicht hilft. Aber gestatten Sie bitte einen vielleicht etwas gewagten Vergleich: Wir wünschen uns Frieden auf der ganzen Welt und wissen, dass viele Faktoren verhindern, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht und dass unsere Macht sehr begrenzt ist. Aber Friedfertigkeit können Sie selbst in die Tat umsetzen: am Arbeitsplatz, am Wohnort, in der Nachbarschaft, in der Familie. Dann geht es allen Beteiligten besser. Mit dem Klimaschutz verhält es sich so ähnlich. Oder?