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Stadt Wadern
Ausgabe 49/2024
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Neue Regeln für Altkleider - alte und neue Probleme

Der sogenannte „Black Friday“ und andere Aktionen erfreuen die Schnäppchenjäger und verstärken den Trend zum „Fast Fashion“. Das ist weltweit so, deshalb sind die Ausdrücke in der Weltsprache Englisch auch gerechtfertigt. Gemeint ist, dass beim Kauf von Textilien oft vor allem auf den günstigen Preis geachtet wird, die Kaufentscheidung schnell fällt, die Kleider oft nicht viel taugen, nach kurzer Zeit nicht mehr gefallen, und kaum getragen werden. Der Onlinehandel verstärkt dieses Phänomen, zumal viele Retouren nicht mehr in den Handel kommen, sondern entsorgt werden. Das ist in hohem Maße schlecht im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Umweltschonung, denn zu Produktion, Handel und Entsorgung werden Rohstoffe, Wasser und Energie verbraucht, Chemikalien und Pestizide eingesetzt, gegebenenfalls Mikrofasern und jede Menge CO2 freigesetzt.

Was hilft, ist längst bekannt, auch dafür gibt es einen neuen Begriff: „Slow Fashion“. Schon beim Kauf sollte man sich Zeit lassen und überlegen, ob man das jeweilige Kleidungsstück wirklich braucht. Außerdem halten bekanntlich gute Kleider länger. Also sollte möglichst auf Qualität und Herstellungsbedingungen geachtet werden! Generell gilt: Kleidung länger zu tragen ist die beste Methode, um Energieverbrauch und Umweltbelastungen zu reduzieren. Die Nutzungsdauer kann auch verlängert werden, in dem man Kleidung an Freunde und Bekannte weitergibt, auf Kleidertauschpartys oder in Sozialkaufhäuser bringt. Auch das Reparieren von Kleidung und das Sohlen von Schuhen dient der Nachhaltigkeit, ebenso das Upcycling, d. h. kreativ Umarbeiten und neu Kombinieren von Textilien. Schließlich spielt das Recycling von Altkleidern eine immer größere Rolle. Dies erscheint auf den ersten Blick sinnvoller als die Verbrennung oder Deponierung von Alttextilien, doch auch Recycling benötigt oft viel Energie und Chemikalien.

Das Thema ist komplex und wird jetzt noch komplizierter. Denn selbst zerschlissene und stark verschmutzte Kleidung darf ab Januar nicht mehr mit dem Restmüll entsorgt werden. Dazu schreibt die Zeitschrift „Ökotest“ (https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Wohin-mit-alter-Kleidung-Neue-Regeln-fuer-Altkleider-ab-2025_15087_1.html, aufgerufen am 30.11.2024): „Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Textilindustrie nachhaltiger zu machen - und die Recyclingquote zu erhöhen. Ein Schritt dorthin ist die neue Abfallrahmenrichtlinie, die ab Januar 2025 die getrennte Sammlung von Textilien vorschreibt. Das bedeutet: Kleidung, Bettwäsche und andere Textilien dürfen nicht mehr in den Restmüll geworfen werden. (…) Die neue Regelung kommt nicht von ungefähr. Die Textilindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer weltweit. Sie verursacht mehr Treibhausgase als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen und ist für 20 Prozent der Frischwasserverschmutzung verantwortlich. Hinzu kommt die Belastung durch Mikroplastik aus synthetischen Fasern. Derzeit wird in der EU nur ein Prozent der Kleidung recycelt. Der Großteil landet in der Müllverbrennung oder wird exportiert, oft in Länder, die nicht über die nötige Infrastruktur für eine umweltgerechte Verarbeitung verfügen. Die neue EU-Verordnung soll das ändern und eine Kreislaufwirtschaft für Textilien etablieren.“

Noch nicht abschließend geklärt ist, was mit verschmutzten Textilien geschehen soll. Die Tageszeitung „Frankfurter Rundschau“ zitiert am 30. November Thomas Fischer, Experte für Alttextilien beim Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE): „Das System finanziert sich über gut erhaltene und tragbare Kleidung. Wenn nun ab 2025 vermehrt kontaminierte, also verschmutzte oder nasse Kleidung aus Restmüllbehältern in die Altkleidercontainer kommen würde, wäre es noch schwieriger dieses kostenlose System aufrechtzuerhalten. (…) In der Alttextilbranche kann keine verschmutzte Kleidung verwendet werden.“ (https://www.fr.de/ wirtschaft/januar-2025-restmuell-verbot-eu-vorgabe-2025-altkleider-spende-container-kleider-kleidung-regel-zr-93435183.html, aufgerufen am 30.11.2024) Laut Fischer werde jedes Kleidungsstück händisch betrachtet; was nass, feucht oder verschmutzt ist, sei nicht für die Weiterverwendung geeignet - nicht einmal für Putzlappen oder Dämmmaterial.