Virtuelle Rekonstruktion der Villa Rustica in Oberlöstern.
Baubesprechung an den Grabhügeln.
Sicher haben Sie sich - als Anwohner im Löstertal oder als Spaziergänger - schon gefragt, was denn da an den Grabhügeln gebaut wird. Nein. Die Baumaßnahmen zwischen den Grabhügeln haben ausnahmsweise Mal nichts mit dem Glasfaserausbau zu tun (der gleichzeitig am Weg vorbei erfolgt): Hier geht es darum, die spannende und nicht auf Anhieb sichtbare einzigartige Geschichte des Ortes erlebbar zu machen.
Die Geschichte der Stadt Wadern und vor allem der Gegend um Oberlöstern ist sehr reich und beginnt schon lange vor der Zeit der Ritter und Burgen. Die antiken Zeugen der Geschichte sind spannend, aber heute weitgehend nicht mehr zu sehen. Die Stadt Wadern möchte die vor rund 2.000 Jahren existierenden Gebäude wie den Landsitz, den Tempel oder die Umgebung der gallo-römischen Grabhügel virtuell und analog zum Leben erwecken und veranschaulichen, ohne sie jedoch auszugraben.
Im Rahmen einer von 2010 bis 2022 laufenden Kooperation zwischen der Stadt Wadern und dem Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie zunächst der Universität Mainz, dann der Universität des Saarlandes, vertreten durch Frau Univ.-Prof. Dr. Sabine Hornung, wurden die archäologischen Denkmäler der Mikroregion Oberlöstern - bestehend aus römischem Gräberfeld und zugehörigem Gutshof, Tempelbezirk, Steinbrüchen und späteisenzeitlich-frührömischer Vorgängersiedlung - umfassend erforscht.
Das Konzept einer Inwertsetzung der gallo-römischen Monumentalgrabhügel von Oberlöstern und ihres archäologischen Umfelds beinhaltet unter anderem 3D-Rekonstruktionen in analoger sowie digitaler Form sowie die Verbesserung der Infrastruktur an verschiedenen Aussichtsstandorten. Dabei sollen die umfangreichen archäologischen Forschungsergebnisse der letzten Jahre vermittelt, aber auch die konkrete Aufenthaltsqualität vor Ort für BesucherInnen durch barrierefreie Wege, eine verbesserte Parksituation sowie Sitzgelegenheiten gesteigert werden. Die offizielle Eröffnung ist für den Sommer 2025 vorgesehen.
Konkret heißt das: An drei Standorten (an den Grabhügeln, am Ortsausgang von Oberlöstern Richtung Grabhügel und am Höhenweg oberhalb der Grabhügel) werden insgesamt vier Peilstationen mit jeweils einer Projektion der rekonstruierten Baudenkmäler in die aktuelle Landschaft hinein, ergänzt durch Informationen auf Pulttafeln, angebracht.
Ein neu angelegter Weg ermöglicht den barrierefreien Zugang bis in Höhe der Grabhügel. Zwischen den Grabhügeln wird in Umrissen der Standort des ehemaligen Pfeilergrabmals kenntlich gemacht.
Um diese kulturhistorische Sehenswürdigkeit für Besucher*innen nicht nur begeh-, sondern auch erlebbar zu machen, sind bei der Inwertsetzung auch virtuelle Rekonstruktionen von nicht mehr erhaltenen archäologischen Strukturen nötig, sowohl für die verschiedenen Peilstationen als auch für einen animierten Panoramaflug über das Areal, der mit Unterstützung der Kulturstiftung umgesetzt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses ambitionierte kulturtouristische Projekt auf zwei Säulen ruht: Einerseits geht es um eine bauliche und gestalterische Infrastruktur-Aufwertung der „gallo-römische Siedlungskammer Oberlöstern“. Zweitens ist die fachwissenschaftlich korrekte Visualisierung der einzelnen Bestandteile (villa rustica, Monumentalgrabhügel und Gräberfeld, gallo-römischer Umgangstempel) an den verschiedenen Aussichtspunkten wesentlich.
Die Maßnahme wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie gefördert.