Vielfach ist bemerkt, meist auch bedauert worden, dass der Klimawandel im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt hat. Woran mag das liegen? Sind alle Fakten so deprimierend, dass man lieber darüber schweigt? Sind alle Argumente bereits vorgebracht, alle Tipps genutzt, alle Maßnahmen schon verbraucht? Haben die Menschen inzwischen genug von der Klimadiskussion? Wie dem auch sei… Anscheinend gibt es nicht nur zu Wahlkampfzeiten prickelndere Themen. Aber die Vermutung liegt nahe, dass wir alle uns nicht nur bei den Gesprächsthemen, sondern auch in unserem Verhalten inzwischen auf die Klimaveränderungen eingestellt haben. Die einen wollen ganz einfach nichts mehr davon wissen oder haben resigniert, für die anderen ist klimaschonendes Verhalten längst so selbstverständlich geworden, dass gar nicht mehr groß davon gesprochen wird.
Wenn auch die Rede von Klimaschutz abzuflachen scheint, nehmen doch Überlegungen, wie wir uns auf das veränderte Klima einstellen sollten, zu. Das gilt für die Industrie beispielsweise im Zusammenhang mit der Produktion von generativer Energie, „grünem“ Stahl, abgasfreien Autos, nachhaltigen Baumaterialien bis hin zur klimafreundlichen Mode und Ernährung. Die Tourismusbranche setzt im Winter auf Kunstschnee, verlängert in (vor allem) südlichen Gebieten die Saison und entwickelt nachhaltige und alternative Tourismusformen. Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden geht es neben der Vermeidung von Wärmeverlusten immer mehr auch um Hitzeschutz. Bei Versicherungen werden Elementarschäden immer wichtiger. In der Landwirtschaft werden Pflanzen angebaut und neue Sorten gezüchtet, die mit wenig Wasser auskommen. Der Umgang mit Wasser und Böden spielt auch bei der Tierhaltung und der Entwicklung neuer Ernährungsformen (Stichwort: Insekten) eine immer größere Rolle. Ergänzen Sie selbst die Liste der Beispiele und denken Sie an Ihren Alltag dabei! Sogar unter Kleingärtnern stellt man sich auf das veränderte Klima ein. Nicht nur, dass inzwischen Gemüse und Obstsorten, die früher bei uns gar nicht gingen, angebaut werden, auch auf die Planung und Anlage des eigenen Gartens haben die Klimaveränderungen Einfluss. Beispielsweise legen inzwischen immer mehr Hobbygärtner statt Hochbeeten sogenannte Kraterbeete an, wie sie auf den Kanarischen Inseln Tradition haben (mehr darüber demnächst).
Dies alles zeigt Veränderungen in unserem Verhalten und in unserer Haltung auf: Die Bemühungen, die Erderwärmung zu reduzieren und den Klimawandel möglichst zu verzögern sind das Eine. Andererseits passen wir uns bereits den veränderten Klimabedingungen an. In diesem Zusammenhang spricht man von Resilienz. Der Begriff stammt aus der Psychologie. Wikipedia definiert: „Resilienz (von lateinisch resilire: zurückspringen, abprallen, nicht anhaften), auch Anpassungsfähigkeit, ist der Prozess, in dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Dieser Prozess umfasst: Auslöser, die Resilienz erfordern (z. B. Traumata oder belastenden Stress), Ressourcen, die Resilienz begünstigen (z. B. Selbstwertgefühl, positive Lebenshaltung, unterstützendes soziales Umfeld) und Konsequenzen (z. B. Veränderungen im Verhalten oder in Einstellungen). Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_(Psychologie), aufgerufen am 22.02.2025. Resilienz in Bezug auf den Klimawandel bedeutet die Fähigkeit oder besser: den Prozess, sich auf Veränderungen anzupassen, vor Schäden (Hitze, Extremwetter) zu schützen und sie zu minimieren, durchaus auch Vorteile zu nutzen, vorhandene Stärken zu erhalten und auszubauen, Ressourcen zu schonen, Innovationen (Baumaterialien, Neuzüchtungen) voranzubringen usw. Wichtig: Es geht weniger um kurzfristige Anpassung als um langfristige Konzepte.