v.l.n.r. Ortsteilbürgermeister Nahetal, Thomas Weigelt, Ortsbürgermeisterin Billigheim-Ingenheim, Diana Hirsch, Bürgermeister Alexander Brodführer
v.l.n.r. Ortsteilbürgermeister St. Kilian, Robin Lützelberger, Beigeordneter Ilbesheim, Heiko Kehrt, Bürgermeister Alexander Brodführer
v.l.n.r. Bürgermeister Stadt Plettenberg, Ulrich Schulte, Bürgermeister Schleusingen Alexander Brodführer
Am 3. Oktober feierte die Stadt Schleusingen nicht nur den Tag der Deutschen Einheit, sondern auch ein ganz besonderes Jubiläum: 35 Jahre Städtepartnerschaft mit der Stadt Plettenberg im Sauerland. Ort des festlichen Geschehens war der Künstlerhof Roter Ochse - ein symbolträchtiger Ort, der ohne die Wiedervereinigung in seiner heutigen Form wohl nicht existieren würde.
Bürgermeister Alexander Brodführer begrüßte zahlreiche Gäste - darunter die Delegation aus Plettenberg mit Bürgermeister Ulrich Schulte, Vertreterinnen und Vertreter aus den Partnergemeinden Billigheim-Ingenheim und Ilbesheim sowie Stadträte, Vereinsmitglieder, Unternehmer und Vertreter der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Oberzentrum Suhl, Zella-Mehlis und Oberhof.
In seiner Ansprache erinnerte Bürgermeister Brodführer an die Zeit des Umbruchs 1989/90 und betonte die historische Bedeutung der Städtepartnerschaften: Bereits vor der offiziellen Wiedervereinigung wurden die ersten Kontakte geknüpft und Partnerschaften vertraglich vereinbart - ein starkes Zeichen der Hoffnung und des Zusammenwachsens. Aus diesen Partnerschaften seien über die Jahre echte Freundschaften entstanden, die heute aktueller und wertvoller seien denn je.
Er sprach offen über seine eigenen Erinnerungen an das Jahr 1990. Als 16-Jähriger habe er damals gespürt, wie plötzlich neue Möglichkeiten entstanden seien. Die Grenzöffnung eröffnete Perspektiven, die vorher unvorstellbar waren. Doch er erinnerte auch an die Herausforderungen der Zeit: den Übergang von Plan- zur Marktwirtschaft, den Strukturwandel und die tiefgreifenden Veränderungen im Leben vieler Menschen. Seinen Respekt zollte er all jenen, die diese Umbrüche mit Mut und Tatkraft gemeistert haben - insbesondere den Unternehmerinnen und Unternehmern, die in der Nachwendezeit neue Wege gegangen sind und bis heute zur wirtschaftlichen Stärke Schleusingens beitragen.
Dirk Lindner, Beigeordneter des Landkreises Hildburghausen, erinnerte in seiner Rede an den Mut der Menschen, die 1989 die friedliche Revolution möglich gemacht haben. Er würdigte die über 100 Ost-West-Partnerschaften im Landkreis, die aktiv gepflegt werden und nach wie vor lebendig sind.
Uli Schulte, Bürgermeister der Partnerstadt Plettenberg, brachte es in seiner Rede auf den Punkt: Schleusingen brauche heute in der interkommunalen Zusammenarbeit keine Hilfe mehr - aber die Freundschaft sei geblieben und sei heute wichtiger denn je. Gerade angesichts neuer Spannungen und Diskussionen zwischen Ost und West sei es Aufgabe der Städtepartnerschaften, ein Zeichen zu setzen: Die deutsche Einheit funktioniert - wenn wir das Gemeinsame betonen und nicht das Trennende.
Ein Höhepunkt des Abends war die feierliche Erneuerung der Partnerschaften zwischen Schleusingen und Plettenberg, Hinternah und Billigheim-Ingenheim sowie Breitenbach und Ilbesheim. Auch Diana Hirsch, frisch gewählte Bürgermeisterin aus Billigheim-Ingenheim, und Heiko Kehrt, Beigeordneter aus Ilbesheim, betonten die Wichtigkeit des Austauschs.
Ein weiterer und besonderer Höhepunkt des Abends war die erstmalige Verleihung der Ehrenbürgerwürde seit der Wiedervereinigung.
Wie vom Stadtrat am 23. Mai 2024 beschlossen, wurde zwei prägenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte diese höchste Auszeichnung Schleusingens verliehen: Thomas Franz, langjähriger Bürgermeister von Nahetal-Waldau, und Klaus Brodführer, ehemaliger Bürgermeister von Schleusingen.
Beide wurden im Rahmen der Feierlichkeit in das Ehrenbuch der Stadt eingetragen und erhielten eine eigens entworfene Ehrenmedaille.
In seiner Laudatio würdigte Thorsten Heublein die über 28-jährige kommunalpolitische Laufbahn von Thomas Franz. Als Bürgermeister der Gemeinden Hinternah und Silbach ab 1990, später von Nahetal-Waldau, setzte er sich maßgeblich für die infrastrukturelle, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Ortsteile ein - von Dorferneuerungen über den Ausbau von Verkehrswegen bis hin zur Umgestaltung von Industriebrachen zu lebenswerten Plätzen. Auch der Aufbau der Partnerschaft zu Billigheim-Ingenheim trägt seine Handschrift.
Franz selbst nahm die Ehrung sichtlich bewegt entgegen und betonte, dass die Auszeichnung auch allen gelte, die gemeinsam mit ihm die Region geprägt haben.
Mathias Eckhardt, Ehrenstadtrat, würdigte in seiner Rede das Wirken von Klaus Brodführer, der von 1990 bis 2018 - also über 28 Jahre - Bürgermeister der Stadt Schleusingen war. Als erster frei gewählter Bürgermeister nach der Wende führte er die Stadt mit großem Einsatz aus der sozialistischen Verwaltung hin zu moderner kommunaler Selbstverwaltung. In dieser Zeit entstanden zentrale Bauvorhaben, wie die Sanierung der Altstadt, der Bau der Henneberghalle, die Ansiedlung großer Handelsunternehmen sowie die Aufnahme der Bertholdsburg in die Thüringer Schlösserstiftung. Besonders hervorgehoben wurden Brodführers persönliche Bescheidenheit, seine klare Handschrift in vielen Projekten und sein konsequenter Einsatz für eine schuldenfreie Stadt.
In seiner emotionalen Dankesrede zeigte sich Klaus Brodführer tief bewegt und dankbar. Er betonte, dass er aus Überzeugung für Demokratie, für die Stadt Schleusingen und für den Frieden gehandelt hat.
Mit dem gemeinsamen Gesang der Nationalhymne und einem geselligen Ausklang bei Bratwurst, Bier und Live-Musik des Duos „Jazznah“ fand ein bewegender Abend seinen feierlichen Abschluss.
Ein Tag, der deutlich machte: Die Deutsche Einheit ist auch nach 35 Jahren nicht selbstverständlich - aber sie ist lebendig. Und sie bleibt ein Auftrag für die Zukunft.