Die Trauer um geliebte und geschätzte Weggefährten im Verein ist immer mit Wehmut, Erinnerung, aber auch mit Schmerz verbunden. Ein Schmerz, der sich von dem der Angehörigen unterscheidet.
Als unsere Vorfahren Menschen wurden, begriffen sie den Tod als etwas Unausweichliches und versuchten, den Verlust ihrer Gefährten durch Totenkult zu bewältigen. Aus diesem Totenkult sind vor sehr langer Zeit die Religionen entstanden. Der Glaube an die Wiedergeburt und an ein Leben nach dem Tod versprach Erlösung. Dieser Glaube hat den Religionen eine zentrale Stellung in der Gesellschaft verschafft. Heute stehen wir an der Schwelle der Auslöschung der alten Religionen durch technokratische Strukturen.
Vom Schmerz gibt es keine wirkliche Erlösung. Jeder Mensch muss ihn innerlich allein ausfechten. Aber viele Menschen können mit Hilfe der Religion, der Kunst, aber auch der Wissenschaft besser damit umgehen. Manchen hilft Gott, anderen die Musik, die Natur oder die Wissenschaft. Aber die beste Hilfe für den Menschen ist der Mensch selbst Menschen brauchen einander in der Gesellschaft, in der Familie, in der Gemeinde, im Arbeitskollektiv, aber auch im Verein.
Unsere Gründungsmitglieder Ilse Pohl und Gudrun Lange, die seit der ersten Stunde vor fast 30 Jahren dabei waren, sind im November dieses Jahres verstorben und hinterlassen schmerzliche Lücken im Orlamünder Burgverein.
Wir gedenken ihrer an dieser Stelle.
Sie waren grundverschieden in Charakter, Mentalität und persönlichem Auftreten, aber der Burgverein ist eine schöpferische und vielseitige Gemeinschaft. Sie packten dort an, wo sie kompetent waren und gebraucht wurden. Dafür sind wir alle sehr dankbar und können auf gemeinsame schöne Jahre zurückblicken und wissen diese fruchtbare Zeit zu schätzen. Ihre Leistungen und ihr persönliches Wirken im Burgverein werden wir kurz würdigen.
Gudrun Lange war neben ihrem Ehemann Peter eine der zentralen Personen in den ersten Jahren nach der Gründung des Vereins.
Das Interesse von Gudrun galt in erster Linie der Geschichte, die in direktem Zusammenhang mit Orlamünde und den umliegenden Gemeinden stand. So war Ihre Arbeit im Verein immer getragen von der Liebe zur Heimat, „unserem mittleren Saaletal“ und der Treue zur Stadt Orlamünde. Die poetische Gestaltung und integrative Organisation von Laienspielen zu den jährlichen Burgfesten war ihre ursprüngliche Leidenschaft. Diese entwickelte sie stetig weiter und schrieb gemeinsam mit ihrer Tochter Rita Wolff das historische Laienspiel „Luther, Karlstadt und die Orlamünder“, das in den Jahren 2013 bis 2017 anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ mehrfach mit großem Erfolg mit Orlamünder Laiendarstellern auch über die Grenzen Orlamündes hinaus aufgeführt wurde.
Grundlage für dieses Erfolgsstück war ihre Publikation über das Wirken Karlstadts in der Reformation und in seinem Wirken als Pfarrer in Orlamünde, mit der sie sich selbst ein Denkmal gesetzt hat, da der Inhalt weit über die übliche routinemäßige Wiedergabe von Fakten hinausgeht.
Hartnäckig hielt Gudrun Lange an ihrer Vorstellung fest, dem Reformator eine große Dauerausstellung zu widmen. Mit der Unterstützung von Vereinsmitgliedern entstand eine einzigartige Ausstellung in der gesamten 2. Etage der Kemenate pünktlich zum 500jährigen Jubiläum der Reformation.
Dieses Kleinod in der Kemenate wurde über die Landesgrenzen hinaus bekannt und von namhaften Karlstadt-Forschern und der damaligen Landesbischöfin hochgeschätzt und besucht.
Gudrun hat gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter viele Stunden und Tage in Archiven und Bibliotheken zugebracht. Neben der Arbeit an der Karlstadt-Thematik hat Gudrun Lange das Büchlein „Der Dienstädter Altar“ geschrieben, welches im Jahr 2002 von der Kirchgemeinde Dienstädt herausgegeben wurde.
Die Arbeit mit Schülern war ihre große Freude denn Gudrun Lange war in ihrem Berufsleben Lehrerin, vor allem für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer, und viele Jahre Direktorin in Orlamünde. Gudrun hat im Laufe der Jahre viele Projekte für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Spezielle Kinderführungen durch die Kemenate, Leben im Mittelalter, Färben mit Naturmaterialien sind nur einige Themen der Veranstaltungen für Schüler aller Altersklassen und Schulformen.
Darüber hinaus hat sie zahlreiche Erwachsene durch die Kemenate geführt und über die Geschichte des Gebäudes und des Grafengeschlechts informiert.
Gudrun Lange war tief verbunden mit ihrem Familienkreis. Sie liebte die Harmonie ihres Gartens, die Nähe der schnurrenden Katzen und die Geborgenheit ihrer kleinen Welt voller schöner Dinge.
Ihre ideenreiche und auch kritische Mitwirkung in Versammlungen und im Vereinsleben fehlten dem Verein seit ihrer Erkrankung.
Ilse Pohl war eine Institution in Orlamünde. Im Burgverein war sie eine Quelle der Freude und Begeisterung. Im Vorstand des Vereins war sie viele Jahre tätig. Ihre unermüdliche Hilfe beim Burgfest bleibt unvergessen. Sie hatte sich zur Spezialistin für den Kuchenstand qualifiziert. Die liebevolle Zubereitung der Kuchenplatten und der freundliche Verkauf zu allen Burgfesten werden unvergessen bleiben. Bei vielen anderen Veranstaltungen war sie diejenige, die anspornte und mobilisierte.
Ilse Pohl hat der Orlamünder Burgverein seinen Namen „Burgverein“ zu verdanken. Bei der Gründung des Vereins und der Namenssuche hatte sie die Idee, unseren Verein Burgverein zu nennen in Erinnerung an die alte Grafenburg. Das war einfach die treffendste und beste Bezeichnung für einen Verein mit unseren Vorhaben in der und um die Kemenate.
Ihre Hobbys Radfahren und Wandern führten zur Gründung einer Wandergruppe des Vereins. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr Engagement bei der Organisation der wöchentlichen Wanderungen des Burgvereins. Dies begann vor über 20 Jahren. Ihre besondere Liebe galt ihrer unmittelbaren Heimat, dem Essental in Freienorla und den Wegen nach Langenorla oder Dienstädt. Ihre Naturverbundenheit und ihre Pflanzenkenntnisse waren bei jeder Wanderung eine kleine Fortbildung. Das Essen aus dem Rucksack im Wald auf dem Forst oder auf dem Buchberg ist einigen von uns noch in besonderer Erinnerung. Es sind schöne Momente, an die viele Mitglieder des Burgvereins mit Dankbarkeit und Wehmut zurückdenken. Die Wandergruppe besteht nach wie vor. Aber wegen der Gebrechlichkeit einiger Mitglieder verdient sie diesen Namen nicht mehr.
Die emotionale Wunde, die Ilse Pohl im Verein hinterlässt, ist schwer zu heilen. Es tut weh, wenn man die alten Vereinsfotos der vergangenen Jahre mit dem feinen Lächeln und ihrer unvergleichlichen Ausstrahlung betrachtet.
Durch ihre Arbeit im Gesundheitswesen kam Ilse mit vielen Bürgern in Kontakt, unterstützte sie, gab Ihnen Rat in schwierigen Situationen und motivierte sie. Sie war immer Hans Dampf in allen Gassen, aber stets den Menschen selbstlos zugewandt.
So sind Gudrun Lange und Ilse Pohl in Orlamünde - über den Verein hinaus - durch ihr Wirken als Lehrerin und in der medizinischen Betreuung zu sehr geschätzten Menschen geworden.
Den Familien der Verstorbenen wünschen wir viel Kraft und Zuversicht in dieser schweren Zeit des Abschiedsnehmens.
In stiller Trauer und in ehrenden Gedenken
Im Namen der Mitglieder des Orlamünder Burgvereins
Ute Leonhardt und Stefan Spange