Eduard Sahanek, Erkennungsdienstliche Kartei, Gestapo Wien, 1942
Morzinplatz, Hotel „Métropole“
Am 9. Januar 1945 schickt der Weimarer Architekt Ernst Flemming, leitender Architekt der „REIMAHG“ an den Stadtrodaer Landrat, Abteilung Paßpolizei, ein Schreiben, indem er um Genehmigung einer Dienstreise von Eduard Sahanek nach Prag bittet. Nachfolgend bestätigt Flemming in einem 2.Schreiben, dass Sahanek bei ihm als Architekt in der Bauleitung der „REIMAHG“ tätig ist. Für die meisten sind es eher kaum beachtenswerte Schreiben, hinter dem jedoch, bei Hinterfragung der Fakten, ein Vielfaches an Informationen steckt.
Wer ist Eduard Sahanek, woher kommt er und in welchen Zusammenhang steht er zu Ernst Flemming?
Die Spurensuche führte zu einer überraschenden Geschichte…
Sahanek wurde am 28. April 1918 in Wien, Österreich geboren, nach dem Schulabschluss begann er eine Ausbildung zum Architekten.
Am 13. März 1942 verhaftete ihn die Wiener Gestapo.
Der Grund seiner Verhaftung ist schwerwiegend: Wehrdienstverweigerung. Er wird in der Gestapo-Leitstelle am Morzinplatz inhaftiert. Die Leitstelle befand sich im ehemaligen luxuriösen Hotel "Metropole", welches 1938 nach "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland von der Gestapo beschlagnahmt wurde.
Kriegsdienstverweigerer erwarteten schwere Zuchthausstrafen wegen „Wehrkraftzersetzung“ - in der Regel: Einweisung in ein KZ - und bei Festhalten ihrer Verweigerung die Todesstrafe.
Am 16. Mai 1942 wird Eduard ins KZ Dachau überstellt, erhält die Häftlingsnummer 30087 und nach weiteren 5 Monaten überführt in die Gestapo im September 1942 nach Buchenwald, wo man ihn unter der Häftlingsnummer 9365 registriert.
Hier wird er am 30. September 1942 dem Außenkommando Köln-Deutz, der neu gegründeten III. SS-Baubrigade unterstellt, von der zwischen September 1942 und Mai 1944 mit bis zu 1.000 KZ-Häftlinge hauptsächlich im Messelager Köln sowie in den Nebenstellen Düsseldorf, Dortmund und Bergisch Gladbach Bau- und Räumungsarbeiten erledigt wurden. 1943 schickt man ihn zurück nach Buchenwald. Wo er auf Grund seiner Ausbildung nun im Kommando der Zentralbauleitung des KZ eingesetzt wird, untergebracht in Baracke 45, später in Baracke 38.
Er arbeitet hier bis zu seiner Entlassung am 20.April 1944, die auf Anordnung vom 25.März 1944 durch die Gestapo Berlin erfolgte.
Nach seiner Entlassung wird er zur „REIMAHG“ überstellt und arbeitet als Architekt in der Bauleitung bei Ernst Flemming. Als Österreicher zählt er nachweislich nicht zur Gruppe der Zwangsarbeiter der „REIMAHG“. Eduard überlebt die Strapazen beider KZs und den Einsatz in der „REIMAHG“. Er verstirbt am 21. März 1958 und wird auf dem Friedhof Baumgarten, Wien beerdigt.