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Amtsblatt Verwaltungsgemeinschaft "Südliches Saaletal"
Ausgabe 4/2023
Nichtamtlicher Teil
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Der Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.“, Sitz Kahla, informiert:

Straßenkämpfe in Blankenhain, 12. April 1945, nachmittags

Kämpfe bei Kesslar

Am Vormittag des 12. April hatten Pioniereinheiten der Wehrmacht alle Brücken über die Saale gesprengt und am Ostufer Position bezogen.

Vor 78 Jahren - Kahla im April 1945, Teil 1

In nur 16 Tagen haben Einheiten der Dritten US-Armee unter General Patton ganz Thüringen besetzt, darunter Kahla.

Es beginnt am Ostersonntag, den 1. April 1945, während in Eisenach und Gotha bereits gekämpft wurde, ordnete der Kahlaer Bürgermeister Ernst Hermann die Stadtverwaltung an, im Fall eines Feindalarms, sämtliche Personalakten und Karteikarten der Einwohner, Dokumente, Unterlagen usw. zu vernichten.

Zu diesem Zeitpunkt lag bereits die Lufthoheit über Thüringen in Händen der Alliierten und man lief Gefahr von Tiefflieger beschossen zu werden.

Gauleiter Sauckel rief zwar am 7. April noch zum Kampf und Widerstand auf, setzte sich selbst jedoch Richtung Bayern ab und überließ sein Gau sich selbst.

Noch am gleichen Tag erfolgten von Tieffliegern erste Bombenabwürfe über Kahla. Ihr Ziel waren die Gleisanlagen am Bahnhof. Mehrere Wohnhäuser wurden zerstört oder beschädigt und 7 Menschen verloren ihr Leben. Einen Tag später, am 8. April, wird der Güterbahnhof und die Porzellanfabrik getroffen und am 9. April fielen Bomben auf Lindig, drei Menschen starben.

Die Betriebsdirektion der „REIMAHG“ evakuiert am 10. April die Zwangsarbeiter in mehreren Marschkolonnen Richtung Südosten. Kranke und Marschunfähige brachte man ins Lager VII, im Leubengrund, dort überließ man sie ihren Schicksal.

Am 11. April, am späten Nachmittag, wird in Kahla Feindalarm ausgelöst. Die geplante Vernichtung der Akten der Stadtverwaltung beginnt unter Aufsicht des Hauptamtsleiters Kunisch, sie kommen in die Brennöfen des Kahlaer Porzellanwerks. Auch von der REIMAHG -Verwaltung werden Lastwagen voll mit Unterlagen zur Vernichtung ins Porzellanwerk gebracht.

Zu dieser Zeit planen die amerikanischen Einheiten schon ihren Vormarsch zur Saale. Im Hauptquartier des 707. Panzer Bataillon, stationiert in Elxleben bei Erfurt, treffen sich die Kommandeure der Einheiten zur Besprechung, für ihren Einsatz.

Am gleichen Tag überfliegen Aufklärer Kahla. Im fotografischen Focus steht jedoch nicht die „REIMAHG“, sondern die Saalebrücken. Die Aufnahmen haben einen taktischen Hintergrund.

Im Ergebnis dieser Besprechung wird noch am späten Abend des 11. April die spezielle Kampfgruppe „Taskforce Crater“ gebildet. Sie setzt sich aus Einheiten der 89. Infanterie Division zusammen, die dem VIII Corps der Dritten US-Armee unterstehen.

Zur „Task Force Crater“ gehören:

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707. Panzer Bataillon

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1. Bataillon des 353. Infanterie Regiment

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340. Artillerie Bataillon

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Kompanie A des 550. Luftabwehrbataillon

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89. Aufklärungstruppe

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Kompanie A des 602. Tank Destroyer Bataillon

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Ein Zug der Kompanie A des 314. Pionier Bataillon

„Task Force Crater“ steht unter direktem Befehl von Oberstleutnant Hilwert S. Streeter (1911 - 1986), Kommandeur des 707. Panzer Bataillons.

Vom VIII Corps wird folgender Befehl an sie erteilt:

„Einnahme und Halten der Brücken in der Zone der 89. Infanterie Division“.

Diese Zone verlief südlich von Jena/Maua bis Zeutsch. Das bedeutete, dass insgesamt fünf Brücken an der Saale eingenommen werden mussten, in Rothenstein, Großpürschütz, Kahla, Freienorla und Zeutsch.

Speziell für diesen Auftrag wird „Task Force Crater“ nochmals in drei separate Gefechtsgruppen aufgeteilt:

1.

„Gefechtsgruppe Morris“, verantwortlich für die Einnahme der Brücken in Rothenstein, Großpürschütz und Kahla, die Brücken bei Kahla haben oberste Priorität.

2.

„Gefechtsgruppe Fleig“, verantwortlich für die Einnahme der Brücken in Freienorla und Zeutsch.

3.

„Gefechtsgruppe Oliver“, ist Reserve für die gesamte „Task Force Crater“.

Der Einsatz von „Task Force Crater“ beginnt in der Nacht vom 11. - 12. April 1945 in der Nähe von Bad Berka. Am 12. April, früh 9.40 Uhr beginnt ihr Angriff, sie rücken über zwei Marschrouten Richtung Saale vor. Bereits bei Blankenhain fällt „Gefechtsgruppe Fleig“ unter schweren Beschuss von Flak 88 Geschützen. Erst am Nachmittag, 15.00 Uhr haben sie die Stadt unter Kontrolle.

Auch in Kesslar kam es zu schweren Kämpfen zwischen US-Einheiten, die sich gegen Panzer und Infanterie behaupten mussten.

„Kampfgruppe Morris“ stößt nur auf wenig Widerstand, verlor aber viel Zeit durch Straßensperren.

Fortsetzung folgt.