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Amtsblatt Verwaltungsgemeinschaft "Südliches Saaletal"
Ausgabe 4/2024
Nichtamtlicher Teil
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Informationen 30 Jahre VG

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner unserer Verwaltungsgemeinschaft,

am 08. März 2024 feierte unsere Verwaltungsgemeinschaft einen runden Geburtstag. Sie wurde 30 Jahre alt. Auf freiwilliger Basis war sie zwischen 18 Gemeinden unserer Region ursprünglich bereits Ende November 1993 durch gleichlautende Beschlüsse gegründet worden. Kurz zuvor hatten Gemeindevertreter noch in Orlamünde im Rathaus mit dem damaligen Landrat Jürgen Mascher Möglichkeiten erörtert, wie unsere Gemeinden eine möglichst kostengünstige Verwaltung aufstellen könnten, ohne die eigene Selbständigkeit zur Eingemeindungen zu gefährden. Mit Sulza und Bucha benötigten zwei Gemeinden noch etwas länger für ihre Entscheidung, entschieden sich aber bis Mitte Dezember auch noch für einen Beitritt zur VG. Verwaltungssitz wurde Kahla als zentraler Ort mit dem Erwerb einer kreiseigenen Immobilie in der Bahnhofstraße 23. Die Bestätigung dieses Zusammenschlusses durch das Thüringer Innenministerium erfolgte dann jedoch erst am 15. Februar 1994. Diese wurde am 07.03.1994 im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 8 veröffentlicht und trat am Folgetag, dem 08. März 1994 in Kraft.

Dies alles erfolgte in durchaus wilden Zeiten. Auf Landkreisebene stand zum 01.07.1994 eine Gebietsreform mit dem Zusammenschluss dreier Kreise an, im Juni waren Kommunalwahlen angesetzt und auch auf Landesebene musste der Weg für viele neue Gesetze und Gesetzesgrundlagen für die Verwaltung geebnet werden. Unter diesen Bedingungen galt es für die damaligen Bürgermeister und den Gemeinschaftsvorsitzenden Rainer Franke, unsere VG mit Leben zu füllen und den Verwaltungsmitarbeitern der Gemeinden Sicherheit durch eine Perspektive zu geben. Auch dies dauerte etwas, wurde aber bis Ende 1994 gemeistert und auch der neue Verwaltungssitz konnte bezogen werden. Mit Beginn des Jahres 1995 nahmen 41 Mitarbeiter aus den Verwaltungen der Mitgliedsgemeinden ihren Dienst für die VG auf. Von diesen stehen zum heutigen Tage noch immer 10 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einem Angestelltenverhältnis mit der VG. Ein herzlicher Dank an dieser Stelle für diese Treue und den Einsatz für unsere Kommunen und unsere Bürger.

Als eine der größten Verwaltungsgemeinschaften im Hinblick auf Einwohnerzahl und Mitgliedsgemeinden hat sich unsere VG in den vergangenen drei Jahrzehnten bewährt. Viele Dinge sind auf den Weg gebracht und umgesetzt worden, viele Herausforderungen waren für die Verwaltungsgemeinschaft als ganzes oder einzelne Gemeinden zu bewältigen. Durch Zusammenhalt, Bündelung von Kompetenzen und Spezialisierung innerhalb unserer Verwaltung konnten nahezu alle Herausforderungen bewältigt werden. Wir verfügen heute etwa über ein leistungsfähiges und bürgerfreundliches Bürgerbüro mit Online-Terminvergabe, Foto- oder Kassenautomat, in dem die Bürger der VG und der Stadt Kahla ihre Meldeamts-Angelegenheiten erledigen können. Der 1996 durch unsere Gemeinden gebildete gemeinsame Standesamtsbezirk ist zwischenzeitlich in die Aufgabenerfüllung der Stadt Kahla übergegangen. Seit 1995 verfügen wir über eine gemeinsame Schiedsstelle für unsere Gemeinden. 2007 folgte dann ein weiterer bedeutsamer Schritt für unsere Verwaltungsgemeinschaft: Sechs Gemeindekindergärten gingen durch eine Übertragungszweckvereinbarung in die Trägerschaft unserer VG über, weitere drei Kindergärten folgten. Wir erfüllen zwischenzeitlich für 16 unserer Mitgliedsgemeinden die Aufgabe der Bereitstellung von Kindergartenplätzen - in Kürze werden es 17 sein. Die Anzahl unserer Beschäftigten ist mit der Übernahme und der Verantwortung für unsere Mitarbeiter in den Kindergärten auf mittlerweile über 100 angewachsen. Ein herzlicher Dank gilt auch diesen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung und Erziehung unserer kleinen Kinder und sorgen dafür, dass Eltern guten Gewissens und ohne Sorgen ihre Kinder in unsere Betreuung geben können.

Ein bedeutendes Thema in all unseren Handlungen und Überlegungen ist das Thema Effizienz. Insbesondere der Wunsch nach Ausbau kommunaler Zusammenarbeit bestand und besteht nach wie vor. Hier ist die vertrauensvolle partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Stadt Kahla hervorzuheben. Seit 2021 haben wir mit der Übernahme der Aufgabe des Meldewesens für die Stadt Kahla und der Übertragung der Aufgabe des Standesamts auf die Stadt wichtige Weichen stellen können. Gemeinsam haben wir zuletzt die Kommunale Arbeitsgemeinschaft „Energieregion Südliches Saaletal“ gegründet, um im Bereich Wärme- und Energieversorgung Untersuchungen anzugehen, inwieweit in unseren Gemeinden anteilig oder vollständig autarke Versorgung durch Energie- und Wärmeproduktion vor Ort möglich sein kann. Aber auch zB. im Bereich Bauhöfe ist unser Ziel, Möglichkeiten der Realisierung gemeinsamer Bauhöfe unserer Mitgliedsgemeinden zu finden.

Seit diesem Jahr können wir eine weitere Gemeinde, die Gemeinde Unterbodnitz, in unserer Gemeinschaft begrüßen.

Große und kleine Herausforderungen stehen auch aktuell an: Wir befinden uns in einem Superwahljahr mit mind. fünf Wahlen, die in jeder Gemeinde ordnungsgemäß durchgeführt werden müssen. Eine aus Sicht der Gemeinden seit vielen Jahren unzureichende Ausfinanzierung der ihnen auferlegten Aufgaben führen zu eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten in unseren Kommunen mit Investitions- und Reparaturstau. Wir befinden uns seit einigen Jahren in einem Generationenwechsel bei den Mitarbeitern. Dabei wird die Suche nach geeignetem Personal durch den auch im Bereich Verwaltung herrschenden Fachkräftemangel erschwert. Trotzdem denken wir, dass es uns gelungen ist, gute und motivierte neue Mitarbeiter zu finden, die die zT. großen Fußstapfen ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen ausfüllen können. Hier konnten wir etwa zum 01.04.2024 zwei neue Mitarbeiterinnen einstellen, die uns im Bereich der Kämmerei und des Ordnungsamts unterstützen werden.

Eine große vor allem finanzielle Herausforderung besteht zudem darin, unsere IT-Infrastruktur den Anforderungen der zunehmenden Digitalisierung der kommenden Jahre anzupassen. In diesem Prozess befinden wir uns aktuell mit dem Ziel auch hier durch vollständig digitale Antragsverfahren noch bürgerfreundlicher aufgestellt zu sein. Dabei ist allerdings noch ein beachtlicher Weg zu gehen. Ein kleiner Schritt zu mehr Bürgerfreundlichkeit wird auch eine komplett überarbeitete Homepage sein, die zur Jahresmitte an den Start gehen wird.

In unseren Kindergärten gehen aktuell unsere Kinderzahlen zurück. Geburtenstarke Jahrgänge verlassen aktuell die Kindergärten. Dies geht einher mit rückläufigen Geburtenzahlen in unserem gebiet in den letzten Jahren. Hier gilt es für uns Wege zu finden, für Eltern und Kinder noch attraktiver zu sein. Gleichzeitig steht aber aus unserer Sicht auch der Freistaat in der Verantwortung, die Gemeinden angesichts der andererseits stetig steigenden Kosten für die Kindergartenbetreuung nicht weiterhin im Stich zu lassen.

Trotz dieser Problemstellungen blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. Unsere VG ist ein leistungsstarker Dienstleister für unsere Bürger und Gemeinden. Sie bleibt mit gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeitern gut aufgestellt. Dies zeigt nicht zuletzt der Umstand, dass mit der Gemeinde Unterbodnitz eine weitere Mitgliedsgemeinde mit Beginn des Jahres 2024 zu uns gewechselt ist. Auch unsere Einwohnerzahlen sind stabil bis leicht steigend.

Ich bin überzeugt, dass die Verwaltungsgemeinschaft auch in Zukunft das richtige Modell für Kommunen im ländlichen Raum ist. Sie gibt unseren Gemeinden die Möglichkeit, die eigenen Angelegenheiten selbstbestimmt zu regeln. Niemand weiß besser als die Menschen und Gemeinderäte vor Ort aus unseren Dörfern, wo die Probleme liegen und welche Lösungen die besten für unsere Heimatorte sind. Politik ist damit nach wie vor „über den Gartenzaun“ möglich. Die Entscheidungsträger sind vor Ort ansprechbar und kennen damit die Themen aus eigenem Erleben und finden die besten Wege, Probleme vor Ort zu lösen und Wünsche zu erfüllen.

Dies war die Überzeugung und der gewollte Weg unserer Bürgermeister und Gemeinderäte vor 30 Jahren und soll es auch in Zukunft sein. Insofern bin ich stolz auf den Zusammenhalt und die gemeinsame Stimme, mit der noch vor wenigen Jahren den Bestrebungen gegen eine Gebietsreform entgegengetreten wurde.

Ich danke allen aktuellen und ehemaligen Bürgermeistern sowie Gemeinderäten für ihr Vertrauen in unsere Arbeit sowie allen, die zum Aufbau und Weiterentwicklung unserer VG in den 30 Jahren beigetragen haben. Wir werden uns bemühen, diesem Vertrauen auch in den kommenden Jahren gerecht zu werden.

Frank Schorcht