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Amtsblatt Verwaltungsgemeinschaft "Südliches Saaletal"
Ausgabe 5/2023
Nichtamtlicher Teil
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Der Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.“, Sitz Kahla, informiert:

Einer der teilweise fertiggestellten Montagestollen/ links, mittig, der Personenzugang

Luftaufnahme, Bunker 1

Bunker 1, links die Umzäunung der Werkanlage

Heutiger Zustand

1945

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Die Bunker am Walpersberg - Teil 1

Zwischen dem Eintreffen der ersten Zwangsarbeiter Anfang April 1944 und der Einnahme der „REIMAHG“ im April 1945, liegt fast ein Jahr. In dieser Zeit entstand ein Werk, geplant zur bombensicheren Produktion des Düsenjägers Me 262, dass jedoch nie fertig wurde.

Wie bei vielen anderen Bauprojekten der NS-Zeit liegt auch hier Planung und Realität weit auseinander. So sollte die Produktion der Flugzeuge in Montagehallen im Innern des Berges erfolgen. Geplant waren dafür vier durchgehende Endmontagestollen, quer durch den Walpersberg von Süd nach Nord verlaufend. Die vom Weimarer Architekt Flemming geplanten 2 Stollen sollten nachfolgend auf vier erweitert werden.

Jeder dieser Stollen wäre bei Fertigstellung 475 m lang und 16 m breit gewesen. Breit genug für die 12,65 m Spannweite der Me 262.

Da keine der vier großen Montagestollen im Berg bis Kriegsende fertiggestellt war, wurde hier unterirdisch nie ein Flugzeug produziert bzw. montiert. Selbst der Ausbau des gesamten Stollensystems schritt nur schleppend voran.

Um jedoch die dringend notwendige Produktion anlaufen zu lassen, entschied man sich zum Bau von mehreren Außenanlagen, Holzhallen an der Südseite des Berges. Diese Entscheidung war allerdings mit einem großen Risiko verbunden, die Verletzbarkeit bei feindlichen Luftangriffen. Es wurde dringend nach einer Lösung gesucht.

Am 24. August 1944 ordnete Fritz Sauckel an, die Holzbauten mit einer Holzverschalung zu versehen und nachfolgend mit einer 3m starken Betonierung zu ummantelt, wodurch sie das Aussehen eines Bunkers erhielten. Die Betonmischung setzte sich aus Saalekies, Sand aus dem Berg und Stahl zusammen. Die Qualität der Betonmischung war von geringerer Qualität, nicht wie die Bunker am Atlantikwall, die für Jahrhunderte gebaut wurden. Der Befehl zur Einbetonierung der Holzhallen kam nachweisbar direkt von Sauckel, trotz der Kritik vom Leiter der Bauleitung, Dr. Steinmann, der u.a. die geringe Betonstärke und dass fehlende Baumaterial bemängelte.

Laut Anordnung sollte die Betonierung der Holzhallen am 1. September 1944 beendet sein, das verdeutlicht, unter welchen Zeitdruck gearbeitet wurde. Selbst die Bauleitung der „REIMAHG“ war sich bewusst, dass der Bau der unterirdische Endmontagehallen trotz Terminvorgabe nicht fertiggestellt werden konnte.

Die Bunker sollten nur als „Notlösung“ für die Flugzeugproduktion dienen. Daraus wurde jedoch eine Dauerlösung, in dem im sogenannte Taktverfahren die Me 262 montiert wurde. Das einzige Positive an der Situation war, dass die Bunker, an den Berghang gebaut, einige der Stolleneingänge „unsichtbar“ machten und damit einen Sichtschutz gegen alliierte Luftaufklärung gewährleisteten.

Die schleppend voran gehenden Arbeiten veranlassten Sauckel am 26. November 1944 und am 8. Januar 1945 zu einer klaren Anweisung an die Oberbauleitung der „REIMAHG“ und die Baufirmen, betreffend die schnellstmögliche Fertigstellung der Bunker.

Beteiligt am Bau bzw. der Einbetonierung der Bunker waren mehrere Firmen gleichzeitig, so die Arbeitsgemeinschaft Tief- und Betonbau, Bauunternehmen Hermann Bock, Eisenbetonbau Richard Böhm, Dyckerhoff & Widmann, Hoch- und Tiefbau Eisenbetonbau GmbH, Massivbau Keim, Thüringer Tiefbau Gesellschaft GmbH und Eisenbetonbau Adolf Welmar. Daneben gab es noch viele kleine Firmen, die für die Endarbeiten zuständig waren.

An der Südseite des Walpersberg entstanden 4 Bunker, Werkstätten und kleinere Gebäude. Zu den Montagebunkern gehörte:

Bunker 1

Er liegt am weitesten östlich und verschloss zwei Stollen, die ins alte Grubensystem der Kahlaer Porzellanwerk AG führte. Diese Bunker diente als Montagebereich für die Flugzeugrümpfe und war 100 m lang und 14 m breit. An den Schmalseiten hatte der Bunker massive Stahlschiebetüren, die teilweise mit Beton verfüllt waren.

In Bunker 1 lief die Flugzeugmontage an, wozu hauptsächlich 4 Abläufe gehörten: das Verbinden des Leitwerks mit dem Hinterrumpf und dieser wiederum mit dem Hauptrumpf, Bestücken der Bugspitze mit 4 MK 108 die anschließend mit dem Rumpf verbunden wurde, am Ende der Montage kam der als Wanne ausgebildete Führerraumteil von unten in den Rumpf. Die Länge einer Me 262 betrug 10,60 m, so konnte in dem 100 m langen Bunker an mehreren Flugzeugen gleichzeitig gearbeitet werden.

Fortsetzung folgt