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Amtsblatt Verwaltungsgemeinschaft "Südliches Saaletal"
Ausgabe 6/2023
Nichtamtlicher Teil
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Der Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.“ Sitz Kahla, informiert:

v.r.n.l.: Bunker 4, Werkstatt 1 und Teilsicht von Bunker 0, April 1945

Montage der Tragflächen

Bunker 0, Stützpfeiler an der Außenseite für das aufgesetzte Betriebsgebäude

Vorderseite von Bunker 0, auch als „Böhm-Halle“ bekannt, da die Baufirma Richard Böhm/Gotha neben Dyckerhoff & Widmann/Nürnberg, hier die leitende Baufirma war.

Bunker 0 mit einer teilmontierten Me 262, rechts: Eingang zu einem Endmontagestollen

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Die Bunker am Walpersberg - Teil 2

Die Montage der Me 262 begann im Bunker 1, verlief im Taktverfahren über Bunker 4 und 0 bis zur Endkontrolle im Bunker 2, am Aufzug. Vom Anlauf bis zur Endkontrolle wurden insgesamt 38 Baugruppen mit 1.956 Einzelteilen, 5.510 Normteilen und 22.420 Nieten verarbeitet.

Bunker 4, westlich neben Bunker 1, war ein auffälliges Bauwerk von 70 m Länge und 24 m Breite. Hier erfolgte die Tragflächenmontage. Dafür stand eine Arbeitsfläche von zirka 1.050 m² zur Verfügung. Auffällig an dem Gebäude war die dreieckige Dachform. Die kein weiteres Gebäude aufwies, im Gegenteil, alle anderen Bunker hatten eine speziell nur für sie typische Dachform, wohl gedacht als Schutzfunktion gegen mögliche Luftangriffe. Ob die Wandstärke von 3m den notwendigen Schutz geboten hätte, ist ebenso fraglich. Zumal der zum Bau verwendete Beton qualitativ minderwertig war, er wurde mit vom Stollenausbau anfallenden Kaolin-Sand, Zement und Saale-Kies gemischt aber kaum mit Stahl beschwert.

Am 7. Dezember 1944 sind von der geplanten Betonierung erst 30 % erfolgt. Zwei Monate später, am 31. Januar 1945 meldet das Bergamt Weimar, Außenstelle Saalfeld an das Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld, das Bunker 4 fertiggestellt ist und der Produktion übergeben wurde.

Nach dem Anbringen der Tragflächen überführte man das Flugzeug in Bunker 0. Hier erfolgte die Montage der Trieb- und Leitwerke auf einer Arbeitsfläche von 3.100m². Prägend für diesen markanten Komplex war, dass auf dem Bunker ein zweigeschossiges Betriebsgebäude gesetzt wurde, mit Büros, 76 Unterkünften vor allem für den Werkschutz, Speiseräume, Kino, Sanitäranlagen und dem größten Saal in Thüringen. In dem Sauckel regelmäßig seine Ansprachen hielt. Wie am 31. Januar 1945, wo er nach seiner Ansprache, die ermüdend mehrere Stunden dauerte, einen Film vom Besuch von Reichsmarschall Hermann Göring am 10. Oktober 1944 im REIMAHG-Werk zeigte.

Mittig am Gebäude angesetzt befand sich das Treppenhaus.

Mit den Abmessungen von 100m Länge, 31m Breite und einer Höhe von ca. 15m charakterisiert den gesamten Komplex eine spezielle Konstruktion. Er wurde direkt an die Bergwand gesetzt, im unteren Bereich, dem 6m hohen Bunker, befanden sich 2 Zugänge in den Berg, sie führten zu Stollen 34 und 35, die als Endmontagehallen vorgesehen waren.

Wie bei allen anderen Bauten, so versuchte man den Bunker mit Farbanstrich und Tarnnetzen zu tarnen. Dazu zählten wohl auch die auf dem Dach befindlichen Strohballen, die von Kahlaer Schülern der HJ und BDM dort gestapelt wurden.

Auch dieser Baukomplex war bei Kriegsende nicht fertiggestellt.

Fortsetzung folgt ...