Kürzlich wurden in der Tagespresse Geburtstage einiger Gemeinden im Saalfelder Raum genannt, darunter auch Reichmannsdorf. Bisher wurde Reichmannsdorf 1454 in einer Urkunde des Grafen Otto von Orlamünde als Bestandteil des Amtes Gräfenthal erstmals erwähnt.
Wenn auch die Erwähnung von Reichmannsdorf unbestritten ist, die Wahrhaftigkeit der Aussage kann man bezweifeln, denn es gibt erst 1694 einen Gebietsaustausch zwischen Saalfeld und Gräfenthal, von diesem Jahr an gehört Reichmannsdorf zum Amt Gräfenthal.
Jedoch unterlag Reichmannsdorf schon damals der Gerichtsbarkeit vom Amt Gräfenthal. Wie eine Auswertung der Abrechnungsbücher (“Partes“) über Einnahmen und Ausgaben der Vogtei Saalfeld aus dem Jahre 1441/42 ergibt, zinste Reichmannsdorf, damals als „Richmannstorff“ schon in den Jahren 1404 bis 1408 regelmäßig nach Saalfeld. Die Vögte von Saalfeld waren Beauftragte der Landesherren, also der Wettiner, die das Saalfelder Gebiet mit der Stadt 1389 durch Kauf von den Schwarzburger Grafen erworben hatten.
Es werden in den Abrechnungsbüchern weitere 12 Ortschaften genannt, alle im unmittelbaren Umfeld der Stadt Saalfeld und nur Wittmannsgereuth neben Reichmannsdorf im Gebirge gelegen. Als nächstes wird Reichmannsdorf in den Partes von 1441/42 erneut genannt, da es der Saalfelder Vogtei den sogenannten „Schutzhafer“ zinste, neben Volkmannsdorf, Oberloquitz, Lositz, Breternitz, Knobelsdorf und Wurzbach. Eine Ausdehnung Richtung Thüringer Wald ist jetzt erkennbar. Mit dem Zins begaben sich die Orte in ein freiwilliges Abhängigkeitsverhältnis zur Vogtei, um den landesherrlichen Schutz z.B. bei Kriegen und Unruhen oder Truppendurchmärschen zu genießen. Reichmannsdorf zahlte dafür 9 Scheffel Hafer.
Eine weitere Erwähnung von Reichmannsdorf vor dem bisherige angenommenen Jahr 1454 liegt im Jahre 1445. In einem Einnahmeverzeichnis anlässlich der Altenburger Teilung ist aufgeführt, dass 50 Groschen aus dem Teil eines Waldes bei Lehesten und einem Waldstück zu Reichmannsdorf eingenommen wurden.
Für die Zugehörigkeit zur Vogtei Saalfeld spricht auch die Beschwerde des Amtmannes (vorher Vogt) von Saalfeld, Marx vom Hayn, über ungebührliches Jagen des Conrads von Pappenheim im Wald von Reichmannsdorf um 1475. Mit Sicherheit ist Reichmannsdorf noch älter, denn der Goldbergbau wurde bereits ab dem 12. Jahrhundert betrieben, damals waren die Grafen von Orlamünde noch Schutzherren des Saalfelder Klosters und sicherten sich umfangreiche Besitzungen in unserem Gebiet. Hierzu bedarf es weiterer Nachforschungen.
Reinhard Luther