Faires Frühstück am 14.09.2024 im Weltladen Saalfeld
Pressetermin zur erfolgreichen Rezertifizierung am 09.09.2024
Unser Wirtschafts- und Handelssystem ist so aufgebaut, das alles, was wir im Supermarkt aus dem Regal nehmen, sofort wieder nachgefüllt wird. Gleiche Verpackung, gleicher Inhalt, gleiche Qualität. Und wir sind es gewohnt, dass hier bei uns alles immer da ist. Aber wo kommen die Produkte her, die wir oft, ohne groß darüber nachzudenken, kaufen? Unter welchen Bedingungen und von wem werden die Dinge, die wir aus dem Regal nehmen, produziert? Welche Rohstoffe stecken darin?
Oft bestehen viele unserer Alltagsprodukte, aus Rohstoffen, die es in Deutschland nicht gibt. Und oft werden besonders Lebensmittel, die hier in Deutschland verkauft werden, unter Bedingungen angebaut und hergestellt, die aus unserer Sicht menschenunwürdig sind. Die herkömmliche Wirtschaft verfolgt das Ziel, den Umsatz zu steigern und die Produktionskosten weitgehendst zu senken. Verlierer sind Millionen von Menschen, die unsere Waren anbauen und produzieren. Eine Alternative dazu ist der Faire Handel.
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im Welthandel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten sowie Arbeiterinnen und Arbeiter - insbesondere in den Ländern des Globalen Südens - leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Hier steht also der Mensch, der Produzent, im Mittelpunkt und nicht die Profitmaximierung. Die Initiative dazu entstand in den 1970er Jahren mit dem Anspruch, die Welt zu verändern und gerechter zu machen. Christliche Gruppen gaben damals den Anstoß zur Gründung von Weltläden, die sich bald als Orte des Verkaufs und der entwicklungspolitischen Bildung etablierten. 1975 gab es deutschlandweit 100 Weltläden, heute sind es über 800. Saalfelds Weltladen wurde 1991 eröffnet.
2017 beschloss der Saalfelder Stadtrat, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und daran zu arbeiten, dass sich die weltweiten Ungerechtigkeiten verringern. Teil dieser politischen Willensbekundung war das erfolgreiche Bemühen Saalfelds um den Titel „Fairtrade-Town“ (Stadt des Fairen Handels). Um diesen Titel zu bekommen, müssen Städte besondere Kriterien erfüllen:
| 1. | Die Kommune verabschiedet einen Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels. Bei allen Sitzungen des Stadtrates und Beratungen des Bürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel angeboten. |
| 2. | Eine Steuerungsgruppe wird gebildet, die auf dem Weg zur Fairtrade-Town und darüber hinaus die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Diese Gruppe besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. |
| 3. | In lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei verschiedene Produkte aus fairem Handel angeboten. |
| 4. | Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Vereine und Kirchen/Glaubensgemeinschaften setzen Informations- und Bildungsaktivitäten zum fairen Handel um und bieten Produkte aus fairem Handel an. |
| 5. | Die Steuerungsgruppe macht Öffentlichkeitsarbeit über die Aktivitäten zum Thema Fairtrade. Die lokalen Medien berichten über die Ereignisse vor Ort. |
Nach einem langen Bewerbungsverfahren wurde Saalfeld schließlich 2022 vom Verein Fairtrade Deutschland e. V. mit dem Titel „Fairtrade-Town“ ausgezeichnet, da alle genannten Kriterien erfüllt waren. 2024 wurde der Titel erfolgreich verteidigt. Saalfeld ist damit eine von über 870 Fairtrade-Towns in ganz Deutschland. Und europaweit? Da steht Saalfeld gemeinsam mit Städten wie London, Paris, Madrid, Rom und München für den Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Einer der ersten Anlaufpunkte zum Kauf von fair gehandelten Produkten ist in Saalfeld natürlich der Weltladen, da es hier die längste Tradition und das breiteste Spektrum an fairen Waren gibt. Übrigens kann man hier nicht nur Produkte aus über 60 Ländern kaufen. Der Weltladen bietet auch Keramik der Lebensgemeinschaft Wickersdorf an, um sich mit den Menschen dort, aber auch mit der Region um Saalfeld zu solidarisieren. 15 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich hier und beraten die Kunden gerne und würden sich natürlich auch sehr über Verstärkung freuen, zumal der Weltladen in Zukunft Bildungsangebote für Schulklassen anbieten will.
Weitere Anbieter im Einzelhandel sind u. a.
Text: Ulli Hoffmann, Fachpromotor für
Regionale Strukturentwicklung in Ostthüringen,
Eine-Welt-Haus e.V. Jena