Wenn ein Ehepaar 75 Jahre verheiratet ist, spricht man von „Kronjuwelen-Hochzeit“! Es gab bereits vor dem Krieg und auch im „unteren Teil“ unserer Stadt sportliche Vereine, wie z.B. für Radsport, Schwimmen und Kegeln. Wenn wir aber von der sogenannten Nachkriegszeit ausgehen, dann ist der 23.07.1948 der Tag, an dem mit der SG „Falken“ eine Sportgemeinschaft mit mehreren Sektionen gegründet wurde: Fußball, Handball, Tischtennis, Segeln, Radfahren, Schwimmen und Leichtathletik.
Als erster Vorsitzender wurde Willy Thrum gewählt. Er reichte den Staffelstab nach fünf Jahren aus gesundheitlichen Gründen an Christian Hartmann weiter, der damals 18-jährig auch mit der Umbenennung beauftragt wurde: Aus den „Falken“ wurde die Betriebs-Sport-Gemeinschaft BSG „Empor“ Saalburg, mit der Molkerei als „Trägerbetrieb“ (neudeutsch: Hauptsponsor). So konnte bereits im Winter 53/54 die Sprungschanze in Kloster ihrer Bestimmung übergeben werden, das Grundstück stellte Heinrich Kögler zur Verfügung.
Die Schanze wurde bis Ende der 70er Jahre genutzt. Wintersportlich ging es auch im Kulmer Grund mit Abfahrtslauf zur Sache, wem das zu schnell ging, der konnte sich im Langlauf üben.
Einzigartig in unserer Gegend war das Eis-Segeln auf dem zugefrorenen Bleilochstausee.
Ebenfalls im Jahre 1954 wurde Saalburgs erste „Turnhalle“ – ohne Heizung, ohne Wasseranschluss - erbaut. Diese wurde neben dem heute noch vorhandenen Hartplatz errichtet und als Sportgerätelager, Trainingsraum für die Leichtathleten, Umkleideraum und zeitweise auch als Proberaum für Amateur-Bands genutzt.
Auch das erste Vereins-Segelboot konnte im Sommer 1954 „vom Stapel“ gelassen und getauft werden.
Aus beruflichen Gründen musste Christan Hartmann 1958 die Vereinsspitze abgeben, weitergereicht an Arthur Simann, der dem Verein bis 1966 vorstand und durch Günther Ortwig abgelöst wurde. Als „Marmorwerker“ bemühte sich dieser nicht nur darum, den Wechsel des Trägerbetriebes voranzutreiben, sondern auch um den Umbau des Sportplatzes. Vom ersten Bauantrag, der abgelehnt wurde, bis zum Baubeginn 1970 (Planung, Grundstücke…) vergingen vier Jahre. Bereits 1973 konnte der neue Sportplatz und 1974 das Sportlerheim eingeweiht werden.
Gekrönt wurde dieser wirtschaftliche Erfolg durch einen sportlichen: Die 1. Fußballmannschaft wurde Kreismeister und stieg in die Bezirksliga auf.
Nach mehreren missglückten Anläufen gelang im Jahr 1974 auch der Wechsel zur BSG “Marmor“ Saalburg und Heinrich Ehrhardt, der damalige Werkleiter, übernahm für die nächsten vier Jahre die Vereinsspitze. Mit Fertigstellung des Sportlerheimes entstand die Sektion Kegeln und unsere Fußballer sowie deren Gastmannschaften hatten ordentliche Umkleideräume und Duschen, was allerdings den Abstieg aus der Bezirks- in die Kreisliga auch nicht verhindern konnte.
Von 1978 bis 1994 (16 Jahre!) führte Wolfgang Seiß unseren Verein an! In seine „Amtszeit“ fällt die Fertigstellung und Mitnutzungsmöglichkeit der Turnhalle (es konnten drei neue Sektionen gegründet werden: Tischtennis, Volleyball und Frauengymnastik), aber auch die Wiedervereinigung Deutschlands und damit verbunden ein Umdenken in Sachen Gesetzlichkeiten, Sponsoring und eine dritte Umbenennung unseres Vereins: Seit 14.06.1990 TSV Saalburg e.V. (11/1990 eingetragen). Ein gutes Beispiel für diesen politischen Umbruch und der damit erreichten Reisefreiheit geben die Aktivitäten unserer Frauengymnastik- Gruppe, die ab 1990 fast alle vier Jahre zum Deutschen Turn-und Sportfest fahren konnte, z.B. nach Dortmund, Hamburg, München, Leipzig, Berlin u. Heidelberg.
Von 1994 bis 1998 war Jörg Post unser Vereinsvorsitzender. In dieser Zeit entstand das alljährliche Sportfest mit dem abendlichen Sportlerball, was bis in die 2010 er Jahre beibehalten wurde. Zum 50. Jubiläum unseres Vereins übernahm Ralf Junker den Vorsitz und führte diesen bis Oktober 2022, also fast genau 24 Jahre! Verhandlungen mit dem SMS-Betreiber führten zu einer festen Vereinbarung über die Bereitstellung der Toiletten und Duschen für das Festival. Von 2002 bis 2004 wurde das Obergeschoss des Sportlerheims umgebaut. Der frühere „Balkon“ wurde dem heutigen großen Saal einverleibt, indem die ehemalige Außenwand abgerissen und um ca. 1m nach außen versetzt wurde. In diesem Zuge wurden auch die Fenster und die Heizung für den Saal erneuert.
Damit die zugesagten Fördermittel auch abgerufen werden konnten, verpflichteten sich der TSV und der Faschingsclub (Nutzer der ehemaligen Platzwartwohnung) zu einer gewissen Anzahl von Stunden der Eigenleistung bei dieser Baumaßnahme. Vom TSV weiß ich aus unseren Aufzeichnungen, dass 80 Mitglieder in dieser Zeit insgesamt 2.697 Stunden geleistet haben, sei es bei Abrissarbeiten oder auch bei vielen anderen Nebenarbeiten, die so ein Umbau mit sich bringt. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Torsten Schmidt, Jens Abel, Jens Lietzow, Waldemar Meier sowie Rainer& Ramona Schmidt, die jeweils mit z.T. weit über 100 Stunden an diesem Objekt beteiligt waren. Vom FCS liegen mir keine konkreten Zahlen vor, aber da der Verein zu dieser Zeit annähernd die gleiche Mitgliederzahl wie der TSV hatte, gehe ich von ähnlichen Größenordnungen aus. Bekannt ist, dass beide Vereine in dem Zusammenhang mehr leisteten, als das, zu dem sie sich verpflichtet hatten! Für mich war diese Aktion damals ein toller Beweis dafür, dass auch Mitglieder verschiedener Vereine gemeinsam etwas Großartiges leisten können! Das ist nicht selbstverständlich, war es doch nicht immer leicht, die Interessen aller Sektionen unseres Vereins im Vorstand „unter einen Hut“ zu bringen.
Im Jahr 2009 wurde die Sektion Laufen ins Leben gerufen, zunächst mit Nordic- Walking. Aber auch diese Gruppe entwickelte sich, „erfand“ den „Renntierlauf“, der jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit um die hundert Läufer, z. T. auch aus anderen Bundesländern, nach Saalburg lockt. Im Frühjahr zum „Bleilochlauf“ wird diese Teilnehmerzahl noch überboten. Inzwischen gibt es sogar eine Unterabteilung Triathlon.
Im Oktober2022 reichte Ralf Junker symbolisch den „Hut“ an Stefan Nasarek weiter, der als 9. Vereinsvorsitzender mit einem seit dieser Zeit auch stark „verjüngtem“ Vorstand in sehr große Fußstapfen seines Vorgängers gewählt wurde. Einen schönen Einstand für die „Altmitglieder“ (Ü60-Party) mit vielen alten Fotos und Erinnerungen gab es Ende November 22. Im zurückliegenden Jahr zeigten sich ein paar Unstimmigkeiten, die geregelt sein wollen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass ihr das schafft!
Um zum Schluss noch einmal auf die Zahl 75 zurückzukommen: Was haben Manuela Falk, Christine Wanka und ich gemeinsam? Einiges: 1. Unsere Väter, Günther Gäbelein, Arthur Simann und Karl Nestmann gehörten zu den 20 Gründungsmitgliedern unseres Vereins. 2. Wir drei sind zwar Ü60, aber noch zeitweise aktiv und 3. Unsere Söhne haben in den 90 er Jahren für den Verein im Nachwuchsfußball gespielt, unsere Töchter einige Zeit Fußball/ Volleyball gespielt bzw. gekegelt. Mit meiner Nichte Constanze ist seit 2009 die dritte Generation meiner Familie im Vorstand aktiv.
75 Jahre stehen für drei Generationen, die in ihrer Freizeit viel für den Sport in unserem Städtchen geleistet und Werte geschaffen haben, um die uns andere Orte sicherlich beneiden. Ich möchte daher meiner Bitte vom vergangenen Jahr noch einmal Nachdruck verleihen, dieses Jubiläum in irgendeiner Form zu würdigen. Aus verschiedenen Gesprächen weiß ich, dass sich viele ältere und auch ehemalige Mitglieder dieser Bitte anschließen!
Eine umfassende Chronik unseres Vereins mit vielen alten und neueren Bildern ist nach wie vor noch in Arbeit. L - wird aber im kommenden Jahr fertig gestellt, versprochen!
Ich wünsche allen eine besinnliche Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und ein gesundes Neues Jahr 2024!
Martin Nestmann