Deutschland steht aufgrund der aktuellen Situation im Energiesektor vor einer herausfordernden Zeit. Viele Verbraucher fragen sich, was sie selbst tun können, um Energie zu sparen. Eine öffentlich genannte Möglichkeit sei z. B. die Warmwassertemperaturen beim Trinkwasser zu verringern. Was viele Verbraucher jedoch nicht wissen: Warmwasser ist nicht nur aus Komfortgründen so warm, sondern auch zum unmittelbaren Schutz der eigenen Gesundheit.
So können sich im erwärmten Trinkwasser Krankheitserreger vermehren, wenn die Temperaturen für sie günstig sind. In der Trinkwasser-Installation in Gebäuden finden Legionellen optimale Bedingungen vor, um sich zu vermehren – im warmen und/oder stagnierenden Trinkwasser. Die für den Menschen besonders gefährlichen Legionellen Species Legionella pneumophila vermehret sich bei Temperaturen zwischen 25 °C bis 45 °C sehr gut. Bei Temperaturen über 55 °C vermehren sie sich nicht mehr. Legionellen können über feinste zerstäubte Wassertröpfchen, die zum Beispiel beim Duschen entstehen, bis in tiefe Lungenabschnitte eingeatmet werden. Sie können zu schweren Lungenentzündungen führen, die aufgrund der Schwere in den meisten Fällen zu einem Krankenhausaufenthalt führen und in ca. 10 % tödlich verlaufen.
Gesundheitsschutz geht vor Energieeinsparung. Diesen Grundsatz hat das Umweltbundesamt in der Kollisionsregel zu den Anforderungen der Trinkwasserverordnung und des Gebäudeenergiegesetzes noch einmal klar herausgestellt.
Deshalb ist es wichtig, dass auch beim Energiesparen die Anforderungen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes eingehalten werden. Durch Einhaltung der Anforderungen der Trinkwasserverordnung und der allgemein anerkannten Regeln der Technik ist der Schutz der Gesundheit gewährleistet. Um die Legionellen sicher an der Vermehrung zu hindern, ist die Temperatur neben der Aufenthalts-zeit des Trinkwassers in der Trinkwasser-Installation die wichtigste Stellschraube.
Großanlagen zur Trinkwassererwärmung
Bei Trinkwasser-Installationen mit zentralem Trinkwassererwärmer (z. B. im Keller zur Versorgung des gesamten Hauses) ist eine Temperatur von mindestens 55 °C in der gesamten Zirkulation ein-zuhalten. Am Ausgang des Trinkwassererwärmers muss die Temperatur mindestens 60 °C betragen. Mögliche Maßnahmen zum Energieeinsparen sind:
| • | Regelmäßige Wartung und Instandhaltung aller Baugruppen spart Energie. Durch die Reinigung („Entkalkung“) werden Ablagerungen entfernt |
| • | Überprüfung der Größe des Trinkwassererwärmers und Speichers (ein kleinerer Speicher verbraucht aufgrund geringerer Wärmeverluste weniger Energie) |
| • | Keine höheren Temperaturen als notwendig; treten dann bei einzelnen Zirkulations-Rückläufen Temperaturen unter 55 °C auf, ist eine Überprüfung des hydraulischen Abgleichs erforderlich. |
| • | Die Zirkulationspumpe kann in den Nachtstunden für bis zu acht Stunden ausgeschaltet werden |
Dezentrale Trinkwassererwärmer und Untertischgeräte
Warmwasserthermen zur Versorgung einer einzelnen Wohnung können mit etwas niedrigeren Temperaturen als Großanlagen, jedoch mindestens mit 50 °C, betrieben werden.
Bei Untertischgeräten mit kleinem Speicher oder bei Warmwasserbereitern, die nur eine einzelne Entnahmestelle oder eng zusammenliegende Entnahmestellen (z. B. Waschbecken, Dusche, Badewanne im Badezimmer) versorgen, gibt es keine verbindlich einzuhaltenden Temperaturvorgaben. Aber auch in diesen Kleinstspeichergeräten können sich Legionellen vermehren. Deshalb sollte auch hier die Temperatur mindestens 50 °C betragen. Bei diesen Geräten sollte überlegt werden, ob sie nur zur Nutzung angeschaltet und ansonsten ausgeschaltet werden können. Auch dann, wenn diese Geräte längere Zeit abgeschaltet werden, ist eine regelmäßige Wasserentnahme auf der Warm- und Kaltwasserseite erforderlich.
Bei allen Änderungen an der Trinkwasser-Installation ist ein Fachinstallationsunternehmen oder ein Sachverständiger zu Rate zu ziehen. Für Rückfragen können die örtlichen Vertragsinstallationsunternehmen, das jeweilige Wasserversorgungsunternehmen oder das zuständige Gesundheitsamt kontaktiert werden.
Text: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.