Die teilnehmenden Kameraden von den Feuerwehren aus der Bad Lobenstein und Gefell bestanden alle die abschließende Prüfung des Drehleiterlehrgangs in der Kurstadt.
Wenn die Feuerwehrleute der Region durch den Einsatz einer Drehleiter Menschen aus oberen Stockwerken eines brennenden Hauses retten, ist das immer wieder beeindruckend. Nicht nur für die Menschen, die aus höchster Not gerettet werden und deren Familien. Dass der Umgang mit einer Drehleiter, von Fachleuten Hubrettungsfahrzeug genannt, vor einem solchen Ernstfall besonders intensiv trainiert werden muss, dürfte dennoch vielen nicht bewusst sein.
Im Saale-Orla-Kreis fanden im Oktober Grundlehrgänge für „Maschinisten für Hubrettungsfahrzeuge“ für insgesamt zehn Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Bad Lobenstein und Gefell in Bad Lobenstein sowie zehn Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Neustadt, Pößneck und Triptis in Neustadt statt. Zu den Voraussetzungen gehörte, dass die Feuerwehrleute der Einsatzabteilungen zuvor neben der Grundausbildung auch die die Lehrgänge als Truppmann, Maschinist sowie im Sprechfunk absolviert hatten.
Drehleiter-Lehrgänge vor Ort im Saale-Orla-Kreis hatte es bisher noch nicht gegeben. Bisher fanden die Ausbildungen stets an der Landesfeuerwehrschule Bad Köstritz statt. Die Nachfrage war aber zuletzt so groß, dass nicht alle Anfragen erfüllt werden konnten. Deshalb finanzierte das Thüringer Innenministerium nun auch Ausbildungen vor Ort in den Landkreisen und beauftragte damit das „drehleiter.info"-Team aus Hamburg. „Wir sind in ganz Deutschland und auch international im Einsatz“, erklärte Raphael Winkelmann, einer von 15 Instrukteuren für Hubrettungsfahrzeuge von drehleiter.info.
Im Saale-Orla-Kreis verfügen die Stützpunktfeuerwehren Bad Lobenstein, Gefell, Neustadt, Pößneck, Schleiz und Triptis über Drehleitern. „Deshalb sind die kontinuierlichen Ausbildungen an dieser anspruchsvollen Technik so wichtig“, informiert Kreisbrandinspektor Uwe Tiersch, der an einem Ausbildungstag in Bad Lobenstein dabei war.
Neben einer umfassenden theoretischen Ausbildung zählten zur Weiterbildungswoche in Bad Lobenstein auch mehrere praktische Übungseinheiten. Beispielsweise standen die Feuerwehrleute vor der Aufgabe, Personen aus dem vermeintlich brennenden Gebäude des Museums am alten Turm zu retten. In diesem Bereich der Bad Lobensteiner Altstadt stellen enge Straßen, starke Neigungen der Straßen sowie große Bäume und Mauern echte Hindernisse für den Einsatz des Drehleiterfahrzeuges dar.
„Die Kameraden müssen die Technik verstehen, müssen wissen, was die Drehleiter kann und was nicht, müssen im Einsatz Entscheidungen treffen, vielleicht sogar Nein sagen, wenn der Einsatz nicht möglich ist“, erklärt Ausbilder Winkelmann. Als Einsatzleiter in dieser Übung hatte Stefan Vödisch von der Freiwilligen Feuerwehr Gefell genau diese Entscheidung zu treffen. Nach der „HAUS“-Regel war der Einsatz der Drehleiter an diesem Ort nicht möglich. Die Buchstaben des Wortes Haus stehen für H – Hindernisse, A – Abstände, U – Untergrund, S – Sicherheit. „Die HAUS-Regel ist ein Leitfaden für den Ausbildungs- und Einsatzdienst und fasst alle wichtigen Handlungen zur schnellen und richtigen Positionierung des Hubrettungsfahrzeugs als logische Abfolge zusammen. Sie trägt dazu bei, die Stressbelastung der Besatzung im Einsatz zu reduzieren. Sie wird bei Menschenrettung, Brandbekämpfung sowie bei der Technischen Hilfeleistung angewendet“, heißt es im Ausbildungskonzept.
Nach der Lageerkundung am Museum in Bad Lobenstein wurde richtig eingeschätzt, dass die Drehleiter dort nicht sicher zum Einsatz kommen könne. „In so einem Fall muss die klassische Steckleiter genutzt werden, um die Personen zu retten“, erklärt Ausbilder Winkelmann. Beim nächsten Übungsszenario an einem unbewohnten Nachbarhaus, ebenfalls einer zu übenden Menschenrettung aus einem Obergeschoss, konnte der Einsatz perfekt wie im Lehrbuch durchgeführt werden.
Text und Foto: Pressestelle Landratsamt