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Amtsblatt des Saale-Orla-Kreises
Ausgabe 11/2025
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Bauamtsleiterin Constanze Frank-Spindler erklärt bei der Baustellenbesichtigung zusammen mit dem zuständigen Restaurator Rainer Müller aus Dresden (2. v. l.) die aktuellen Sanierungsmaßnahmen und baulichen Besonderheiten der historischen Orangerie in Ebersdorf.

Ende Oktober war Landrat Christian Herrgott mit seinem offenen Gesprächsformat „Landrat vor Ort“ in Saalburg-Ebersdorf zu Gast. Nach einem Austausch über aktuelle Anliegen mit der Verwaltung in Ebersdorf besuchte er zusammen mit dem Bürgermeister Carsten Hahn, der Bauamtsleiterin Constanze Frank-Spindler und dem Verantwortlichen für Tourismus und Stadtmarketing, Julian Pinske, die Orangerie in Ebersdorf.

Die Errichtung einer fürstlich-reußischen Orangerie wurde 1788 von Graf Heinrich LI. (1761 – 1822) im Zuge des Schlossumbaus beauftragt und 1792 fertiggestellt. Der klassizistische Bau mit einem großen, offenen Innenraum und saalhohen Fenstern diente ursprünglich – wie der Begriff „Orangerie“ schon verrät – vorrangig der winterlichen Unterbringung von Kübelpflanzen, zu denen mit großer Sicherheit auch in Ebersdorf Orangenbäume und andere Zitruspflanzen gehörten. Im 19. Jahrhundert entstanden zusätzlich noch ein Ananashaus und zahlreiche Anzuchtbeete. Ab 1969 diente die Orangerie als HO-Gasstätte und zur kulturellen Betreuung von FDGB-Urlaubern. Die gastronomische Nutzung wurde noch bis in die 1990er Jahre fortgesetzt.

Das historische Gebäude wird aktuell umfangreich saniert, um es künftig als modernen Veranstaltungsort für Feierlichkeiten, Trauungen, Tagungen, Messen und verschiedenste andere Events nutzen zu können. „Die Orangerie soll wieder ein Schmuckstück für die Stadt werden, mit einem großen Festsaal sowie separatem Foyer im Erdgeschoss und multifunktionalen Projekträumen, Backstage-Räumen und einem Ausstellungsbereich im oberen Geschoss“ erklärte Baumamtsleiterin Constanze Frank-Spindler bei der Führung durch die derzeitige Baustelle.

Die Stadt Saalburg-Ebersdorf investiert mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz knapp 2 Millionen Euro in den Umbau und die Sanierung der Orangerie.

Bürgergespräch mit touristischen Fokus im Sportlerheim in Saalburg

Beim anschließenden Bürgergespräch im Sportlerheim in Saalburg nutzten knapp 40 Personen die Möglichkeit, sich mit ihren Fragen direkt an den Landrat zu wenden und persönlich ins Gespräch zu kommen.

Ein schon zuvor im Verwaltungsgespräch aufgekommenes Thema war der Weg zur Grundschule in Ebersdorf. Hier soll auf dem Wegstück, das durch den Ebersdorfer Park führt, eine Trennung zwischen Fahrverkehr und Fußweg hergestellt werden. Der Landrat erklärte, dass die Maßnahme derzeit beraten und geplant werde und im kommenden Jahr umgesetzt werden soll.

Zur Frage nach den vielerorts mangelhaften Straßenzuständen durch den Glasfaserausbau berichtete Bürgermeister Carsten Hahn, dass sich nach der Insolvenz der bisherigen bauausführenden Firma inzwischen eine Ersatzfirma vorgestellt habe, mit der es eine Ortsbegehung gegeben hat und die Hoffnung groß sei, dass die Arbeiten nun zügig fortgeführt werden. Eine rechtliche Handhabe gegenüber dem Konzern, der den Glasfaserausbau verantwortet, gibt es für die Städte und Kommunen jedoch nicht.

Darüber hinaus bot auch der generell zunehmende Straßenverkehr, die häufige Überschreitung von innerörtlichen Tempolimits und die Befahrung der Brücke in Saalburg durch LKW trotz Tonnagebeschränkung Anlass zur Diskussion. Da Städte und Kommunen in Thüringen erst ab einer Größe von 20.000 Einwohnern selbst Blitzgeräte aufstellen dürfen, liegen die Maßnahmen zur Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrolle derzeit ganz in Händen der Polizei. Für eine zukünftige Neuregelung verwies der Landrat auf das bayerische Vorbild eines Blitzer-Zweckverbandes als sinnvolles Beispiel und mögliche Option.

Im Mittelpunkt standen an diesem Abend jedoch Anliegen aus dem touristischen Bereich. Ein Thema, das die meisten Anwesenden bewegte, war die Wasserqualität am Bleilochstausee. Das vermehrte Aufkommen von Blaualgen in den Sommermonaten hat sich sowohl für den Tourismus rund um Saalburg als auch für die Einheimischen vor Ort zu einem großen Problem entwickelt, berichteten zahlreiche der Anwesenden.

Das Blaulagen-Wachstum ist von verschiedenen Umweltfaktoren wie Temperatur und Wasserstand, aber auch dem Nährstoffeintrag in das Gewässer abhängig, was eine einfache und schnelle Lösung des Problems deutlich erschwert. Da sich in direkter Umgebung des Stausees nur wenige landwirtschaftliche Flächen befinden, wird der Nährstoffeintrag vor allem durch die Einleitung von Abwässern aus Kläranlagen verstärkt. Außerdem gelten auf bayerischer Seite, wo die Saale ein Fließgewässer ist, andere Grenzwerte für Einleitungen, als auf thüringischer Seite, wo die Saale durch den Stausee zum stehenden Gewässer wird. „Über die Obere Wasserbehörde sind wir bereits mit den bayerischen Kollegen im Gespräch, um uns zu diesem Problem zu verständigen“, erklärte Landrat Christian Herrgott. Auch in Bezug auf die in der Diskussion mehrfach angesprochenen Tiefenbelüfter hat es schon Gespräche und Beratungen mit dem Umweltministerium gegeben, um eine Lösung im Rahmen der Gefahrenabwehr zu finden. Der Einbau von Tiefenbelüftern ist aufgrund der Größe des Stausees nur mit Unterstützung des Landes Thüringen umsetzbar. „Ob die Tiefenbelüftung ein Allheilmittel ist, wissen wir noch nicht. Aber für uns ist sie im Moment das aussichtsreichste Mittel, um einer drohenden Problemlage durch das Umkippen des Gewässers entgegenzuwirken“, so Herrgott weiter.

Auch die Sorge, dass die Attraktivität der Landschaft durch den Bau von Windkraftanlagen schwindet und dadurch künftig weniger Urlauber in die Saaleregion kommen könnten, bewegte die Menschen in Saalburg. Eine lange, aber sachliche Diskussion rund um das Thema Windkraft, Energieziel statt Flächenziel und die derzeitige Gesetzeslage auf Bundesebene beendete schließlich den Abend.

Die nächste Veranstaltung von „Landrat vor Ort“ wird Anfang Januar in Tanna stattfinden.