Fichtensterben, Waldumbau, Wiederaufforstung – die Herausforderungen, mit denen Waldbesitzer als Folge von Borkenkäferbefall und zunehmender Trockenheit samt sinkendem Grundwasserspiegel konfrontiert sind, könnten kaum größer sein. Und so entwickelte sich der Besuch von Landrat Thomas Fügmann bei der Waldbesitzer Service GmbH (WBS), die vor allem als Dienstleiter privater Waldbesitzer bis an die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt aktiv ist, nach einem Rundgang über das Betriebsgelände in Schleiz-Heinrichsruh eher zu einer Diskussion über das große Ganze, als zu einer klassischen Unternehmensvisite.
Dafür sorgte aber auch die Zusammensetzung der Runde. Einerseits holte WBS-Geschäftsführer Dirk Meißgeier mehrere Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaften (FBG), die als Gesellschafter direkt mit der WBS verknüpft sind, mit ins Boot, andererseits stand auch die Delegation des Landrats gut im Thema – etwa mit dem 1. Beigeordneten Christian Herrgott als passioniertem Jäger oder der 2. Beigeordneten Almut Lukas, die in Crispendorf selbst einer FBG vorsteht.
„Machen wir uns nichts vor: Wir müssen damit rechnen, dass wir die Fichtenbestände komplett verlieren und das ist eine Katastrophe für den Saale-Orla-Kreis“, gab Landrat und Waldbesitzer Thomas Fügmann den Ton vor. Nicht zuletzt als historisch gewachsene Folge des wirtschaftlichen Erfolgs der Papierfabrik Rosenthal, wurden nirgends so viele der schnell wachsenden Fichten gepflanzt wie im südlichen Saale-Orla-Kreis: Mit einem Anteil von 98 Prozent war es der höchste Bestand in der DDR. Nun fällt diese Monokultur dem Borkenkäfer in unübersehbarer Art und Weise zum Opfer.
Ungeachtet der zweifelsohne enormen Herausforderungen war Dirk Meißgeier aber nicht nach Schwarzmalerei zumute. „Wer Holz erntet, muss auch neu pflanzen“, so der Geschäftsführer der WBS, der betonte, dass das inzwischen 14 Beschäftigte zählende Unternehmen, auch hier gute Dienste leisten könne. Wie beim Holzverkauf, wo durch die Bündelung größerer Mengen höhere Erlöse erzielt werden, sind auch die Kosten für Setzlinge bei Sammelbestellungen günstiger. Dass dieses Angebot gerade in dieser Region sinnvoll ist, zeigt ein Blick auf die Kleinteiligkeit der hiesigen Privatwälder: Der durchschnittliche Waldbesitzer bewirtschaftet nur zwischen fünf und sieben Hektar.
Entscheidend für den Erfolg der Wiederaufforstung sei aber insbesondere der Schutz der Jungbäume. Neben zunehmend schwierigen klimatischen Bedingungen bereitet der Verbiss durch Wildtiere große Schwierigkeiten. Ohne Einzäunung ist ein Waldumbau nicht möglich, aber ebenso sei ein möglichst flächendeckender, einheitlicher Jagddruck nötig, um den Schaden durch Wild zu reduzieren. Als Maßnahme in diesem Zusammenhang wurde unter anderem die Schonzeitaufhebung für Muffelwild durch das Landratsamt Saale-Orla-Kreis erwähnt.
Angesichts der versammelten Kompetenz in Sachen Forstwirtschaft ließ es sich Landrat Thomas Fügmann nicht nehmen, die Gretchenfrage zu stellen welche Baumarten mit den sich ändernden Bedingungen am besten klarkommen und damit für die Wiederaufforstung in der Region zu empfehlen sind. Als Beispiele wurden Lärche, Douglasie, Roteiche, türkische Baumhasel, Birke, Esskastanie oder auch Weißtanne genannt. Die Quintessenz aber lautete: Man muss es ausprobieren. Dirk Meißgeiers Empfehlung lautete, pro Fläche mindestens drei Baumarten zu pflanzen. Falls zwei Arten absterben sollte, bliebe zumindest eine übrig. „Aber: Der erste Gedanke muss der Schutz der Jungbäume sein“, so der Geschäftsführer der Waldbesitzer Service GmbH, der zudem noch eine beruhigende Erkenntnis parat hatte: „Wir brauchen uns auch ohne Fichte keine Gedanken machen, dass irgendwann nicht mehr genügend Bauholz da ist.“
Text und Foto: Pressestelle Landratsamt