Im Rahmen seiner diesjährigen Landwirtschaftstour besuchte Landrat Thomas Fügmann im November die Agrargesellschaft Hirschberg und die Möschlitzer Agrar GmbH, die eng mit der Saaleblick Agrar GmbH Gräfenwarth verbunden ist.
Die 1991 in Hirschberg als Rechtsnachfolger der LPG Pflanzenproduktion gegründete Agrargesellschaft Hirschberg mbH beschäftigt derzeit 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Marktfruchtbetrieb baut hauptsächlich Nahrungs- und Futtergetreide wie Winterweizen, Dinkel, Winterroggen, Braugerste und Wintergerste an und verkauft diese an Mühlen, Mälzereien und Händler in verschiedenen Bundesländern.
„In meiner zwölfjährigen Amtszeit war es mir stets wichtig, vor Ort in den Unternehmen und in der Landwirtschaft zu erfahren, wo vielleicht der Schuh drückt und an welcher Stelle die Kreisverwaltung als Dienstleister unterstützen kann“, erklärte Landrat Thomas Fügmann den Zweck der Unternehmensbesuche. „Landwirtschaft zu betreiben ist täglich eine Herausforderung. Ich zolle den Frauen und Männern, die in dieser wichtigen Branche tätig sind – allein im Saale-Orla-Kreis sind es rund 2000 Beschäftigte – Respekt für ihre leidenschaftliche und hoch qualifizierte Arbeit.“
In der Agrargesellschaft Hirschberg erfuhr er beim Besuch der Getreideverarbeitungsanlage von einem „durchwachsenen“ Erntejahr. Aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen zu Beginn der Erntezeit musste eine große Menge an Getreide aufwändig getrocknet werden, beschrieb die Produktionsleiterin Constanze Henkel.
Gunnar Jungmichel, der Kreisvorsitzende des Bauerverbandes, erklärte, dass die Ernte im Saale-Orla-Kreis in diesem Sommer insgesamt vergleichsweise gut ausgefallen sei, jedoch regional sehr unterschiedliche Mengen und Qualitäten eingefahren wurden. An die sehr guten ökonomischen Ergebnisse des Jahres 2022 könnten die Landwirte der Region aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht anknüpfen. Sorgen machen sich die Landwirte insbesondere aufgrund massiver Personalprobleme, besonders in der Tierproduktion, so Jungmichel.
Im Gespräch mit dem Landrat bat die Geschäftsführerin der Agrargesellschaft Hirschberg, Birgit Franz, um die Berücksichtigung der Interessen der landwirtschaftlichen Betriebe an einer weiteren Nutzung der Ortsdurchfahrt Gefell. Produktionsleiterin Constanze Henkel machte darauf aufmerksam, dass derzeit noch verschiedene Karten der Region Grundlage für verschiedene Dokumentationen oder behördliche Verpflichtungen der Landwirte seien und bat die Kreisverwaltung darum, auf eine Vereinheitlichung hinzuwirken.
Über weitere aktuelle Herausforderungen, mit denen die Landwirte auch über die Felder und Ställe hinaus zu kämpfen haben, informierte sich Landrat Thomas Fügmann wenige Tage später bei Christian Bäse, der als Geschäftsführer sowohl für die Möschlitzer Agrar GmbH als auch die Saaleblick Agrar GmbH Gräfenwarth verantwortlich ist.
Gemeinsam werden rund 1350 Hektar Fläche bewirtschaftet und diese Größenordnung gegen die Konkurrenz von Investoren und Spekulanten zu erhalten, sei eine der zentralen Aufgaben. Neben dem Pflanzenbau und der Milch- und Fleischproduktion betreibt das Unternehmen auch eine Biogasanlage zur Stromerzeugung. Mit ersten Versuchen zur Herstellung von Saatgut wurde in diesem Jahr zudem das Potenzial für ein weiteres wirtschaftliches Standbein ausgelotet.
Ganz konkret darauf angesprochen, wie die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden im Landratsamt funktioniere, nannte der Geschäftsführer zwei Aspekte, die auch den Landrat zunächst stutzig machen. Zum einen wurde auf Betreiben der Unteren Wasserbehörde die Stallanlage in Gräfenwarth aufgrund eines Pilzes in einem Teich geschlossen – obwohl laut Bäse festgestellt wurde, dass man nicht er Verursacher sei. Zum anderen sei dem Unternehmen trotz Ausnahmegenehmigung vom Landesverwaltungsamt in Weimar nicht möglich gewesen, einen Mähdrescher mit Überbreite für die Straßennutzung zuzulassen.
Der Landrat hielt darauf hin fest, dass Ämter nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch Lösungen anbieten sollten. Er versprach, beiden Anliegen nachzugehen und sie auf ihre Richtigkeit prüfen zu lassen, was bei Christan Bäse spürbar für Erleichterung sorgte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand für meine Probleme interessiert und ich gehört werde. Ich dachte eher, dass ich damit allein bin und gegen behördliche Entscheidungen gar keine Chance habe“, gab der Geschäftsführer Einblicke in seine Gefühlswelt.
Landrat Fügmann untermauerte in diesem Zusammenhang sein Credo, dass er für jeden – Unternehmer und auch alle sonstigen Bürger – ein offenes Ohr habe. So habe er bei seinem Amtsantritt vor knapp zwölf Jahren festgelegt, dass jeder, der ein Anliegen an ihn habe, innerhalb einer Woche einen Termin erhalten solle – ein Versprechen, das er bis zum heutigen Tag immer einhalten konnte.
Text und Fotos: Pressestelle Landratsamt