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Amtsblatt des Saale-Orla-Kreises
Ausgabe 4/2025
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil

Im Beisein von über 80 Gästen wurde Ende März die eine Ausstellung im Foyer des Landratsamtes in Schleiz eröffnet, die eher nichts für sensible Gemüter ist. Sie trägt den Titel „Sternenkinder – Familien achtsam und würdevoll begleiten“ und widmet sich damit einem hochemotionalen Thema, das in unserer Gesellschaft oft noch tabuisiert wird.

Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt sterben. Für die betroffenen Familien bedeutet das einen Schicksalsschlag, der schmerzlicher kaum sein könnte. „Umso wichtiger ist es, dass Eltern von Sternenkindern nach dieser traumatischen Erfahrung Hilfs- und Unterstützungsangebote finden und mit Einfühlungsvermögen und Respekt durch ihre Trauer begleitet werden“, betont die erste Beigeordnete des Landrates, Katrin Gersdorf, in ihrer Eröffnungsrede.

Die Ausstellung, die noch bis zum 16. Mai während der regulären Öffnungszeiten des Landratsamtes zu sehen ist, stellt zwei dieser Hilfsangebote vor: den Verein „Sternenkinder Dresden e.V.“ und die Stiftung „Dein Sternenkind“. Letztere fertigt – oft noch im Krankenhaus – professionelle Fotografien der viel zu früh verstorbenen Kinder an. Beide Organisationen arbeiten komplett auf ehrenamtlicher Basis.

„Ein Kind in der Schwangerschaft zu verlieren, ist für Eltern eine sehr schmerzvolle Erfahrung. Lebenspläne und Zukunftsträume müssen die Betroffenen mit dem Baby ziehen lassen. Freunde oder Verwandte sind mit der Situation oft überfordert und wissen nicht, wie sie helfen können. Wir möchten Sternenkinder-Eltern in ihrer Trauerarbeit unterstützen, indem wir ihren Kindern einen Platz in unserer Gesellschaft sichern“, erklärt Prof. Dr. Daniela Aust, die Vorsitzende des Vereins Dresdner Sternenkinder, der seit 2007 Beisetzungen für Sternenkinder organisiert.

Der zweite Ausstellungsteil entstand unter der Regie der Stiftung „Dein Sternenkind“ und zeigt eindrucksvoll anhand ausgewählter, von den Eltern freigegebener Fotografien, wie wertvoll diese Art der Unterstützung für die Betroffenen ist. „Die Bilder sind die einzigen, die es von diesen Kindern jemals geben wird. Dementsprechend hoch ist der Druck, ein qualitativ anspruchsvolles und ästhetisches Foto zu machen. Darum ist es besonders wichtig, dass wir bei unserer Arbeit mit den Eltern mitfühlen, aber nicht mittrauern“, erklärt Daniel Klie, der seit mehreren Jahren ehrenamtlich für die Stiftung tätig ist. So zeigen die Fotos zwar die Trauer und Verzweiflung, spiegeln aber ebenso die Dankbarkeit und die tief empfundene Liebe der Eltern zu ihrem Kind.

Rahmenprogramm mit Lesung und Fachtagung ergänzt die Ausstellung

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung fand eine Fachtagung zum Thema „Sternenkinder – Familien achtsam und würdevoll begleiten“ statt, die vom Netzwerk Frühe Hilfen im Landratsamt organisiert wurde. Die Teilnehmer kamen vorrangig aus dem medizinischen Bereich oder aus Berufsfeldern, in denen Sternenkindern oder die Betreuung von Sternenkind-Eltern eine Rolle spielen können. Bei den verschiedenen Fachvorträgen über die juristischen, medizinischen oder ethischen Aspekte des Themas kam es zu einem für alle Seiten aufschlussreichen Erfahrungsaustausch.

Ebenso zum Rahmenprogramm der neuen Ausstellung gehörte eine Lesung mit der Autorin Ellen Matzdorf am Vorabend der Ausstellungseröffnung. In ihrem Buch „Vom ersten bis zum letzten Atemzug“ schildert sie auf ergreifende wie auch nüchterne Art und Weise ihren Alltag als Hebamme und Bestatterin und ihre Erfahrungen in der Trauerbegleitung. Gerade durch die Nüchternheit ihrer Darstellung schafft es die Autorin, das schier Unfassbare in ihren Schilderungen für die Leser bzw. Zuhörer fassbar zu machen.

Matzdorf war deutschlandweit die erste Hebamme, die auch als Bestatterin tätig ist. „Für mich schließt sich das nicht gegenseitig aus“, sagt sie. „Ganz im Gegenteil – Leben und Tod können einander sehr nah sein. Es sind Extremsituationen, in denen die Beteiligten für jede Hilfe und Unterstützung dankbar sind“, so Matzdorf weiter. Aufgrund des großen Interesses war die Lesung mit 150 Teilnehmern schon nach kurzer Zeit ausverkauft und musste von der Stadtbibliothek in die Aula des Gymnasiums verlegt werden.

Text und Foto: Pressestelle Landratsamt