Titel Logo
Amtsblatt des Saale-Orla-Kreises
Ausgabe 5/2024
Nichtamtlicher Teil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Kritische Bestandsaufnahme und optimistischer Blick in die Zukunft: Landrat Herrgott und Forstamtsleiter thematisieren Waldumbau

Revierförster Burkhardt Reuter, Landrat Christian Herrgott und Forstamtsleiterin begutachten Schäl- und Verbissschäden im Forstrevier Heberndorf.

Revierförster Wolfgang Ladwig stellt Landrat Christian Herrgott das Konzept des Waldzukunftspfades nahe Ziegenrück vor.

Der Zustand des Waldes ist in unserer Region seit inzwischen einigen Jahren ein Dauerthema. Borkenkäferbefall, langanhaltende Trockenheit, Klimawandel, Verbissschäden und weitere Herausforderungen bei der Wiederaufforstung: Die Liste der Problemfelder ist lang und die Tatsache, dass sie häufig gebündelt auftreten, macht die Aufgabe nicht leichter. Um sich aus erster Hand ein Bild von der Situation der hiesigen Wälder zu verschaffen, traf sich Landrat Christian Herrgott zu einem intensiven Austausch mit den beiden hiesigen Forstamtsleitern Katharina Pietzko (Schleiz) und Sören Sterzik (Neustadt), bei dem der Fokus aus verschiedenen Perspektiven auf den Ist-Stand und die Zukunft des Waldes gelegt wurde.

So trafen sie sich nahe Heinrichshöhe (Ortsteil von Wurzbach) mit Bereichsleiter Jörn Krüger und Revierförster Jan Arnold vom Bundesforst, die nahe der Landesgrenze zu Bayern große Waldflächen betreuen, die durch den Borkenkäfer besonders arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Waldgebiete liegen zudem zum Großteil in einem großflächigen Vogelschutzgebiet. Dadurch sind vor jeder Sanierungsmaßnahme verschiedene naturschutzfachliche Prüfschritte erforderlich. Dies bedeutet zusätzliche Arbeit für die Förster, die Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde funktioniert dem Vernehmen nach jedoch sehr gut. „Der Wald verändert sich viel rapider als geplant, aber vielleicht wird sich in 100 Jahren einmal zeigen, dass es den Waldumbau doch voran gebracht hat“, erklärte Jörn Krüger mit Blick auf die mitunter fast komplett abgeernteten Hänge. Immerhin: Bei einem großen Teil der Bestände in Verantwortung des Bundesforstes ist die Waldverjüngung nach Einschätzung der Fachleute bereits in vollem Gange. Die Förster sind zuversichtlich, dass sich in wenigen Jahren auf ganzer Fläche ein stabiler Wald etablieren wird.

Im Heberndorfer Forstrevier machte Revierförster Burkhardt Reuter wenig später auf ein anderes Problem aufmerksam: Schäl- und Verbissschäden durch Wild, die die Verjüngung des Waldes wieder und wieder ausbremsen. Insbesondere die wachsende Muffelwildpopulation bereitet in weiten Teil des südwestlichen Saale-Orla-Kreises große Probleme - nicht nur im Wald, auch in der Landwirtschaft. In diesem Zusammenhang unterstrich Landrat Christian Herrgott - selbst passionierter Jäger - die Verantwortung der Waidmänner, für eine gesunde Wildpopulation zu sorgen. Zugleich verwies er auf die Schonzeitverkürzung für Muffelwild ab 1. Juni, die helfen soll, das Problem in den Griff zu bekommen.

Was alle Beteiligten im Hinblick auf die Zukunft des Waldes einte, war eine erfrischende Mischung aus Pragmatismus und Optimismus, dass man sich um die Zukunft des Waldes als Ganzes trotz der derzeitigen Probleme keine Sorgen machen brauche. Sören Sterzik erklärte, dass der Tiefpunkt aus seiner Sicht erreicht sei und es jetzt noch fünf - zugegebenermaßen harte - Jahre durchzuhalten gelte, ehe die ersten positiven Ergebnisse des Waldumbaus sichtbar werden. Und Katharina Pietzko ergänzte: „Der Wald der Zukunft wird auf jeden Fall sehr vielfältig sein, weil momentan jeder Waldbesitzer ein bisschen herumprobiert, welche Baumarten und welche Art der Aufforstung am besten funktionieren.“

Was diese Fragen angeht, dürfen sich Waldbesitzer und alle anderen Interessierten übrigens schon auf den 1. August freuen, wenn nahe Ziegenrück der rund eineinhalb Kilometer lange Waldzukunftspfad eröffnet wird. In Zusammenarbeit mit der Stadt entsteht unter der Federführung von Revierförster Wolfgang Ladwig derzeit ein aus mehr als 20 Stationen bestehender Rundweg, der verschiedenste Weisen aufzeigt, wie man die Wiederaufforstung beispielsweise angehen kann. „Viele Waldbesitzer verzweifeln angesichts des Zustandes ihrer Wälder und tun dann gar nichts mehr. Es braucht aber gar nicht immer die ganz großen Maßnahmen. Auch kleine Schritte können hilfreich sein und dafür zeigen wir Möglichkeiten auf“, erklärte Wolfang Ladwig, als er dem Landrat das Konzept des Waldzukunftspfades vorstellte, der nicht nur Waldbesitzer, sondern auch Familien, Wanderer und Touristen ansprechen soll.

Text und Fotos: Pressestelle Landratsamt