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Amtsblatt des Saale-Orla-Kreises
Ausgabe 8/2025
Nichtamtlicher Teil
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Altes Handwerk für die Nachwelt bewahrt: Ein Besuch in der historischen Schaudruckerei in Neustadt

Matthias Horn erläutert Landrat Christian Herrgott die Herstellung mehrfarbiger Drucke mittels einer der Druckmaschinen im Neustädter Museum für Stadtgeschichte.

Matthias Horn und Günter Roßner (von rechts) bei der Übergabe der mit dem Kreiswappen bedruckten Tragetaschen, für die Landrat Christian Herrgott dem ehrenamtlichen Team herzlich dankte.

Bei seinem Besuch im Neustädter Stadtmuseum konnte sich Landrat Christian Herrgott davon überzeugen, wie hier an einem historischen Ort ein altes Handwerk durch eine Gruppe ehrenamtlich engagierter Männer und Frauen am Leben erhalten und für die Nachwelt bewahrt wird.

Der Kirchplatz Nummer 7, an dem sich jetzt das Stadtmuseum befindet, ist der ehemalige Standort der „Johann Karl Gottfried Wagner’schen Druckerei“. Diese wurde im Jahr 1800 eingerichtet und druckte und publizierte ab 1818 den Neustädter Kreisboten, die damalige Zeitung für die Region.

Als in den 1990er Jahren dort das Neustädter Museum einzog, wurden in den Räumlichkeiten im Erdgeschoss von Beginn an auch Druckmaschinen ausgestellt. Dem damaligen Stadtarchivar Günter Helmrich ist es zu verdanken, dass diese Relikte des Druckhandwerks ihren Weg ins Museum fanden. Die Maschinen hatten zu dem Zeitpunkt jedoch ausschließlich den Charakter musealer Objekte, an eine Inbetriebnahme oder gar die Durchführung von Druckarbeiten war ohne vorherige Aufbereitung nicht zu denken. In den vergangenen Jahren konnten viele davon wiederhergerichtet werden und die Sammlung des Museums durch Ankäufe und Schenkungen, u.a. aus der GGP Media GmbH sowie der der Berufsschule in Pößneck und von Privatleuten, erweitert werden.

Schon bald entstand in einer Gruppe ehemaliger Angestellter des VEB Karl-Marx-Werke Pößneck (dem jetzigen Druckerei-Unternehmen GGP Media) die Idee, zusammen mit Museumsmitarbeiterin Yvonne Jackel und dem Team des damaligen Kulturamts Neustadt an der Orla eine historische Schaudruckerei einzurichten, um die „Schwarze Kunst“ an diesem besonderen Ort in Neustadt wieder erlebbar und greifbar zu machen.

Im ehrenamtlichen Team der Schaudruckerei sind mit dem Werkzeugmacher Roland Wetzel, den Setzern Bernd Pechstädt, Udo Stübs sowie Ingrid Wetzel, den Buchdruckern Matthias Horn, Günter Roßner, Bernd Stubenrauch und Angela Duve sowie der Chemigrafin Doris Horn (die aus Foto- und Bildmaterial sogenannte Klischees bzw. Druckstöcke für den Hochdruck herstellt) ehemalige Facharbeiter aus allen für das endgültige Druckprodukt notwendigen Bereichen vertreten.

Seit der Eröffnung der Schaudruckerei im Jahr 2013 nennen sich die die Ehrenamtlichen im Museum „Jünger der schwarzen Kunst“ und bieten immer am dritten Donnerstag im Monat öffentliche Druckereivorführungen an. Beim museumspädagogischen Programm „Vom Satz zum Druck“ bringen sie Kindern und Jugendlichen ihr althergebrachtes und beinahe schon in Vergessenheit geratenes Handwerk näher und bewahren die „schwarze Kunst“ damit für die nachfolgenden Gemerationen. Neben der Erkundung der Schauwerkstatt bietet sich den Kleingruppen oder Schulklassen die einzigartige Gelegenheit, selbst tätig zu werden und ausgewählte handwerkliche Techniken rund um die Schrift und das Buch unter sachkundiger Anleitung nachzuvollziehen oder eigene Formen und Wege des künstlerischen Ausdrucks zu erproben.

Außerdem nutzen die Jünger der Schwarzen Kunst ihr Wissen und die alten Maschinen, um kleine Dinge entstehen zu lassen. So gestalteten die Drucker zum Beispiel für den Jahresempfang des Landrates Tragetaschen mit dem Wappen des Saale-Orla-Kreises, die an die Empfänger der Ehrenauszeichnungen ausgegeben wurden. Für den Bürgermeister der Stadt Neustadt entstehen in der Schaudruckerei des Museums für Stadtgeschichte jährlich neue Grußkarten und Weihnachtskarten.

Text: Pressestelle Landratsamt & Museum für Stadtgeschichte Neustadt