Das Gedichts „E Wolkescheff“ des saarländischen Autors Johannes Kühn ist Mundarttext des Monats im April 2023, darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe verständigt. Der Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und Sprecherin der Gruppe, weil es eine poetische Naturbetrachtung ist, in der sich der Autor nicht zu erkennen gibt und doch darin erkannt werden kann.
Über den ausgewählten Text schreibt der Autor Georg Fox:
Sechs Mundartautoren schlossen sich im November des Jahres 2000 zusammen. Es sollte ein Autorenkreis sein, der sich kontinuierlich um die Mundarten der Region bemüht. Dass der damals schon prominente Johannes Kühn in diesem Mundartkolloquium als Gründungsmitglied teilnahm, war allen eine große Ehre. Der ausgesuchte Text vom „Wolkescheff“ ist ein typischer Kühn-Mundarttext, der sehr genau beobachtet und anschaulich beschreibt. Kühn schaut in den Himmel und sieht dort das Wolkengebilde eines Schiffes. Die Gedankenverknüpfung zum Regen ist gegeben und Kühn arbeitet mit seinem Text den Kreislauf des Wassers vom Meer zum Land heraus. Er ist der stille Betrachter und verfolgt das Naturschauspiel von Sonne, Wolken, Blitz und Donner. Als ich vor wenigen Jahren mit ihm einen Nachmittag in seinem Garten verbrachte, hat Johannes Kühn mir diesen Text für die Homepage der Bosener Gruppe vorgelesen. Man findet ihn unter dem Link für Videos auf der Internetadresse: bosenergruppe.saar.de
E Wolkescheff
E Wolkescheff
fleijt iwwer de Bersch.
Wenn ed ausladt,
warr'ed brengt,
räänt ed,
dad Scheff leest sisch off,
onn seij ganz Geschdald
woor Rään foor Schdegger
onn foor Wäll,
de Sonn horr ed gebaut
aus Donscht vom Meer,
o wenn ed platze gäng,
heerschde Donner,
sischde e Blitz.
Johannes Kühn