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Wadgasser Rundschau
Ausgabe 29/2023
Sonstige amtliche Mitteilungen
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Heidis grüne Ecke

Liebe Garten- und Naturfreunde,

werden Sie am Morgen auch so gerne von Vogelgezwitscher geweckt? Dann beginnt der Tag doch schon richtig positiv! Hinzu kommt bei der Ganzjahresfütterung die wunderbare Möglichkeit Vögel in den eigenen Garten zu locken und diese dann zu beobachten. Das ist Freude pur. Aber warum glauben wir diese Fütterung von Menschenhand und mit gekauftem Vogelfutter vornehmen zu müssen? Um unsere Vögel in unsere Gärten zu lotsen, dazu braucht es eigentlich nur einfache, ganz natürliche Gegebenheiten, wie sie vor einigen Jahrzehnten bei uns noch gang und gäbe waren. Statt Ganzjahresfütterung im Futterhaus oder –silo wäre die Schaffung eines echten Naturgartens für viele Lebewesen, nicht nur für unser Vögel, ein wirklicher Gewinn und eine Überlebenschance zugleich. Um es eindeutig auf den Punkt zu bringen: Echter Vogel-, Igel- oder Eichhörnchen-Schutz (eine lediglich beispielhafte Aufzählung) sorgt dafür, dass diese Tiere in unseren Gärten in allen Aspekten gute und vor allem natürliche Lebensbedingungen vorfinden.

Ein Garten, der als kleine Insel des Naturschutzes eingestuft werden kann, trägt ganz erheblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, und das sowohl in den Bereichen von Fauna und Flora. In einem solchen Garten finden unzählige Arten ein Zuhause, denn er bietet Wohnstatt, Schutz und Nahrung zugleich. Das sind die Nischen, die wir so dringend benötigen und die in den kleinsten Gärten geschaffen werden können, wollen wir dem Artenschutz und damit letztlich auch uns, richtiger unseren Kindern und Kindeskindern eine Chance geben.

In einem solchen Garten finden die Tiere Sträucher, Büsche und Bäume mit Früchten vielerlei Art. Gleichzeitig können diese Gehölze Wohnstatt und Schutzraum (letzteres besonders die Dornenbewehrten) sein. Als besonders vogelfreundlich werden aus Fachkreisen dabei heimische Laubgehölze wie Eberesche, Weißdorn, Kornelkirsche, Sanddorn, Schlehen, Felsenbirne und Pfaffenhütchen (Vorsicht: letztere sind giftig!) angesehen. Unsere gefiederten Freunde bedienen sich auch sehr gerne an Fruchtgehölzen, die wir für den eigenen Bedarf gesetzt haben, wie z. B. Johannisbeersträucher, Kirschbäume, Jostas u. ä. Wenn wir hier nicht zu knapp kalkulieren und der Tierwelt einen Teil der Früchte überlassen, wäre doch wirklich allen gedient. Hierzu also mein besonderer Tipp: Tauschen Sie exotische Gehölze gegen heimische, fruchttragende aus und setzten Sie, wenn möglich, ruhig ein paar Sträucher mehr!

Was braucht es noch in einem solchen naturnahen Garten?

1.

Wohn- u. Zufluchtsstätten oder Winterquartiere für Ohrwürmer, Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen und Igel, um nur einige zu nennen. Zu diesen Wohn- u. Zufluchtsstätten oder Winterquartieren gehören u. a. Lebensräume wie Trockenmauern, Stein- und Holzhaufen. Wenn Sie bereit sind, solche in Ihrem Garten anzulegen, und somit dem leider vorherrschenden Trend der allzu aufgeräumten Gärten ein natürliches Miteinander gegenüberstellen, leisten Sie einen unglaublich wertvollen Beitrag für Insekten und so manches Kleingetier wie Eidechsen, Blindschleichen, Kröten, Hummeln, Käfer und Spitzmäuse (die eigentlich keine Mäuse sind und eindeutig den Nützlingen zugeordnet werden müssen!) und andere mehr. In diesen Lebensräumen finden dann wiederum bedrohte heimische Vogelarten wie das Rotkehlchen, der Zaunkönig oder die Heckenbraunelle ihre Nahrung.

2.

Halbschattig platzierte Tränken, die Sie gerade an heißen Tagen mit 2 – 6 cm Wasser täglich frisch befüllen und reinigen sollten. Legen Sie zudem einen flachen, rauen Stein hinein, so können auch Insekten Wasser aufnehmen ohne zu ertrinken.

3.

Auch ein halbschattig platzierter, offener und richtig bestückter Kompost (s. Beitrag KW 27) lockt Regenwürmer, Schnecken und verschiedene Insekten an und das wissen wiederum auch unsere Vögel und Igel…

4.

Legen Sie eine Wildblumenwiese mit zusätzlichen heimischen Gräsern an. Die Samen sehr vieler Wildblumen und Gräser bieten Vögeln Nahrung, außerdem finden insektenfressende Vögel auf einer solch wilden Wiese (bei Platzmangel reicht auch eine kleine Gartenecke) viele Kleinlebewesen.

5.

Entsorgen Sie im Herbst das gefallene Laub nicht, kehren Sie es besser unter Ihre Büsche und Sträucher. Rotkehlchen, Amseln und Singdrosseln suchen dann dort bevorzugt nach Nahrung.

6.

Richten Sie an sonnigen, übersichtlichen Stellen einen Sandbadeplatz für Vögel ein.

7.

Entschärfen Sie gefahrenträchtige Glasfenster und Glasfassaden durch gelb-rote Greifvogelsilhouetten oder Streifenaufkleber.

8.

Ganz selbstverständlich muss in einem Naturgarten der Verzicht auf Giftstoffe jeglicher Art sein! Und vergessen Sie dabei bitte nicht, dass sog. „Pflanzenschutzmittel“ in den meisten Fällen in Wahrheit „Gifte“ sind!!! Also Hände weg davon! Ihrem Naturgarten, seinem Boden, seinen Pflanzen, unserer Tierwelt und letztlich auch Ihnen selbst und Ihren Kindern zuliebe!

Ihre Heidemarie Traut

PS: Nistkästen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Was dabei zu beachten ist finden Sie in dem Bericht des OGV Werbeln.