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Wadgasser Rundschau
Ausgabe 31/2023
Sonstige amtliche Mitteilungen
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Heidis Grüne Ecke



Liebe Garten- und Naturfreunde,

können auch Sie die Beobachtung bestätigen, dass in diesem Sommer kaum noch Meisen (Kohlmeisen, Blaumeisen, Schwanzmeisen und Tannenmeisen) in unseren Gärten zu sehen sind!? Es ist auffällig und erschreckend zugleich! Sollte schon wieder das Bakterium Suttonella ornithocola auf dem Vormarsch sein?! Sie erinnern sich, es war genau dieses Bakterium, das bereits im Jahr 2020 bei uns zu dem ersten großen Blaumeisensterben geführt hatte. Sollte dieses Elend tatsächlich wieder seinen Lauf nehmen?

Müssen wir uns tatsächlich diese Frage stellen? Dann ergibt sich zwangsläufig daraus auch wieder die nächste Frage, die da lautet:

Macht eine Sommerfütterung unserer Vögel wirklich Sinn? Sinn für die Vogelwelt!?

Dienen wir unseren gefiederten Freunden damit oder schaden wir ihnen vielmehr?!? Denn es ist unbestritten und steht nicht zur Diskussion, dass in der warmen Jahreszeit ein deutlich erhöhtes Risiko ganz besonders an den von uns bestückten Futterstellen besteht. Wir müssen uns einfach deutlich machen - auch wenn es uns überhaupt nicht gefällt, genau dort finden die Übertragungen und die Verbreitungen vieler ansteckender Tierkrankheiten statt, die dann auch noch leider zumeist einen tödlichen Ausgang nehmen!

Ich gehe davon aus, wir wollen doch wirkliche Tierliebe praktizieren, und wir wollen richtig gute „Gastgeber‘‘ für unsere heimische Tierwelt sein?! Eigentlich ist das Alles ganz einfach, und es ist auch ganz leicht unsere gefiederten Freunde, als auch Eichhörnchen, Igel und Co. in unsere grünen „Wohnzimmer" zu locken. Allerdings nicht an einen „gedeckten" Tisch (sprich: Futterstelle), sondern an ein im gesamten Garten angelegtes „natürliches Buffet".

Werden zum Beispiel mit Dornen oder Stacheln bewehrte heimische Beerensträucher gepflanzt, bieten sie den kleinen Federbällchen Unterschlupf und Nahrung zugleich. Unter anderem werden Schwanzmeise und Heckenbraunelle total begeistert sein. Und wer eine „wilde Ecke‘‘ im Garten anlegt und Brennnesseln sprießen lässt, kann mit vielen Raupen und Faltern rechnen, die den Vögeln wiederum als Nahrung dienen. So fördern Sie die Vogelvielfalt ungemein und leben Naturschutz und Tierliebe nahezu in Vollendung!

Haselnusssträucher sind als Frühblüher erste Nahrungsquellen für Bienen und dann im späteren Jahreslauf sind sie die Anziehungspunkte für Eichhörnchen. Und möchten Sie Ihren Salat lieber selbst essen, als ihn den Schnecken zu überlassen, dann empfehle ich - legen Sie kleinere Bretter an geeigneten, möglichst etwas schattigen Stellen in Ihrem Garten aus.

Tagsüber werden deren Unterseiten als Zufluchtsorte von Schnecken vielerlei Art aufgesucht. Und am Abend, wenn sich die Schnecken auf Futter- (Salat-)suche machen, dann sind sie für die ebenfalls nachtaktiven Igel deren heiß begehrtes Futter. Sie sehen, es bedarf wirklich keiner großen Anstrengungen, um umwelt- und artgerecht und der Artenvielfalt dienend tierlieb zu handeln.

Konnte ich Sie überzeugen oder bedarf es noch weiterer Argumente? Ich hätte da noch welche… Eine Überlegung ist. z B., dass sich nicht zuletzt durch die Sommerfütterung die Konkurrenzverhältnisse unter unseren Vogelarten noch weiter zugunsten unserer Standvögel und zu Lasten der deutlich stärker gefährdeten Zugvögel verschieben. Das bedeutet, höhere Dichten, also starke Bestände von höhlenbrütenden Sperlingen, Kleibern, Rotkehlchen und Co. machen es z.B. für den erst Mitte April zurückkehrenden Trauerschnäpper immer schwerer noch unbesetzte Höhlen oder Nistkästen für seine eigene Brut zu finden. Ähnlich verhält es sich mit dem Konkurrenzdruck bei der Futtersuche. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass durch Artenreichtum in der Pflanzenwelt zum einen genügend Samen und Früchte im Angebot sind, und zum andern auch die Insektenwelt ein gutes,,Auskommen" hat und sich entsprechend vermehrt, welche dann z T. als proteinreiches Vogelfutter ihre Bestimmung finden, sehen wir traurigen Zeiten entgegen.

Als weitere kleine Anregung hier noch einmal ein paar Wild- und Kultur-Stauden deren Samenstände wahre Leckereien für unsere Vögel sind: Wald-Engelwurz, Flockenblume, Wegwarte, Disteln, Natternkopf, Mädesüß, Steinklee, Wilde Karde, Fuchsschwanz und die großartigen Ringelblumen.

Lassen Sie es vielfältig sprießen, blühen und fruchten in Ihren Gärten- allen Geschöpfen Gottes zur Freude.

Ihre Heidemarie Traut