Sie haben sich einen Helleborus gekauft und wundern sich nun, dass er weder im Dezember noch jetzt im Januar blüht? Dann haben Sie vielleicht keine Sorte von Helleborus niger erwischt. In der Gattung Helleborus gibt es nämlich neben der „echten“ Christrose noch 18 andere Vertreter dieser Pflanzenfamilie. Deren Blütezeiten unterscheiden sich allerdings von der, der echten Christrose. Am häufigsten wird diese mit der Lenzrose verwechselt. Das passiert leider u. U. sogar im Fachhandel, denn sowohl die Blätter als auch der Ansatz und die Form der Knospen war bislang so gut wie identisch.
Und schon sind wir beim 4. Fehler. Na, es ist ja wohl eher ein Irrtum – nämlich einfach die „falsche“ Pflanzenwahl – denn, wie Sie gerade erfahren haben, blüht nicht jeder Helleborus im zeitigen Winter.
Dass Christrosen sehr oft mit Lenzrosen verwechselt werden ist wahrlich kein Wunder, denn sie sind botanisch eng miteinander verwandt. Beide zählen zur Gattung Helleborus: Bei Christrosen handelt es sich um die Art Helleborus niger, bei Lenzrosen um die Art Helleborus orientalis. Nachdem Sie nun wissen, dass deren äußeres Erscheinungsbild von der Form der Staude her fast gleich ist, möchte ich Ihnen jetzt die entscheidenden Unterschiede dieser beiden Pflanzen aufzeigen. Die echte Christrose (Helleborus niger) erblüht zuerst, manchmal schon im November, aber spätestens so gegen Weihnachten, also zu Christi-Geburt. Und genau dieser Umstand hat bei ihrem volkstümlichen Namen „Christrose“ auch die entscheidende Rolle gespielt. Die Lenzrose (Helleborus orientalis) blüht, wie auch ihr Name aus dem Volksmund sehr deutlich anzeigt, im Lenz – also im zeitigen Frühjahr. So ungefähr ab März blühte sie zumindest früher, aber mit der Veränderung unseres Klimas kann es in dieser Zeit passieren, dass die Lenzrose (bei wochenlang sehr milder Witterung) ihre Blüten schon ab Ende Januar/ Anfang Februar zeigt. Die Blühzeit selbst geht bei beiden Sorten erfreulicherweise über einige Wochen, und so können wir heutzutage durchaus erleben, dass uns diese Helleborus-Arten mitunter wochenlang gemeinsam mit ihrem Blütenflor erfreuen.
Aber es gibt noch eine weitere, vielleicht deutlichere Unterscheidung dieser beiden winterblühenden Stauden, und das sind ihre Blütenfarben. Während die klassische Christrose reinweiß blüht, gibt es im Gegensatz Lenzrosen in sehr vielen unterschiedlichen Farbvarianten.
Das geht über zartrosa und kräftig pink bis hin zu Lilatönen oder tiefdunklem Rot. Bei Letzteren ist auch das Farbenspiel der Blätter ein anderes. Wo ansonsten dunkelgrünes Laub seit „Ewigkeiten“ ein Markenzeichen war, haben die Züchter erreicht, dass es auch Varietäten mit dunkelrotem Laub gibt. Zurück zu den außergewöhnlichen Blütenfarben - hier habe ich auch schon viele zweifarbige Varianten bewundern dürfen, und sogar gelbe Lenzrosen habe ich schon gesehen. Diese Vielfalt hat die Sammler auf den Plan gerufen. Und unter den Züchtern ist ein regelrechter „Wettkampf“ entbrannt, wer zuerst die nächste und spektakulärste Helleborus-Art züchten wird. Welche mit „rüschenhaften Blüten“ (es waren genau drei!) bekam ich im vorigen Jahr geschenkt. Ich bin sehr gespannt, wie sich diese neue Kreation bei mir entwickeln wird.
Resümee: Grämen Sie sich also nicht, wenn Ihre vermeintliche Christrose nicht zur Weihnachtszeit geblüht hat. Blüht sie erst im Frühjahr, und dann eventuell auch noch violett, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit eher eine Lenzrose. Mein Tipp: Achten Sie beim Kauf immer auf den botanischen Namen, denn, wie schon angedeutet, im Handel werden auch andere Helleborus-Arten gerne als „Christrosen“ verkauft.
So, jetzt haben wir uns die 3 häufigsten Fehler, die bei Christrosen vielfach gemacht werden, und auch den „Irrtum“ angeschaut. Sie sind jetzt dahingehend auf dem neuesten Stand. Und wenn SIE diese Fehler bei der Pflege Ihrer winterlichen Schönheiten vermeiden, erstrahlen Ihre Christrosen zu Ihrer Freude über viele weitere Jahre lang jeden November/Dezember aufs Neue – und das in all ihrer Pracht. Ich drücke jedenfalls die Daumen!
Ihre Heidemarie Traut