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Wadgasser Rundschau
Ausgabe 40/2024
Sonstige amtliche Mitteilungen
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Heidis grüne Ecke

Liebe Garten- und Naturfreunde,

wir können den Herbst jetzt wohl nicht mehr leugnen, denn die Nächte und Tage sind deutlich kürzer und auch kühler geworden. Es zeigen sich auch schon morgendliche Nebel, und ein Hauptindiz dieser Jahreszeit sind die vielen, herrlich bunten Blätter unserer Laubbäume und vieler weiterer sommergrüner Büsche und Sträucher. Auch bei der Ernte etlicher Früchte und Gemüsesorten gibt uns der Herbst noch so einiges zu tun. Wir können unsere Vorräte jetzt noch ganz wunderbar aufstocken. Neben diesen wundervollen Möglichkeiten und den farbintensiven optischen Reizen treten mit der kälteren Jahreszeit allerdings auch einige Beschwerdebilder wieder deutlicher zutage.

Dazu gehören neben den vielfachen Beschwerden bei Atemwegserkrankungen auch diejenigen, die unseren gesamten Bewegungsapparat beeinflussen. Und genau auf Letztere möchte ich heute den Fokus legen.

Ich bin mir sehr sicher, dass zumindest die meisten von Ihnen die Kytta-Salbe kennen oder wenigstens von ihr gehört haben!?!! Sowohl akute Muskelschmerzen in den Armen oder Beinen, als auch im Rückenbereich, sowie Schmerzen und Schwellungen bei Kniegelenksarthrose oder auch Zerrungen nach Sportverletzungen können mit dieser Salbe sehr gut behandelt werden.

Kytta ist eine anerkannte Schmerzsalbe, deren Hauptbestandteile von dem Raublattgewächs namens Beinwell kommt. Diese Salbe wirkt abschwellend sowie entzündungshemmend und ist dabei gut verträglich.

Kennen Sie Beinwell? Haben Sie diese Pflanze vielleicht sogar in Ihrem eigenen Garten? Und woher kommt der deutsche Name „Beinwell“ überhaupt, wo hat er seinen Ursprung? Nun, unsere Vorfahren benannten die Heilpflanzen in aller Regel entsprechend ihrer Heilwirkung. Und dieses Kraut tat eindeutig den Beinen gut. Der Beinwell unterstützt die Heilung von Muskel- und Gelenkschmerzen, sowie von Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen. Im Mittelalter wurde er sogar bei Knochenbrüchen eingesetzt. Auch dem botanischen Namen „Symphytum officinalis“ kann man seine Wirkungsweisen entnehmen. Die Bezeichnung officinale deutet auf die Verwendung als Heilpflanze hin, denn als Officin bezeichnete man früher den Werkraum von alten Apotheken. Dass es sich bei Symphytum um eine Arzneipflanze mit besonderem Bezug zum Knochensystem handelt, lässt sich wiederum genau aus diesem seinem Namen entnehmen. Im alten Griechenland wurde er von den Ärzten „Symphyton“ genannt, was von dem Wort „symphyein“ herrührt. Das bedeutet so viel wie „zusammenwachsen“. Und es drückt die Wertschätzung gegenüber der Pflanze vor allem im Zusammenhang mit Verletzungen und Knochenbrüchen aus. Auch der deutsche Name Beinwell ist auf das altdeutsche Verb „wallen“ zurückzuführen, was so viel wie „zusammenwachsen“ bedeutet. Daher auch der früher und in manchen Gegenden auch heute noch gebräuchliche Name Wallkraut. Woher aber nahmen unsere Vorfahren in der vorwissenschaftlichen Zeit das Wissen um die Heilwirkungen der Pflanzen? Die so genannten Signaturen der Pflanzen wurden dabei meist als Hinweise genutzt. Im Falle des Beinwells ist es die Art, wie das Blatt mit dem Stängel verbunden ist: Die Blätter sind mit dem Stiel herablaufend fest verwachsen. Diese zusammenhaltende Kraft wurde aus Sicht der Signaturenlehre einfach auf den menschlichen Körper übertragen - so ganz im Sinne der Kraft, etwas zusammenzufügen, was zusammengehört. Auch Hildegard von Bingen, die wohl bedeutendste natur- und heilkundiglichste Frau und „Universalgelehrte“ im deutschsprachigen Raum, war von der Wirkung des Beinwell-Krauts sehr überzeugt und setzte es immer wieder zur Gesundung ein.

Wie sieht nun der Beinwell aus und wo findet man ihn in der Natur? All das und mehr in der nächsten Woche.

Ihre Heidemarie Traut