wie sieht Beinwell aus, und wo findet man ihn in der Natur – das sind genau die Fragen, auf die Sie heute hier eine Antwort von mir erhalten.
Natürlicherweise kommen die Beinwell-Pflanzen fast in ganz Europa und in Sibirien vor. Sie mögen als Standort am liebsten feuchte Böden. Daher findet man sie häufig an Bach- oder Flussufern, sowie in Ackersenken oder generell feuchten Wiesen. Auch an feuchten Wegrändern, in Auenwäldern, Moorwiesen und in Gräben kann man den Beinwell antreffen. Die ausdauernde krautige Pflanze bevorzugt zudem nährstoffreiche Lehmböden und sie ist ein Stickstoffanzeiger. Bei guten Wachstumsbedingungen wird die Beinwellpflanze bis zu einem Meter hoch und wächst als äußerst üppige Staude. Um den recht dicken und fleischigen Stängel reihen sich sehr große, grobe, lanzettliche Blätter. Sowohl die Blätter, als auch die Stängel sind mit vielen spitzen und rauen Haaren besetzt. Das ist ein typisches Merkmal für die meisten Vertreter der Raublattgewächse, zu denen auch Vergissmeinnicht und Borretsch gehören.
Dank seiner hübschen glockenförmigen Blüten, welche wie Trauben herabhängen, ist „Symphytum officinalis“ (= der botanische Name) auch bei Insekten und als Gartenpflanze sehr beliebt.
Die Blütenfärbung ist meist violett, kann aber auch weiß bis gelblich und sogar tiefblau sein. Unsere Vorfahren bezeichneten die Pflanzen mit den rot-violetten Blüten als Beinwellmännlein, die mit den gelblich-weißen Blüten als Beinwellweiblein. Die Blütezeit des Beinwells ist recht lange. Sie beginnt in aller Regel bereits im Mai und endet -bei milder Witterung- im November. Sie ist eine wahre Bienen- und Insektenweide, und das sogar noch im Spätherbst, wenn das Nahrungsangebot für unsere Insektenwelt recht spärlich wird.
Weiß blühender Beinwell in meinem Garten.
Die oberen grünen Blätter an den Blütenstängeln sind, wie hier recht deutlich zu sehen ist, eindeutig kleiner, als die am unteren Teil der Stängel. Letztere zeigen bei mir ein Ausmaß von 50 – 70 cm Länge.
Die Wurzeln des Beinwells bestehen aus mehreren langen, dicken, weißlich bis hellbraunen, zum Teil verzweigten Hauptwurzeln. Die sehr pflegeleichte Staude kann durch Teilen des Wurzelballens ganz einfach und unkompliziert vermehrt werden.
Die Wurzeln, die besonders wichtig für die Arzneimittelherstellung sind, werden in den Monaten März, April, Oktober und November gesammelt. Interessante Inhaltsstoffe der Wurzeln und damit auch die wichtigsten Wirkstoffe sind Allantoin, Pyrrolizidin-Alkaloide, Gerbstoffe, Schleimstoffe und Asparagin. Allantoin ist ein besonders wertvoller Stoff. Er regt unter anderem die Zellregeneration an und wird deshalb zur Wundheilung und als Hautpflege in vielen Kosmetika eingesetzt. Allantoin kommt auch in der Rinde von Rosskastanien vor und in Weizenkeimen, aber Beinwell ist ganz besonders reich an diesem Wirkstoff. Allantoin kann man zwar auch synthetisch herstellen, aber – wie so oft – hat sich der Wirkstoff aus der Natur als deutlich wirkungsvoller erwiesen. Das liegt wohl überwiegend daran, dass weitere Inhaltsstoffe, mit denen er gemeinsam vorkommt, die Wirkung unterstützen.
Wie und in welcher Form die Heilkräfte des Beinwells genutzt werden, und weshalb diese Pflanze auch in verschiedenen Bereichen umstritten ist, dazu mehr in der nächsten Woche.