wollen Sie dieses Jahr den Herbst nutzen um Ihrem Garten ein etwas anderes Gesicht zu geben? Ihn neu gestalten, ihm Struktur geben und dabei gleichzeitig der Artenvielfalt sowohl in der Pflanzen- als auch in der Tierwelt eine Chance geben? In der vorigen Woche hatten wir zu genau diesem Thema unseren Einstieg, und dabei hatte ich Ihnen eine immergrüne Idee versprochen, wie Sie unserer heimischen Tierwelt Versteck- und Schutzmöglichkeiten in einem anbieten könnten. Dabei handelt es sich um eine Pflanze, die den äußersten Norden ausgenommen, in ganz Europa vorkommt. In anderen Teilen der Welt, wie z. B. in Amerika, Australien oder Neuseeland wurde diese Pflanze dagegen eingeführt, und gilt heute dort als invasiver Neophyt, denn sie ist sehr wüchsig und überwuchert andere Pflanzen schon einmal sehr gerne…Sie ist ein Flachwurzler und kann sowohl als Bodendecker aber auch als Kletterpflanze eingesetzt werden…Außerdem ist sie der einzige einheimische Vertreter der „Wurzelkletterer“ mit sogenannten Haftwurzeln. Haben Sie schon eine Idee, um welche Pflanze es sich handelt? Noch nicht? Dann hier noch ein paar Hinweise: Die kaukasische Form kommt mit Minusgrade am besten zurecht. So werden minus 15 bis minus 17 Grad gut vertragen, das heißt diese Pflanze gilt als frosthart. Ihre Blätter haben in jungen Jahren eine besondere Form, sind herzförmig, wechselständig, gelappt, dunkelgrün glänzend und das zu allen Jahreszeiten. Somit sind sie im Winter ein beruhigender, grüner Blickpunkt im ansonsten vielleicht etwas tristen Garten. Aber die große Besonderheit ist bei dieser bestimmten Art, der Zeitpunkt der Blüte im Jahreslauf. Während die meisten heimischen Pflanzen bei uns im Frühjahr blühen und im Sommer oder im Herbst fruchten, gehört diese Pflanze zu den seltenen Arten, bei denen es genau andersrum ist. Nach der Blüte, die sich über den ganzen Herbst hinzieht, entwickeln sich während des Winters die Früchte. Diese reifen dann langsam, meist zwischen Januar und April heran, bis sie ihre charakteristische dunkelblaue bis fast schwarze Farbe haben. Diese im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Rotkelchen, Amseln und anderen Drosseln sehr gerne gefressen. Sind genügend Beeren da, dann können sich sogar bis ins Frühjahr, die hungrig heimkehrenden Zugvögel (wie Mönchsgrasmücke, Star, Haus- und Gartenrotschwanz) an ihnen laben.
Jetzt wissen Sie sicher, von welcher Pflanze die ganze Zeit die Rede ist?!! Richtig! Es ist eine der vielen Efeugewächse.
Bis Efeu zur Blüte kommt, dauert es allerdings acht bis zehn Jahre. Voraussetzung ist ein genug belichteter Standort bis die Altersform des Efeus ihre ersten Blüten entwickelt.
Mir wird immer wieder die Frage gestellt: Warum blüht mein Efeu nicht? Die Jugendform blüht generell nicht, und ist Ihr Efeu schon älter, sie können aber dennoch keine Blütendolden ausmachen, dann kann es sein, dass ihm der Standort nicht passt, oder aber Sie haben u. U. die langen, alten Triebe abgeschnitten. Blüten tragen nämlich ausschließlich die alten Triebe! Übrigens auch die Blätter einer alten Pflanze verändern sich, von der stark gebuchteten Blattform bei jungem Efeu hin zu einem glattrandigen Blatt im Alter. An dieser Stelle habe ich noch eine Bitte: Schneiden Sie den blühenden Efeu möglichst nicht! Er ist in dieser Form ein herbstlicher Lebensspender für so viele Tierarten. Bis spät in den Herbst sind die unscheinbaren gelb-grünen Blütendolden eine der letzten Nahrungsquellen für Bienen und andere Insekten, wie Wespen, Fliegen, Schwebfliegen, Falter, Ameisen... Sogar Marienkäfer naschen gern den Nektar der Efeublüten, da sie ab dem Spätsommer immer weniger Blattläuse als Nahrung finden. Und eine Wildbienenart, die Efeu-Seidenbiene, hat sich sogar auf den Efeu spezialisiert – ohne seine Blüten findet die Seidenbiene keine Nahrung.
Und so ist es keineswegs übertrieben, wenn ich behaupte: Efeu ist ein wichtiger Bestandteil des Biotop- und Artenschutzes. Er bietet Lebensraum und Nahrung für Vögel und Insekten und ist somit als ökologisch wertvoll anerkannt!
In der nächsten Woche verrate ich Ihnen noch mehr über diese vielseitige Pflanze, die mehr als 200 Jahre alt werden und über 20 Meter hoch klettern kann. Letzteres könnte ein Problem werden...Aber auch dazu mehr in der Kalenderwoche 45.