Titel Logo
Wadgasser Rundschau
Ausgabe 47/2023
Sonstige amtliche Mitteilungen
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Efeu als Baumkletterer und Fassadengrün

Liebe Garten- und Naturfreunde,

vorige Woche ging es um einige Mythen bezüglich des Efeus. Auch heute schauen wir uns in diesem Themenfeld noch etwas genauer um. Der Mythos, dass Efeu statische Probleme verursache und Bäume so kaputt mache, ist im Umlauf. Und an allen Annahmen ist auch wieder etwas Wahres dran. Mythos Nummer eins in diesem Zusammenhang besagt, dass kleine und/oder kranke Bäume kaputt gehen, wenn sie von einem vitalen Efeu bewachsen werden. Das ist leider richtig, denn geschwächte Bäume verlieren auch ohne eigenen Kletterer unter Umständen ihre Standfestigkeit. Kommt dann noch ein vitaler Efeu dazu, muss der Baum natürlich noch ein zusätzliches Gewicht stemmen – dieser Umstand kann dazu führen, dass er deutlich schneller in sich zusammenfällt. Das passiert aber, vor allem im Garten, nur sehr, sehr selten, denn wir haben doch ein Auge auf unsere Bäume, und würden das zu verhindern wissen.

Ebenfalls nicht gerade stabiler macht es Bäume, wenn ihre komplette Krone voll von Efeu ist. Denn mit einer stark durchwachsenen Krone bieten sie dem Wind oder gar einem Sturm deutlich mehr Angriffsfläche. Ein weiterer Nachteil von zu viel Efeu in der Krone: Im Winter sammelt sich darin mehr Schnee als es normal der Fall wäre, sodass Zweige und Äste öfter brechen. Genau das ist im vorigen Winter in unserem Vorgarten passiert. Ein älterer Holunder war in Teilen ziemlich mit Efeu überwuchert. Wie ein Vorhang hingen seine langen Ranken herunter. Das sah eigentlich richtig gut aus, es machte an dieser Stelle auch blickdicht, was uns ebenfalls zusagte. Aber dann kam nasser, schwerer „Pappschnee“. Den hat unser Holunder nicht mehr geschafft. Es gab ein relativ lautstarkes Krachen, Knacken und ein Bersten. Richtig dickes Geäst splitterte und so war der Bürgersteig an dieser Stelle zunächst unpassierbar. Da half alles nichts, das musste weggeräumt werden, selbst als es dann auch noch richtig heftig zu regnen anfing… Und es war jede Menge „Grünzeug“ was wir beiseiteschaffen mussten. Unser Holunder gab ein jämmerliches Bild ab, er sah ganz schön gerupft aus. Ich habe die zersplitterten Bruchstellen dann noch mit der großen Astschere begradigt und einen sauberen, schrägen Schnitt vorgenommen. Die sogenannten schlafenden Augen haben im darauffolgenden Frühjahr erfreulicherweise schon wieder frische Triebe hervorgebracht.

Übrigens: Sehr alte Bäume, die seit Jahrhunderten von Efeu bewachsen sind, werden von ihm, wenn sie absterben, oft noch mehrere Jahre aufrecht gehalten. Efeu selbst kann ja über 500 Jahre alt werden und bildet irgendwann so kräftige, verholzte und stammähnliche Triebe, dass diese ihre ursprüngliche Kletterhilfe ähnlich wie eine Rüstung zusammenhalten.

Aber Efeu wächst ja nicht nur an Bäumen oder anderen Gehölzen in die Höhe. Ein Schuppen oder eine Hauswand kommen ihm beim Klettern nach oben auch gelegen. Und spätestens dann müssen wir das Ganze im Auge behalten. Denn Efeu hat, so sagen es zumindest die Experten, eine Art biologischen Urinstinkt, und dieser führt dazu, dass der Efeu sich gerne in möglichen Rissen oder Fugen in der Wand regelrecht einnistet. Er tut dies, um von Feuchtigkeit im Innern der Risse oder Fugen zu profitieren. Setzt dann sein Dickenwachstum ein, hat das oftmals verheerende Folgen. Mit der Zeit entwickeln sich solche Kräfte, dass der Efeu Teile des Mauerwerks förmlich wegsprengen kann. Das Entfernen des Efeus an einer Hauswand gestaltet sich deshalb auch so schwierig. Für uns heißt es also, wollen wir, dass unsere Hausfassade oder Teile davon von Efeu begrünt werden, so sollten wir uns diese Wand zuvor sehr genau anschauen. Sie darf, soll es nicht zu Schäden kommen, keinerlei Fugen oder Risse aufweisen, sie muss vollkommen intakt sein! Das gleiche gilt auch bei wildem Wein! Eine neue sogenannte Ruinenmauer eignet sich daher absolut nicht zum Bewachsen lassen. Denn insbesondere diese beiden Kletterer würden ihre Fugen sofort nutzen, und der Schaden wäre vorprogrammiert!

Natürlich müssen wir auch aufpassen, dass diese Kletterer nicht „über das Ziel hinausschießen“! Denn wenn sie die Dachkante eines Hauses erreichen, ist es leicht möglich, dass sie auch unter und in das Dach hinein wachsen und dabei die Dachziegeln irgendwann anheben. Und das kann gefährlich werden, denn ein solcher Ziegel könnte herunterfallen oder aber Regen dringt in das Dach ein. Beides Dinge, die absolut nicht wünschenswert sind!

Soviel zu den Nachteilen, die wir aber selbst durch Aufmerksamkeit deutlich minimieren können. Aber gerade der attraktive immergrüne Efeu hat auch seine Vorteile bei einer Wandbegrünung, die nicht von der Hand zu weisen sind. So schützt Efeu die Fassade unter anderem vor Regen, Schmutz oder auch vor Spannungsrissen, wenn die Temperaturen stark schwanken. Auch hat er isolierende Wirkung bei Kälte im Winter, als auch bei sommerlicher Hitze!

Welche herausragenden Eigenschaften Efeu sonst noch hat, das erfahren Sie nächste Woche.

Ihre Heidemarie Traut