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Amtsblatt der Stadt Schalkau
Ausgabe 12/2024
Stadt Schalkau
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Öffentlicher Teil

„Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn ich hier zum letzten Mal aufschließe“, sagt Renate Wohl, während sie die Tür zur Buchhandlung in der Marktstraße öffnet. Wehmut klingt in ihrer Stimme aber auch Stolz auf so viele erfolgreiche Jahre als Buchhändlerin in Schalkau.

Mit vereinten Kräften einen Traum erfüllen

Da waren die Brüche der Wendejahre aber auch die neuen Möglichkeiten und da war der Traum vom eigenen kleinen Buchladen. Renate Wohl sagte ihrem bisherigen Beruf ade, begann eine zweijährige kaufmännische Lehre und legte die Prüfungen zum IHK-Abschluss erfolgreich ab. Dann erwarb sie den kleinen Laden, in dem zuvor zwei Handwerksunternehmen, eine Möbeltischlerei und ein Schuhmacher, ihr Domizil hatten. Gemeinsam mit der Familie verwandelte sie die marode Immobilie in nur zwei Monaten in einen gemütlichen und modernen Buchladen: Die Innenausstattung entwarf sie nach ihren eigenen Vorstellungen selbst und ließ diese von der Schreinerei Grünbeck aus Sichelreuth anfertigen. Auch der Bücherwurm, der schon von Weitem zum Besuch der Buchhandlung einlädt, entstammt ihrem Bleistift und wurde vom Klempnermeister Zwilling aus Sonneberg hergestellt. Damals, vor nunmehr 30 Jahren.

Kleine Schritte in eine große Branche

„Hoffentlich kommt jemand!“, war die größte Sorge der neu gebackenen Buchhändlerin. „Von Büchern hatte ich ja noch keine Ahnung.“ Und um auf diesem ganz neuen Gebiet Sicherheit zu erlangen, nahm Renate Wohl Kontakt zur Buchhandlung Riemann in Coburg auf. Natürlich half man gerne und die Mentorenschaft entwickelte sich zu einer festen Freundschaft.

„Und dann waren da auch die Messebesuche“, erinnert sich Renate Wohl. Während sie von den vielen angenehmen Begegnungen auf der Buchmesse in Leipzig schwärmt, strahlen ihre Augen. Sie erzählt von den Terminen, die sie im Vorfeld mit den Vertretern der einzelnen Verlage gemacht hat, vom Durchblättern und Bestaunen der Neuerscheinungen und von den freundlichen Gesprächen. Und überall konnte sie die Bücher gleich mitnehmen.

Ende nach 30 Jahren

Am 10.12.2024 sind es 30 Jahre, in denen Renate Wohl in Schalkau Bücher verkauft. Aber nicht nur das: Auch Landkarten, Schulbedarf, große und kleine Malblöcke, Geschenkpapier, Ausmalbücher und Glückwunschkarten gehören zu ihrem Sortiment. Und weil zu einem guten Buch immer ein guter Wein passt, gibt es auch diesen in der Buchhandlung. Aber das Wichtigste ist die persönliche Beratung - und genau die schätzen die Kunden. Und die ist nicht durch das Internet zu ersetzten. Frau Wohl weiß, welche Hefte, welche Stifte und welcher Füller in der ersten Klasse gewünscht werden. Die Schulbücher und Arbeitshefte, die die Eltern im Laden bestellen können, erhalten sie pünktlich und eingebunden am Ende der Sommerferien. Und auch bei der Frage, welches Buch zu welchem Lesealter passt, weiß Renate Wohl immer Rat.

Von Anfang an sind es Kinder gewesen, die sich mit sehnsüchtigen Blicken die Nasen am Schaufenster plattgedrückt haben, die sich von fremden Welten, abenteuerlichen Expeditionen oder vom Leben anderer Menschen in den Bann ziehen ließen.

Aber auch Erwachsene, die auf der Suche nach einem guten Buch oder einem individuellen Geburtstagsgeschenk sind, schauen vorbei. Und da sind natürlich auch die Stammkunden, die immer wieder für einen kleinen Plausch vorbeikommen. Einfach so, weil auch ein gutes Gespräch das Leben bereichern kann.

Bewährte Traditionen

Seit vielen Jahren kommen Schulklassen und Kindergartengruppen in die kleine Buchhandlung zu Besuch, um Schriftsteller und ihre Bücher kennenzulernen, um sich von Geschichten verzaubern zu lassen.

Seit ebenso vielen Jahren beteiligt sich Renate Wohl an der Initiative „Ich schenk dir eine Geschichte“ der Stiftung Lesen, die sich die Leseförderung von Schulkindern zum Ziel gesetzt hat.

Wenn sie von den Höhepunkten in ihrem Buchhändlerleben erzählt, gehören die Lesenachmittage während des Weihnachtsmarktes dazu: Erinnerungen an Kinder, die auf Sitzkissen am Boden sitzen und spannenden Geschichten lauschen, vertieft und weltvergessen. Erinnerungen an Besucher, die dem Markttreiben für einen Augenblick entfliehen und bei Glühwein und Weihnachtsplätzchen in der Buchhandlung die Ruhe genießen.

Zwei junge Menschen betreten den Laden. Sie bestellen Lehrbücher für ihre Ausbildung. Wann sie diese abholen können, erkundigen sie sich. Dass sie eine Woche warten müssen, ist für sie kein Problem. Frau Wohl notiert ihre Handynummer und verspricht anzurufen, wenn die Bücher angekommen sind. „Ich hatte noch nie Kunden, die sich daran gestört haben, dass die Bücher nicht über Nacht geliefert werden können“, sagt Frau Wohl, nachdem die Auszubildenden gegangen sind.

Diese beiden jungen Menschen wissen sicher noch nicht, dass diese Bestellung ihre letzte Bestellung sein könnte. Weil nun auch diese Buchhandlung schließt. Zum Ende des Jahres.

(Bis dahin ist der Laden zu den gewohnten Zeiten geöffnet.)

Renate Wohl sagt „Danke“

am Samstag, 07.12.2024 ab 14.00 Uhr