Baubesichtigung am 5.9.2025 - Teilnehmer Andreas Meusel (Stadt Schalkau), René Klinger (Medinos Klinik), Mark Schwimmer (Stadt Schalkau), Andreas Stauch (Medinos Klinik) und Anja Gelbricht (Stadt Schalkau) (v.l.n.r.)
Auslaufseite des Durchlasses
Einlaufseite des Durchlasses - Böschung und Fahrbahn müssen noch fertiggestellt werden
Freigelegte Mauerreste im Bereich der Außenwallanlage
Liebe Schalkauer Bürger,
die Situation der hausärztlichen Versorgung in Schalkau hat sich binnen nur weniger Jahre immer weiter verschärft und zugespitzt. Noch vor 10 Jahren sah das völlig anders aus. Mit zwei Hausarztpraxen (Dr. Hoffmann und Dr. Träger) war Schalkau in der Vergangenheit vergleichsweise komfortabel mit Allgemeinmedizinern ausgestattet und die medizinische Grundversorgung unserer Bürger vor Ort war sehr gut gewährleistet.
Erste Engpässe in der hausärztlichen Versorgung gab es ab dem Jahr 2017, nachdem wegen eines traurigen Schicksalsschlages die Praxis von Frau Dr. Susan Träger schließen musste und die betroffenen Patienten notgedrungener Weise gezwungen waren, sich auf die Suche nach einem neuen Hausarzt zu begeben, der sie noch aufnehmen konnte. Schon damals war es für die Patienten nicht leicht, in einer der benachbarten Hausarztpraxen unterzukommen.
Leider verschlimmerten sich diese Umstände für die Patienten nochmals, als im Oktober 2023 Frau Dr. Hoffmann in den schon lange wohlverdienten Ruhestand ging und die letzte verbliebene Hausarztpraxis in Schalkau mangels eines Nachfolgers ebenfalls endgültig schloss. Versuche, einen Allgemeinmediziner für Schalkau zu finden, blieben bisher leider ergebnislos.
Was wir hier in Schalkau hinsichtlich der medizinischen Grundversorgung erleben, ist allerdings kein Einzelfall, sondern ein grundsätzliches Problem des ländlichen Raumes und der Organisationsstruktur der medizinischen Versorgung im Allgemeinen, bei dem immer weniger niedergelassene Hausärzte, wenn sie in den Ruhestand treten wollen, einen Nachfolger für ihre Praxis finden.
Laut der kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT), welche den Bedarf an Ärzten für die gesetzlich Versicherten ermittelt, fehlen aktuell in ganz Thüringen 110 Hausärzte. Besonders betroffen sind die ländlichen Regionen, Tendenz weiter steigend. Auch im Versorgungsbereich Sonneberg der KVT, der das Gebiet des Altkreises Sonneberg ohne Neuhaus am Rennweg und Lauscha umfasst und zu dem die Stadt Schalkau gehört, sind mittlerweile 5 Hausarztsitze unbesetzt und der Versorgunggrad ist auf 90 % gesunken. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag der Versorgungsgrad noch bei 110 %! Da der Anteil an Hausärzten, die älter als 60 Jahre sind, in unserer Region bei über 40 % liegt, dürfte sich in den nächsten Jahren die Situation noch weiter zuspitzen.
Die Hauptursache dafür, dass sich junge Mediziner immer weniger für die Tätigkeit als Landarzt entscheiden, liegt dabei im Modell des niedergelassenen Arztes als solches begründet. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass ein selbständig tätiger Arzt in eigener Praxis gesetzlich Krankenversicherte ambulant behandeln und gegenüber der Krankenkasse abrechnen darf. Die Konsequenzen daraus sind aber, als Arzt die Verantwortung und die Risiken einer Selbständigkeit einzugehen, sich beruflich und privat im Leben nicht mehr so leicht verändern zu können und, was wohl ein ganz wesentlicher Aspekt ist, sich mit der Bürokratie der Krankenkassen bei der Abrechnung der erbrachten ärztlichen Dienstleistung auseinandersetzen zu müssen. Diese Umstände machen in ihrer Gesamtheit das Berufsbild als Landarzt für viele junge Ärzte leider unattraktiv und wenig erstrebenswert.
Um der in unserer Region schon in wenigen Jahren drohenden Unterversorgung an Hausärzten zu begegnen - als unterversorgt gilt laut Definition der KVT, wenn der Versorgunggrad unter 75 % sinkt, ergo nur noch 3 von 4 benötigten Hausärzten vorhanden sind - möchte ich als Bürgermeister der Stadt Schalkau neue Ideen aufgreifen, anstatt weiter wie bisher vergeblich nach einem Arzt zu suchen, der sich hier niederlassen möchte.
Aufgrund dessen beabsichtigt die Stadt Schalkau im Gebäude des ehemaligen Landambulatoriums ein medizinisches Versorgungszentrum, kurz MVZ genannt, zu errichten. Dieses soll wie in Neuhaus am Rennweg von der kommunalen Medinos Klinik des Landkreises Sonneberg mit angestellten Ärzten betrieben werden. Das Konzept eines MVZ ist im Grunde genommen gar nicht neu, denn es basiert ja auf der gleichen Idee wie die bis zur Wende erfolgreich betriebenen und als „Poliklinik“ bezeichneten Ärztehäuser der DDR.
Dass sich die Stadt Schalkau mit diesem Ansatz nicht auf einen Sonderweg begibt, sondern einem bundesweit immer stärker werdenden Trend folgt, beweist ein Blick in die Statistik. Vergleicht man den Anteil selbständiger Hausärzte mit denen von angestellten so zeigt sich folgende Veränderung im Zeitraum von 2012 bis 2024: Betrug der Anteil der selbständigen Hausärzte im Jahr 2012 noch 94 %, so sank dieser auf 70 % im Jahr 2024. Gleichzeitig stieg der Anteil der angestellten Ärzte im selben Zeitraum von 6 % auf 30 %.
Damit das MVZ nicht bloße Idee bleibt, steht die Stadt Schalkau seit Anfang des Jahres in engem Kontakt mit der Geschäftsleitung der Medinos Klinik Sonneberg. Erst Anfang September fand wieder ein gemeinsames Treffen mit dem Geschäftsführer der Medinos Klinik Herrn René Klinger und seinem verantwortlichen Betriebswirt Herrn Andreas Stauch im Landambulatorium statt, bei dem man sich über die bereits begonnenen Sanierungsarbeiten am Gebäude abstimmte.
Im ersten Bauabschnitt, der Ende August begann, werden zunächst die zum Teil erheblichen Schäden an der Außenfassade, an Fenstern und Teilen des Dachs repariert. Außerdem entsteht im Zuge dieser Baumaßnahme ein behindertengerechter und barrierefreier Eingang an der Hofseite des Gebäudes, der künftig der neue Haupteingang sein wird. Nach Abschluss dieser Arbeiten soll dann in einem weiteren Bauabschnitt die Sanierung der Räume erfolgen.
Über den weiteren Fortgang der Baumaßnahmen und des Projektes werde ich Euch/Ihnen weiter regelmäßig berichten.
Der Durchlass für den Katzberger Graben in der Hörnleinsburg war im letzten Jahr teilweise zusammengebrochen und eingestürzt, so dass die Benutzung der Straße für Fahrzeuge über 7,5 t Gesamtgewicht gesperrt werden musste. Um die Anwohner der Hörnleinsburg wieder mit Versorgungsfahrzeugen (Müllabfuhr, Winterdienst) ungehindert erreichen zu können und um den landwirtschaftlichen Verkehr, der diese Straße und den sich anschließenden Flurbereinigungsweg nach Ehnes regelmäßig nutzt, wieder zu ermöglichen, war es dringend erforderlich, den Durchlass zu erneuern. Anfang September begannen deshalb die Bauarbeiten. Wie auf dem Bild zu sehen ist, konnte das Betonrohr bereits verlegt und der Ein- und Auslauf gestaltet werden. Die Angleichung der Böschung und die Wiederherstellung der Fahrbahndecke müssen noch erfolgen.
Im nördlich gelegenen Teil der Außenwallanlage der Schaumburg, welche eigentlich offiziell Burg Schaumberg heißt, befindet sich ein teilweise eingestürztes Gewölbe. Unter der Aufsicht und Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie wird dieses nun ausgegraben und wissenschaftlich erforscht. Die Stadt Schalkau als Eigentümer der Burganlage erhält für die hierfür erforderlichen Baumaßnahmen Fördermittel in Höhe von etwa 90 % der Baukosten. Im ersten Bauabschnitt, welcher in diesem Jahr realisiert werden muss, soll das Gewölbe freigelegt werden. Bei den seit Anfang September laufenden Arbeiten wurden bereits Teile der ehemaligen Mauer der Wehranlage freigelegt.
Euer/Ihr
Mark Schwimmer
Bürgermeister