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Amtsblatt der Stadt Nottertal-Heilinger Höhen
Ausgabe 22/2025
Nichtamtlicher Teil
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Vereine und Verbände

TEIL 2:

DIE BANDS, DIE MUSIK

Urlaubszeit, schönste Zeit! Mal ein paar Tage nicht mit den Problemen fremder Leute belästigt werden, die Seele baumeln lassen, Sommer, Sonne und- nein, in unserem Fall nicht Strand, sondern das Besuchen von großartigen Musikfestivals! Und was kann es da Besseres geben, als mit dem Party.San eines der schönsten direkt vor der Haustür zu haben! Nun ist es mit der allgemeinen Bedeutung und Entwicklung unseres Städtchens in den letzten Jahren wahrlich nicht nur aufwärts gegangen- selbst der übergestülpte, seltsame Name erinnert eher an eine Kuhglöckchen-Siedlung als an einen Industriestandort mit weit über 1000jähriger Geschichte. Gerade in Anbetracht dieser Tatsache sowie auch in wirtschaftlicher Hinsicht (Vergnügungssteuer etc.) ist es für unsere Kommune von enormer Wichtigkeit, die Großveranstaltungen auf dem Flugplatzgelände zu erhalten! Im Rathaus ist man sich dessen durchaus bewusst und nach dem Durcheinander im Frühsommer dieses Jahres gilt deshalb unser ausdrücklicher Dank Herrn Alexander Blankenburg für sein diesbezüglichen Einsatz! Im zweiten Teil unseres Party.San-Rückblicks soll es wieder um das gehen, was das Festival in erster Linie ausmacht- die Musik! Welche Bands durften wir erleben, was hat uns besonders gefallen. Natürlich haben wir es auch in diesem Jahr nicht geschafft, jede der 57 (!) Bands zu sehen; die eingangs erwähnte Seelenbaumelei und andere Schwächeleien forderten ihre Beachtung (Schlafen, Essen, etc.). Die Zeltbühne kam auch dieses Mal unverdientermaßen etwas zu kurz, aber Einiges ist selbstverständlich auch hängengeblieben!

Der erste Festivaltag begann auf der Hauptbühne gleich nach unserem Geschmack:

ROTPIT (D/Schweden) fungierten mit kraftvollem Death Metal als perfekter Opener. Die großen Vorbilder ließen grüßen und vor der Bühne war es bereits ordentlich voll. Band Nr.2, EXTERMINATION DISMEMBERMENT aus Weißrussland schlugen in eine andere Kerbe: Kraftvoll rumpelig, ohne filigrane Instrumental-Schnörkel ging es geradeaus zur Sache....AND OCEANS aus Finnland zelebrierten Black Metal mit symphonischen Elementen, eine spannende Mischung mit ordentlichem Druck. Vielleicht nicht unser Tageshöhepunkt (kein Wunder bei der starken Konkurrenz), aber beileibe nicht schlecht! Mit THE SPIRIT aus Saarbrücken (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen 70ger Jahre-Rockband gleichen Namens) enterten anschließend alte Bekannte die Bühne (die Band spielte bereits 2018 in Schlotheim, damals noch auf der Zeltbühne) und wurden von einer stattlichen Anzahl Fans gefeiert. Die nachfolgenden DOOL (Niederlande) entwickelten sich gleich zu unserem Tagesfavoriten- kerniger Rock, mal krachig geradeaus, mal doomig ruhig und definitiv kein Extrem-Metal!

Sängerin/Gitarristin Raven van Dorst zog das große Publikum in ihren Bann, ein Blick über den berühmten Tellerrand, der sich auf jeden Fall gelohnt hat (Autogramme inbegriffen)! GRAND MAGUS aus Schweden ließen im Anschluss kein Fanherz unerreicht- Anhänger des guten alten Hardrocks fanden sich in der Musik genauso wieder wie Stoner-Rock- oder einfach nur Metal-Enthusiasten. Die Band hatte 2014 zum ersten Mal in Schlotheim gespielt und wurde heute gefeiert wie ein Headliner- man gönnte es ihnen! Orchestraler Bombast, weiblicher, klassisch geschulter Gesang, harte Gitarren- gemeinhin werden diese Attribute mit dem Gothic-Rock-Genre und Bands wie Nightwish, Epica oder Within Temptation in Verbindung gebracht; FLESHGOD APOCALYPSE (Italien) sind jedoch auf deutlich derberem Terrain unterwegs. Der erwähnte klassische Operngesang, gepaart mit Death Metal-Riffs machen diese Band zu etwas Besonderem, zumal es unseres Wissens auf dem Party.San noch nichts Ähnliches zu sehen/hören gab. HARAKIRI FOR THE SKY (Österreich) waren nach 2018 zum zweiten Mal auf dem Flugplatz zu erleben und beeindruckten mit ihrem wunderbaren, melancholischem Black Metal. Dass man die Musik von NAPALM DEATH (GB) nicht unbedingt zur musikalischen Untermalung eines Candlelight-Dinners einsetzen würde, dürfte wohl als allgemeiner Konsens angenommen werden; Frontmann “Barney” Greenway beschlagnahmte die komplette Bühne wie ein Duracell-Häschen, die Performance energiegeladen, die Songs kurz und bündig, die Ansagen kompromisslos- also alles wie immer, trotz krankheitsbedingter Abstinenz von Original-Basser Shane Embury. DARK ANGEL (USA) gehörten Ende der 80er Jahre zu den führenden US-Thrash-Metal-Bands, einige Band-Splits und Reunions später später schafften sie es nun endlich nach Schlotheim und lieferten als Headliner und letzte Band des Abends einen grandiosen Auftritt.

Die Gothic-Metaller THE VISION BLEAK (D) hätten wir sehr gern gesehen, die Karten für “Wünsch Dir was” waren jedoch ausverkauft und so begann unser Festival-Freitag leider erst mit Band Nummer vier: CRYPT SERMON (USA) hätten eigentlich einen späteren Slot verdient; ihr eingängiger Mix aus verschiedenen Metal-Genres wie Doom oder Stoner-Rock, gewürzt mit epischen Passagen gefiel einem großen Publikum und natürlich auch uns! Wie in jedem Jahr hatten auch an diesem Freitag viele Einheimische Gelegenheit, das Festival per kostenlosem Festivalticket mitzuerleben. Wer beim Namen WAYFARER an nordische Elfenromantik dachte, lag völlig daneben- die Amis servierten humorlose Westerngeschichten, untermalt mit knallharten Black Metal-Riffs, eine originelle Kombination! HELLBUTCHER (Schweden) sind quasi die direkten

Nachfolger der aufgelösten NIFELHEIM, die ebenfalls vor einigen Jahren auf dem Party.San zu Gast waren. Mit diesem Starbonus im Rücken und feinstem Black Metal- beeinflusstem Thrash begeisterten sie ihr zahlreiches Publikum und fügten sich in die Reihe der Tageshighlights ein. Auch DEFLESHED, ebenfalls aus Schweden, heizten ordentlich ein; die lange Bandpause (2005-2022) wurde mit Thrash-/Death-Salven einfach weggeballert. SUFFOCATION (USA) hatten schon bei ihrem ersten Schlotheimer Party.San-Auftritt mit ihrer spielerischen Perfektion großen Eindruck bei uns hinterlassen und auch dieses Mal wurden wir, trotz Sängerwechsel, nicht enttäuscht. Auf jeden Fall eine Band mit Headliner-Qualitäten, am Nachmittag tatsächlich etwas verramscht. Dass es BRUJERIA (u.a. Mexiko) nach dem Tod zwei ihrer wichtigsten Mitglieder 2024 ein Jahr später noch geben würde, war wahrlich nicht abzusehen; auch in Anbetracht dieser Tatsache lieferte die Band eine starke Vorstellung mit allen erwarteten Ingredienzien- Death, Grind, Crossover- absolut fett!

ROTTING CHRIST (Griechenland) sind immer eine Bank: Musikalisch in mehreren Richtungen zuhause (Black, Death, Okkult-Rock,...) ballerte sich die Band durch ihren Katalog, hochmotiviert und mitreißend, wieder ein Höhepunkt des Tages! Ex-MORBID ANGEL-Mastermind David Vincent scheint es in Schlotheim gut zu gefallen- nachdem er bereits im Vorjahr gleich mit 2 Bands vertreten war (VLTIMAS & TERRORIZER), konnte man ihn diesmal mit I AM MORBID erleben, die er nach der Trennung von seiner Hauptband gründete. Das Set umfasste sowohl MORBID ANGEL-Klassiker als auch eigene Songs und war somit ein Rundum-glücklich-Paket für alte und neue Fans, ein würdiger Co-Headliner! CELTIC FROST (Schweiz) sind Kult, es gibt wohl kaum einen Metal-Fan, der nicht mit dem Schaffen der Band vertraut ist. Um das Vermächtnis der Band aufrecht zu erhalten, warteten Tom G. “Warrior” Fischer und seine Band TRIPTYKON in diesem Jahr mit einem Special-Celtic Frost-Set beim Party.San auf und spielten sich so (nicht nur für uns) zum Highlight der Herzen, wenn nicht gar des ganzen Festivals, einfach nur stark!

Auch der Festival-Samstag begann für uns mit etwas Verspätung zu den letzten Klängen von NECROWRETCH (Frankreich) und strahlendem Sonnenschein. Gut vorgeheizt also für SCHIZOPHRENIA (Belgien), mit einem Sperrfeuer aus Songgranaten aus dem Death-Thrash-Spannungsfeld machten diese, wie man so schön sagt, “keine Gefangenen”!

Auch die folgenden ANALEPSY (Portugal) spielten, trotz des schlichten Namens, auf wie ein Headliner- brutal, schnell, energiegeladen. Ganz anders EREB ALTOR (Schweden)- hier sind die Wikinger unterwegs! Epischer, aber eben auch ruppiger (wie es sich für das Party.San gehört) Nordmänner-Bombast erwartete uns, ein schöner Ausreißer!

“Ruppig” passt auch zu SKELETAL REMAINS (USA)- die Band hat sich dem Death Metal “alter Schule” verschrieben: kompromisslos, schnell und grummelig- für uns ein früher Tageshöhepunkt! Irgendwie hat man bei manchen Bandnamen von Vornherein eine Ahnung, was man erwarten kann: PIG DESTROYER (USA)= Rumms! Qietsch! Polter-Rumpel! Aufgeregt hüpf, hüpf! Insgesamt sicher nicht schlecht, aber leider auch nicht so unser Ding- irgendwie zu viel Aufregung um zu wenig Substanz. Das ganze Gegenteil im Anschluss- die alten Haudegen GRAVE (Schweden) spielten heute in Originalbesetzung und zeigten allen Nachahmern, wie Death Metal zu klingen hat- bis jetzt definitiv die beste Band des Tages! Mit TIAMAT (Schweden) hatte man ein weiteres Urgestein eingeladen; die Band hatte insbesondere mit ihren frühen Alben Musikgeschichte geschrieben und brachte heute selbstverständlich viele Hits und Fanfavoriten aus dieser Zeit. Dass der Gig dennoch nicht bei Allen richtig zünden wollte, lag wohl auch am Auftreten von Sänger Johan Edlund, der etwas abwesend wirkte und bei Vielen gemischte Gefühle hinterließ. GORGOROTH (Norwegen) hatten in der Vergangenheit unter vielen Besetzungswechsel zu leiden und viele Fans trauern immer noch alten Formationen hinterher. Davon ließ sich die heutige Besetzung jedoch nicht irritieren und zelebrierte einen würdigen Co-Headliner-Auftritt- Black Metal at his best!

Nun sind BLOODBATH (GB/ Schweden) vielleicht nicht der ganz, ganz große Kracher als Samstag-Abend-Headliner, als letzte Band des diesjährigen Festivals wurden sie dieser Herausforderung jedoch durchaus gerecht und entsprechend gebührend gefeiert.

Selbst Frontröhre Nick Holmes, der auch bei seiner Stammband PARADISE LOST nicht unbedingt als Energiebündel bekannt ist, machte seine Sache gut, so dass letztendlich alle Fans glücklich und zufrieden in die Nacht entlassen wurden.

Wie schon anfangs erwähnt- auch in diesem Jahr kam die Zeltbühne bei uns wieder unverdientermaßen etwas zu kurz! Nun wird es wohl ehrlicherweise wohl kaum jemand schaffen, sich diese Fülle an Bands in 3 Tagen in Gänze anzuschauen, so auch wir nicht! Als etwaige Ausreden hätten wir anzubieten, dass es im Zelt überwiegend (verdientermaßen) proppenvoll war und vor allem sehr, sehr warm! Weshalb wir also meist einen Außenplatz an den Seiteneingängen vorzogen und versuchten, einen Eindruck vom Geschehen zu bekommen. Ausführliche Rezensionen aller Auftritte, auch im Zelt, finden sich übrigens, wie in jedem Jahr, in den einschlägigen Musikmagazinen (Deaf Forever, Rock Hard, Legacy, Metal Hammer), welche mit ihren Reportern vor Ort waren oder im Internet. Folgende Bands sind uns in (selbstverständlich positiver) Erinnerung geblieben- am Donnerstag: FIRTAN (D), Black Metal mit Violinistin (!) sowie CHAOS INVOCATION (D), ebenfalls Black Metal, im Stil der großen Vorbilder; am Freitag: HERETIC WARFARE (D), energetischer Death Metal, MASS WORSHIP (Schweden), Death Metal, aber eher doomig-wuchtig, GUTSLIT, Death Metal aus Indien und IMPERIAL TRIUMPHANT (USA), hochorigineller Black Metal; am Samstag haben wir die Frühschoppenbands ASS COBRA (D), Turbonegro- Tribute, sowie die Thüringer DDR-Urgesteine MACBETH, die es endlich auf’s Party.San geschafft hatten, verpasst; im vollen Zelt wurden sie jedoch trotz der relativ frühen Uhrzeit gebührend abgefeiert.

Uns gefielen heute besonders KVAEN (Schweden) und der Headliner FULCI (Italien) mit ihren bemerkenswerten Shows.

Nun liegt wieder ein knappes, Party.San-loses und hoffentlich friedlich bleibendes Jahr vor uns- mit u.a. AMORPHIS, TESTAMENT & DESASTER sind schon tolle Bands für 2026 angekündigt.

Wir verbleiben bis dahin voller Vorfreude -

Ulf Stengert, Anke Montag, Anette Engel-Stengert

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