Dr. Alexandra Finn (2.v.l.), Chefärztin der zentralen Notaufnahme am Elisabeth Klinikum mit den Referenten Kristin Günther (l.), Hospizdienst „Herzenszeit“, Julian Petz, Dozent an der Höheren Berufsfachschule Meiningen und Marius Craciun (r.), Oberarzt der Chirurgie II.
Zum 3. Schmalkalder Notfalltag in diesem Jahr lud Dr. Alexandra Finn, Chefärztin der Zentralen Notaufnahme am Elisabeth Klinikum Schmalkalden am 27. September 2023 in die Cafeteria des Elisabeth Klinikums ein. Ziel dieser Veranstaltung ist, die Zusammenarbeit zwischen klinischem Fachpersonal und dem Rettungsdienst besser zu verzahnen und eine Weiterbildungsmöglichkeit vor Ort anzubieten. Die Teilnehmer erhalten von der Landesärztekammer Weiterbildungspunkte - dies sei auch Voraussetzung für den Einsatz als Notarzt und Rettungssanitäter. Die Veranstaltung war gut besucht, auch die Online-Live-Übertragung wurde gut angenommen.
Nach einer kurzen Begrüßung übergab die Gastgeberin Dr. Alexandra Finn an ihren Kollegen Marius Craciun. Der Oberarzt der Chirurgie II - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Elisabeth Klinikum referierte über das Thema „Traumatische Amputationsverletzungen.“
Zunächst definierte er den Begriff „Amputation“, welcher die Durchtrennung eines Teils oder einer ganzen Extremität meint - verursacht beispielsweise durch einen Arbeitsunfall, Verkehrsunfall oder eine Kettensäge. Diese Verletzungen sind komplex und anspruchsvoll zu behandeln. Er erläuterte, dass die Sicherung der Vitalfunktionen wichtig sei, die Blutstillung und die Erstversorgung der amputierten Extremität gewährleistet sein müsse, damit auch eine Replantation (chirurgische Maßnahme) durchgeführt werden könne.
Im Zweifelsfall gelte das Prinzip „Life before limb“ (Leben vor Gliedmaßen).
Dem Vortrag des Unfallchirurgen schloss sich das Thema „Psychosoziale Notfallversorgung und Krisenintervention“ an. Julian Petz, Dozent für das Studienfach Psychologie an der Höheren Berufsfachschule Meiningen machte in seinem Vortrag über „Die unsichtbare Gefahr psychischer Traumata“ deutlich, dass in Krisensituationen während eines Einsatzes, der Fachdienst psychosozialer Notfallversorgung (PSNV) alarmiert werden kann. Der PSNV kann einerseits für Betroffene in einer akuten psychologischen Krisensituation, aber auch für Einsatzkräfte zur Nachsorge unterstützen. Als Beispiel weist er auf das Zugunglück in Eschede hin, bei dem Betroffene und Rettungskräfte physisch und psychisch an ihre Grenzen kamen. Diese Akutbetreuung kann auch innerhalb einer Klinik stattfinden, z.B. nach einer schweren OP.
Zudem wurde die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), eine Reaktion des Menschen auf psychische Traumata, thematisiert. Julian Petz stellte die neuesten Statistiken vor und zeigte auf, dass pflegerisches Personal auf Intensivstationen von 10 bis 41 Prozent von einer PTBS betroffen sein können, 55 Prozent des pflegerischen Personals seien gefährdet, ein Burnout zu bekommen. Sein Appell an die Teilnehmer der Veranstaltung - verdrängen sie das Erlebte nicht.
Den frühen Abend läutete Kristin Günther, Koordinatorin und Leiterin des Dienstes „Herzenszeit“ - Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Schmalkalden - mit ihrem Vortrag zum Thema „Nicht jeder Sterbende braucht eine SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung)“ ein. Der Ambulante Hospizdienst möchte Schwerkranken und Sterbenden, sowie ihren Angehörigen und Freunden helfen, das Leben bis zuletzt als sinnvoll und lebenswert zu erfahren. Siebzig Ehrenamtliche begleiten den Dienst „Herzenszeit“. Sie bieten Besuchsdienste an, sind für Betroffene da, um zuzuhören, vorzulesen, zu schweigen, zu beraten, zu informieren und begleiten in der Zeit des Abschieds und der Trauer. Die Ehrenamtlichen werden in einem Grund- und Aufbaukurs intensiv geschult und sind mit ihrem ganzen Herzen dabei. Mit strahlenden Augen erzählt eine Ehrenamtliche von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen mit einer an Krebs erkrankten Frau, die sich zuletzt noch unbedingt Erdbeeren wünschte.
Thematisch schloss den Abend Heike Tendera, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin 2 (Konservative Kardiologie) am Elisabeth Klinikum, mit ihrem Vortrag „Akutes Lungenödem“ ab.
Zunächst stellte sie die Definition eines Lungenödems vor, welches eine Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe und/oder den Lungenbläschen darstelle. Sie ging auf mögliche Symptome ein, wie das Blauwerden der Lippen bzw. der Haut, Erstickungsgefühl, beschleunigter Puls, schaumiger Auswurf, Atemgeräusche (wie Rasselgeräusche). Heike Tendera erläuterte die Maßnahmen, mit denen den Patienten geholfen werden könne und sie empfehle die Nichtinvasive Beatmung, weil dadurch ein kontinuierlicher Atemflow gewährleistet sei und es komfortabler einstellbar wäre.
Mit einem herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit lud Dr. Alexandra Finn die Kolleginnen und Kollegen noch zu einem kleinen Imbiss ein, um die Zeit für einen Austausch über die Themen des Abends zu nutzen.