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Amtsblatt des Landkreises Schmalkalden-Meiningen
Ausgabe 11/2023
Nichtamtlicher Teil
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Anti-Drogen-Zug macht Station in Schmalkalden:

„Wegschauen hilft nicht!“

Interaktive Aufklärung, die unter die Haut geht: Drei Tage lang machte der Anti-Drogen-Zug „Revolution Train“ am Bahnhof Schmalkalden Station. Insgesamt nahmen mehr als 1.000 Jugendliche das Angebot wahr - zumeist Schüler aus den 8. oder 9. Klassen der weiterführenden Schulen des gesamten Landkreises.

Der „Revolution Train“ ist ein innovatives Projekt zur Drogenprävention, das auf Interaktivität und Wahrnehmung mit allen Sinne setzt. In einem umgebauten Zug - bestehend aus sechs Wagons - wurden acht multimediale und interaktive Räume eingebaut, in denen sich auf mehreren Ebenen eine Geschichte über die Ursprünge, Entwicklung und Folgen einer Drogensucht abspielt. Die Schüler, die den Zug besuchen, sehen in einzelnen Sequenzen, wie eine Jugendclique in der Handlung immer tiefer im Drogensumpf versinkt. Die Besucher des Anti-Drogen-Zuges begleiten diese Geschichte und nehmen durch interaktive Technologien an der Geschichte teil. Die Besucherinnen betreten zu Beginn eine Bar, erleben einen Autounfall hautnah und stehen ein paar Schritte weiter in einem Verhörraum mit Arrestzelle - bevor es anschließend weiter in eine Drogenhöhle geht. Somit sind die Ursprünge, die Entwicklung und die Folgen einer Drogensucht eindrücklich erlebbar. Am Ende des Zuges stehen die Schülerinnen und Schüler am Baum des Lebens. Das Erlebte soll die Kinder und Jugendlichen zur verantwortungsvollen Entscheidungen inspirieren, also unter anderem dazu „Nein“ zu Drogen sagen zu können und für sich eine gesunde Lebenseinstellung finden zu können.

Interaktive Technologien

Das Interieur des Zuges spiegelt die Genialität und gleichzeitig Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers wider. An den Wänden sieht man menschliche Blutgefäße und Gewebestrukturen, die sich von Waggon zu Waggon immer krankhafter verändern. Je weiter die Schüler in die Handlung einsteigen und sich im Zug vorarbeiten, desto kälter wird es. Wahrnehmung mit allen Sinnen - weil auch Drogenabhängige jegliches Temperaturgefühl verlieren. Die Verletzlichkeit der menschlichen Körpers, die das Innere des Zuges symbolisiert, steht im krassen Gegensatz zur äußeren „Stahlhülle“ der Zugkonstruktion.

Vizelandrätin Susanne Reich und Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski lobten das innovative Projekt zur Auftaktveranstaltung in der Fachwerkstadt, die musikalisch mit Rockmusik der Schülerband des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums begleitet wurde. Die hauptamtliche Beigeordnete Susanne Reich machte in Vertretung von Landrätin Peggy Greiser den großen Handlungsbedarf deutlich: „Beim Konsum und beim Handel mit Rauschgift sind die Tatverdächtigen nach wie vor erschreckend jung“, so die Vizelandrätin. Laut Polizei begingen im vergangenen Jahr Heranwachsende und Jugendliche mehr als ein Viertel aller derartigen Verstöße - zwei Tatverdächtige waren sogar Kinder, also maximal 14 Jahre alt. „Das ist sicherlich ein bundesweites Problem und nicht nur bei uns so - aber weniger alarmierend ist diese Entwicklung deswegen nicht.“ Für sie stehe daher fest: „Dieses Problem können wir nur gesamtgesellschaftlich angehen. So geschlossen, wie wir heute hier gemeinsam zusammenstehen. Behörden, Polizei, Lehrer, Sozialarbeiter, Eltern, Schülerinnen und Schüler - alle sind hier gefragt. Wir alle tragen hier Verantwortung - die Verantwortung für eine gesunde Lebensweise.“ Kaminski machte deutlich: „Schön wäre natürlich, wir bräuchten es nicht, aber wegschauen und die Pädagogen alleine mit dem Problem stehen zu lassen, hilft nicht.“ Er lobte, dass im Rahmenprogramm rund um den Zug beispielsweise mit dem Saftmobil des Kreisjugendpfarramtes oder dem Stand des Kreissportbundes auch Alternativen aufgezeigt würden. Es gehe darum, nicht nur mit erhobenem Zeigefinger zu agieren, sondern ein rundes Angebot abzubilden, was hier in Schmalkalden sehr gut gelungen sei. Zudem bedankte sich Kaminski beim Landkreis für die Finanzierung des Projektes.

Wie beim letzten Besuch der „Revolution Trains“ 2018 wurden die Schüler vor, während und nach dem Programm im Zug zu ihren Erfahrungen mit legalen und illegalen Suchtmitteln, zu möglichem künftigem Verhalten in vergleichbaren Situationen und wie sie die Protagonisten in der Handlung erleben, befragt. Dieses Mal jedoch gleich digital auf dem Smartphone. Die Ergebnisse werden demnächst ausgewertet und der Öffentlichkeit präsentiert. Darüber hinaus findet im Nachgang zu dem Besuch im „Revolution Train“ in den jeweiligen Klassen eine Nachbereitung im Unterricht federführend durch die Schulsozialarbeit statt. Die Klassen setzen sich in der Nachbereitung erneut mit den Geschehnissen in drei Unterrichtsstunden auseinander und können somit den Anti-Drogen-Zug und die damit gemachten persönlichen Erfahrungen nochmals reflektieren. In der Nachbereitung wird auch noch mal auf rechtliche Aspekte Bezug genommen. Die Präventionsarbeit an den Schulen ist damit allerdings nicht abgeschlossen. In zukünftigen Projekten und im Rahmen von Schule werden Kinder und Jugendliche stetig auf Gefahren in Zusammenhang mit legalen und illegalen Drogen aufmerksam gemacht werden, um somit eine wirksamen nachhaltenden Schutz aufbauen zu können und eine gesunde Lebensweise zu fördern.