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Amtsblatt des Landkreises Schmalkalden-Meiningen
Ausgabe 4/2023
Nichtamtlicher Teil
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Energie-Info-Ecke des Arbeitskreises ENERGIE

Rücklauftemperaturbegrenzer

Hydraulischer Abgleich: Nur eine gut eingestellte Heizung ist günstig

Die Energie-Info-Ecke des Arbeitskreises ENERGIE widmet sich als monatliche Serie im Amtsblatt des Landkreises voll und ganz dem Thema „Energie“. In dieser Ausgabe beschäftigt sich der Arbeitskreis ENERGIE Energiespartipps mit dem hydraulischen Abgleich von Heizungsanlagen und ihrer energieeffizienten Betreibung.

Für Fachleute wie Installateure, Planer und Energieberater ist der sogenannte „hydraulische Abgleich“ ein gängiger Begriff. Warum ist es so wichtig, hierauf Wert zu legen? Jeder, der eine Heizungsanlage mit Warmwasserverteilung benutzt, unabhängig vom verwendeten Energieträger, sollte sich mit dem Thema „hydraulischer Abgleich“ näher auseinandersetzen. Denn nicht nur bei einer bestehenden Heizungsanlage steckt hier viel Einsparpotential, sondern auch bei neu installierten Anlagen wurde der hydraulische Abgleich oft nicht durchgeführt. Fehlt bei den Unterlagen zur Heizung (als Anlage zur Rechnung), die „Bestätigung zum hydraulischen Abgleich“ vom Fachunternehmen, dann ist davon auszugehen, dass die Heizung nicht richtig eingestellt ist und dementsprechend nicht optimal bzw. energieeffizient funktionieren kann.

Wärmepumpenheizung prüfen lassen

Bei Heizungen mit Wärmepumpen als Wärmeerzeuger zählt als aller erstes die Vorlauftemperatur mit der die Heizflächen (Flächenheizung oder Heizkörper) versorgt werden und generell für alle Wärmeerzeuger die Temperatur vom Rücklauf. Bei Brennwertgeräten ist die Rücklauftemperatur maßgeblich für die Effizienz. Denn mit dem kalten Wasser aus dem Rücklauf soll der Wasserdampf im Abgas zum Kondensieren gebracht werden. Nur wenn die Temperatur des Rücklaufs bei Brennwertgeräten im Bereich unter 40°C liegt und relativ konstant ist, taktet das System wenig und arbeitet effizient. Genau das ist ein gutes Zeichen für ein hydraulisch abgeglichenes Verteilsystem. Es wird nur so viel Wärmeenergie (warmes Wasser) über die verzweigte Rohrleitung zur Heizfläche transportiert, wie auch an den Raum abgegeben werden kann. Bei einer modernen Brennwertheizung wird die Anlage mit 55°C Vorlauf und einer Rücklauftemperatur von 40°C für die durchschnittlich kälteste Außentemperatur von ca. -14 bis -16°C ausgelegt. Heizungsanlagen mit Flächenheizung bzw. Wärmepumpe werden dagegen auf 35/28 °C eingestellt. Sind diese Werte bei der eigenen Heizung so vorzufinden, ohne dass Strömungsgeräusche am Heizkörper zu hören sind und alle Räume gleichmäßig und ausreichend warm werden, ist das System hydraulisch in Ordnung. Auch wenn alles optimal scheint, ist es ratsam, beim nächsten Service den Monteur noch einmal danach zu fragen und den hydraulischen Abgleich dokumentieren zu lassen. Die Basis für einen hydraulischen Abgleich ist immer eine aktuelle Heizlastberechnung. Denn nur so kann die Wassermenge, der Volumenstrom an der Umwälzpumpe richtig eingestellt werden. Bei neu zu bauenden Heizungen gehören hierzu auch das richtige Einstellen der Förderhöhe und der Förderdruck der Pumpe in der Einheit „Meter Wassersäule“.

Bestehende Anlagen oft schwieriger

Schwieriger wird es da bei bestehenden Heizungsanlagen, da der Strömungswiderstand des Verteilsystems nicht bekannt oder auch nur ungenau berechnet werden kann. Die Aussage, dass hocheffiziente neue Heizungspumpen dies alleine machen, ist schlichtweg falsch. Diese regeln zwar den Volumenstrom druckabhängig, doch der maximale Arbeitsbereich muss trotz alledem voreingestellt werden. Auch die Leistung der Pumpe an sich muss bei größeren Anlagen natürlich entsprechend der Heizlastberechnung ausgewählt werden. Bei nicht definierbarer oder unbekannter Verteilungsstruktur, hilft bei einer Sanierung nur ein thermisch-hydraulischer Abgleich der Rücklauftemperatur Mittels einer Rücklauftemperaturbegrenzung (RTB).

Der RTB übernimmt völlig selbständig und raumtemperaturorientiert den hydraulischen Abgleich der Kreise, das bedeutet die Volumenstromregelung für jeden Heizkörper bzw. jeden Kreis der Fußbodenheizung. Raumtemperaturorientiert ersetzt aber nicht das Thermostatventil, es darf/kann nach wie vor mit dem Thermostatventil am Heizkörper oder mit einer Einzelraum-Regelung eingestellt werden, nur wird jetzt über die Rücklauftemperatur das Durchflussvolumen mit dem Raumluftsollwert harmonisiert. Ohne jede physische Verbindung korrespondieren beide Armaturen miteinander. Unabhängig welche Variante des hydraulischen Abgleichs umgesetzt wird, ist es nicht nur für eine Förderung durch das BEG (Bundesförderung Energieeffiziente Gebäude - BAFA/KfW Förderung), sondern bei jeder Heizungsinstallation eine vorgeschriebene Pflicht für den Installateur, diese Einstellungen zum hydraulischen Abgleich vorzunehmen. Oder anders gesehen, das Recht eines jeden Kunden, der sich eine komplette Heizung, einen neuen Wärmeerzeuger (Kessel oder Wärmepumpe) einbauen oder auch nur Umbauten an den Heizflächen durchführen lässt, diesen zu bekommen.

Wer die eigene Heizung ins richtige Gleichgewicht bringen möchte, sollte sich an seinen Installateur oder einen Energieberater vor Ort wenden. Es gibt nur wenig auf dieser Welt kostenlos, doch am Ende rechnet sich die Investition in eine hydraulisch einwandfrei funktionierende Heizungsanlage. Denn nicht nur die Betriebskosten reduzieren sich dauerhaft, sondern auch die Technik, welche weniger Taktung hat, hält länger und spart so Reparaturen oder sogar eine zu frühe Neuanschaffung.

Vorschau:

In der Mai-Ausgabe widmet sich die ENERGIE-INFO ECKE den Fördermöglichkeiten für energetische Maßnahmen.

Fragen an den Autor?

Fragen zu dieser Ausgabe können gestellt werden an:

Peter Wockenfuß

Tel.: 0445/773 21 26

E-Mail: Wockenfuss.Peter@blk.de

Themenvorschläge erwünscht:

Themenvorschläge werden gern entgegengenommen und sind zu richten an Harry Ellenberger, Landratsamt Schmalkalden-Meiningen, Mail: h.ellenberger@lra-sm.de; Fon: 03693/ 485 83 95.