Bürgermeister Markus Böttcher beglückwünscht Tierärztin Dr. Tina Hollandt-Albrecht zur Praxiseröffnung.
Dr. Tina Hollandt-Albrecht mit ihrem Praxisteam
Am 1. September eröffnete Tina Holland-Albrecht die Kleintierpraxis Haselgrund Seitdem gab es schon jede Menge kleinere und größere Patienten, die mit ihren Herrchen und Frauchen in der neuen Praxis Hilfe suchten.
Rund 400 Quadratmeter stehen in dem neuen, hellen Flachbau im Gewerbegebiet Am Schertzer Nord, Hausnummer 43, zur Verfügung. Die promovierte Veterinärmedizinerin, die zudem über eine Fachtierarztausbildung für Reptilien und Amphibien verfügt, erfüllt sich mit der eigenen Praxis einen Traum. „Ich wollte schon immer wieder zurück“, erzählt die in München ausgebildete Tierärztin. Einerseits wegen der Freunde und Familie aber andererseits sprechen auch berufliche Gründe für einen Standort in der Mitte Deutschlands. „Es gibt ja nicht so viele von uns Fachtierärzten und da bietet sich die Lage hier einfach an.“. Tina Hollandt-Albrecht ist die einzige ihres Fachs im Freistaat Thüringen und auch bundesweit eine von wenigen ihres Fachs. „Aber natürlich behandle ich auch Hunde, Katzen und sonstige Haustiere“, betont die aus Altersbach stammende Fachtierärztin.
Im Eingangsbereich der Praxis gibt es ein großes Terrarium und auch zu Hause hat Tina Holland-Albrecht einige besondere Haustiere.
Die jetzige Wahl-Viernauerin lebte ab 2010 rund zehn Jahre lang in München, hat dort Tiermedizin studiert, die vierjährige Fachausbildung absolviert und in der bundesweit größten Auffangstation für Reptilien in München gearbeitet und auch promoviert. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie die Stressbelastung für Schlangen unter verschiedenen Haltungsbedingungen und erntete damit international Anerkennung. So etwas hatte bis dahin noch niemand gemacht. Sie erhielt Zuschriften und Reaktionen aus vielen Ländern. An Perspektiven mangelt es ihr also nicht, doch ihr Herz hängt an Thüringen. „Daheim ist es ja doch am schönsten“, sagt sie.
Hier baut sie nun eine Praxis auf, die ihresgleichen sucht. Ihre Kollegin, Desiree Sauer, ist ebenfalls Tierärztin und auch sie ist eine Rückkehrerin. Nachdem sie bereits in Offenbach gearbeitet hat und in Mühlhausen eine Praxis leitete, gehört sie ab September zum Team der Tierarztpraxis Haselgrund. Dazu kommen zwei tiermedizinische Fachangestellte und ein Azubi.
Mut und Zuversicht gehören ebenso zu einer solchen Existenzgründung wie der Rückhalt von Familie und Freunden. Auf all das kann Tina Holland-Albrecht setzten und sie möchte keine halben Sachen machen, dass war ihr von Beginn an wichtig. „Praktizierende Tierärzte sind quasi am Aussterben und für die, die es noch gibt, finden sich selten Nachfolger“, erläutert sie im Rahmen des Besuches von Bürgermeister Markus Böttcher anlässlich der Praxiseröffnung. Die kürzliche Anpassung der Gebührenordnung der Veterinäre sei längst überfällig gewesen. Wegen des Verdienstes werde jedenfalls niemand Tierarzt, sagt sie. In der täglichen Tierarztpraxis werde zudem besonders deutlich, dass Haustiere - insbesondere Kleintiere einen ganz anderen Stellenwert als früher haben. Sie seien Familienmitglieder und ihre Gesundheit den Haltern wichtiger denn je. „Ich arbeite eng mit meinen Kollegen in Fambach, Suhl, Schmalkalden, Erfurt und Suhl zusammen, um in speziellen Fällen das Beste zu ermöglichen“, erklärt die junge Tierärztin beim Tag der offenen Tür. Was in der Kleintierpraxis Haselgrund alles möglich ist, kann sich dabei durchaus sehen lassen: Mit dem digitalen Röntgengerät können Tiere, vom Drei-Gramm-Gecko bis zur 200 Kilogramm schweren Schildkröte, geröntgt werden. Das Ultraschallgerät, welches zu den neusten Modellen gehört, ermöglicht auch Herzuntersuchungen und im Inhouse-Labor sind notwendige und oft behandlungsentscheidende Analysen sofort möglich, während viele Kollegen ihre Proben oft noch in andere Labore schicken müssen. Blut, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Harn und Stuhl werden hier analysiert. „Bei Vergiftungen wissen wir nach zehn Minuten, was los ist. Und wenn wir alle Werte nehmen, die wir nehmen können, brauchen wir eine halbe Stunde“, sagt Tina Holland-Albrecht stolz.
Auch die Praxiseinrichtung übertrifft in vielerlei Hinsicht normale Standards. Großzügige Räume für das Personal mit Schlafraum, Küche und Bad sind ebenso vorhanden wir drei Behandlungsstationen für Hunde, Katzen und Kleintiere und für Reptilien sowie einen OP-Saal mit Sauerstoff, EKG und Rundumüberwachung während der Narkose bis hin zu einer Zahnstation.
Zukunftsweisend soll zudem mit Erdwärme geheizt werden und ganz bewusst sind die meisten Aufträge sind an lokale Handwerker vergeben wurden. „Es ist wirklich zu bedauern, dass es für eine solche Unternehmensgründung mit einem derartigen Investitionsvolumen und einer großen lokalen ja im Fall von Tina Holland-Albrecht ssogar überregionalen Bedeutung auf Landes- und Bundesebene keinerlei Fördermöglichkeiten gibt“, sagte Bürgermeister Markus Böttcher. Einzig der Gründungszuschuss des Landkreises, welcher in voller Höhe ausgereicht wurde, habe von öffentlicher Seite etwas beigesteuert. „Das ist bei einem solchen Projekt natürlich nicht viel, aber zumindest eine klare Botschaft, die wir unbedingt brauchen. Gerade in der ländlichen Region“, unterstrich Böttcher.
Das Stadtoberhaupt wünschte dem Team der Kleintierpraxis ebenso wie Torsten Hoffmann, 1. Beigeordneter und Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins, alles Gute und volle Terminkalender. Letzteres hat sich in den ersten Wochen nach der Eröffnung mehr als erfüllt. Die Praxis wurde sprichwörtlich überrannt.