In Doppelfunktion: Als Opa und stellv. Ortsteilbürgermeister pflanzte Bernd Wörzberger gemeinsam mit den anderen Familien 15 neue Lebensbäumchen am Bermbacher Weg in Viernau. Foto/Text: Annett Recknagel
15 Lebensbäumchen kamen am Bermbacher Weg in Viernau in die Erde. Trotz anfänglichen Regens waren fast alle Familien gekommen. Die Aktion gestaltete sich zu einem kleinen Volksfest.
Die Karawane zog hinauf. Bei Nieselregen und mit jeder Menge Spaten im Gepäck. Denn: Wenn in Viernau die Lebensbäume für Neugeborene in die Erde kommen, dann werden die Spaten schon einen Tag vorher aus den Schuppen geholt. Nicht nur große, auch etliche kleine kommen dazu. Schließlich wollen die Geschwisterkinder ihre Papas und Opas und Paten beim Graben unterstützen.
So wie bei den Wörzbergers. „Ge Papa, das ist das Loch vom Arno“, wollte der dreijährige Hugo wissen und schaufelte ganz flink die Erde beiseite. Sein drei Jahre älterer Bruder Karl war auch eifrig bei der Sache. Arno dagegen beobachtete das Treiben vom Kinderwagen aus. Warm eingepackt war der kleine Kerl. Gut so, denn am Samstagmorgen pfiff ein frischer Wind am Bermbacher Weg. Regen hatte den Aufstieg etwas erschwert. Aber die Viernauer kennen diesbezüglich nichts. Mit Regenjacken und Gummistiefeln ausgerüstet, machten sie sich auf den Weg. Schließlich sollten die Bäume in die Erde kommen.
Die Gemeinde hatte alles vorbereitet, es wurden Apfelbäumchen gepflanzt. Karl hat schon einen Apfelbaum - etwas weiter unten am Bermbacher Weg. Hugo hat eine Pflaume und Arno bekam jetzt wieder einen Apfelbaum. Dreimal hat die Familie Wörzberger schon den Spaten bei solch einer Aktion in die Hand genommen. „Wir haben da drüben unseren Garten“, erzählt Mama Ellen. Und Papa Peter fügt hinzu: „Nun sind es drei Kanister Wasser, die hierher kommen.“ Ist vielleicht noch ein vierter drin? Für den Baum eines kleinen Mädchens? „Nein - drei Feuerwehrmänner reichen“, meint die Familie und schmunzelt.
Auch die Familie Hilpert pflanzt schon das dritte Mal und wird es im nächsten Jahr wieder tun, denn Enkelkind Nummer vier ist bereits auf der Welt. Der Baum für den gerade geborenen Pepe kommt im nächsten Jahr gleich neben dem seiner Cousine, der drei Monate alten Lea, in die Erde. Die Zeitspanne für die Lebensbäumchen reichte diesmal von September 2022 bis September 2023. Alina, die im September 2022 das Licht der Welt erblickte, hat ihren ersten Geburtstag schon gefeiert und ist die älteste, die Anfang August dieses Jahres geborene Lea die jüngste. „Das Pflanzen der Lebensbäumchen ist eine schöne Tradition“, sagte die Familie Hilpert und sprach damit aus, was alle Familien denken.
15 Papas und Opas griffen am Samstag zum Spaten. Die im Mai geborene Magdalena schaute vom Arm der Oma aus zu, wie ihr kleiner Bruder Jakob in das Pflanzloch krabbelte und die Erde mit einer kleinen Schaufel in einen Eimer füllte. Leander (im August geboren) verschlief die Aktion prompt. Linnette und Emily dagegen waren hellauf begeistert. Die Mädchen sind neun Monate alt und schauten ihren Apfelbaum aus neugierigen Augen an. Linnette ist das vierte Kind der Großfamilie. Alle ihre Geschwister haben schon einen Baum. Für die zehnjährige Laila wächst am Stieg. Dort steht auch die Eiche ihre 13-jährigen Bruders Linus. Lions Apfelbaum kam vor sechs Jahren am Bermbacher Weg in die Erde. Und auch die kleine Linnette hat jetzt hier ein Apfelbäumchen.
Bürgermeister Gregor Kleinschmidt verteilte die Urkunden und sprach mit jeder Familie. Sobald die Bäume gepflanzt waren, wurden sie mit bunten Bändern, Namensketten oder Luftballons geschmückt. Der Weg hinauf besticht durch viele Bäume. Seit acht Jahren werden die Lebensbäumchen am Bernbacher Weg gepflanzt. Der erste gehört Hanna Margarete, die Anfang März 2016 geboren wurde. Die Allee hinauf sieht schon sehr schön aus. An einigen Stellen gibt es Bänke und eine überdachte Sitzmöglichkeit. Ein Zeichen dafür, wie gut sich die Eltern um die Bäume kümmern.
Die Bäume sollen ein Symbol für die feste Verwurzelung der Familien mit ihrem Heimatort sein. Die ersten kamen vor etlichen Jahren am Stieg noch unter Regie des einstigen Bürgermeisters Manfred Hellmann in die Erde und sind längst stattliche Bäume. Etwas Platz gibt es am Bermbacher Weg noch, dann aber muss die Gemeinde einen anderen Straßenzug suchen. Denn auch künftig sollen Neugeborene ihren Lebensbaum bekommen und die Papas und Opas ihre Spaten suchen.