Für den Bauhof war es eine Sisyphusarbeit: Bei starken Niederschlägen schoss das Wasser vom Naturdenkmal, der alten Linde am Arzberg, den Gruppich hinunter und nahm dabei jede Menge Schlamm und Geröll mit. Die Reinigung der Kreuzung warf den normalen Arbeitsplan der Bauhofmitarbeiter stets über den Haufen. Dieses Dilemma soll nach dem grundhaften Straßenausbau in diesem Bereich nun der Vergangenheit angehören. Als Abgrenzung zum Schotterweg unter der Linde setzten die Arbeiter einen schrägen Bordstein, der das meiste Wasser am Straßenrand hinunter zu den Einläufen führen soll. Gleich zwei davon sollen für Entlastung sorgen.
Insgesamt wurden in den Straßen Gruppich und An der Lahn rund 300 Meter Abwasserkanal im modifizierten Mischsystem verlegt. Los ging es Ende März/Anfang April dieses Jahres. Eine Fertigstellung im selben Jahr, das sei heute durchaus nicht mehr die Regel, meinte Bürgermeister Markus Böttcher zur Übergabe. Auch Bauamtsleiter Matthias Holland-Nell zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden und Firmenchef Jürgen Wolf sprach den Anwohnern seine Anerkennung aus, die trotz teils eingeschränkter Grundstückszufahrten den Arbeitern viel Verständnis entgegengebracht hätten. Auch das sei nicht die Regel. Dabei oblag den Arbeitern zusätzlich die ungeplante Neuordnung des unterirdischen Bauraums oder, wie Jürgen Wolf es beschrieb: „Tiefbau ist wie eine Wundertüte.“ So musste eine Gasleitung auf rund 80 Metern Länge verlegt werden. Ein Glasfasertrupp nutzte die Chance, sein Kabel zu verlegen und auch der Einbau der Stromkabel der Thüringer Energienetze (TEN) in den Gehweg, galt es einzutakten. Die Pflastersteine wurden, wo vorhanden, wieder verwendet.
Gekostet hat die Maßnahme, laut Andreas Buda vom Abwasserbetrieb der Stadt, insgesamt rund 500.000 Euro. Für den Abwasserbereich kommen davon 100.000 Euro als Fördermittel vom Freistaat, wie auch die zu erwartenden Ausgleichszahlungen für die abgeschafften Straßenausbaubeiträge. Die machen rund 65 Prozent der förderfähigen Kosten im Straßenbau aus und sind noch nicht vollständig berechnet.
Nach starkem Regen war früher unterhalb der alten Linde eine Problemstelle für den Bauhof. Jetzt ist die Kreuzung Gruppich/An der Lahn nach dem grundhaften Ausbau mit Teerdecke und geordneter Wasserführung komplett neu angelegt geworden.
Sascha Willms