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Amtsblatt der Stadt Steinbach-Hallenberg
Ausgabe 12/2024
Steinbach-Hallenberg
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Kultur

Köhlersuppe nach traditionellem Rezept hatte der Verein Heimatliches Brauchtum im Haselgrund zubereitet.

Nach nur wenigen Sekunden qualmte der Koloss, den Meilerprinzessin Lea Jäger unter den wachsamen Augen von Daniel Jäger anlässlich des 34. Meilerfestes entfachte.

Vereinsvorsitzender Fabian Weigel und Ortsteilbürgermeister Gerd Hermann (2. und 3. v. l.) freuen sich über den Scheck von Landrätin Peggy Greiser.

Anlässlich 70 Jahre Tischtennisverein Bermbach fand ein kleines Jubiläumsturnier statt.

Am zweiten Augustwochenende wurde in Bermbach das 750-jährige Dorfjubiläum gefeiert. Passenderweise fand das stimmungsvolle Festwochenende in Kombination mit dem 34. Bermbacher Meilerfest statt. Die Herstellung von Holzkohle prägte den kleinen Ort über Jahrhunderte, die lange Tradition wird mit dem Meilerverein am Leben erhalten.

Den Mannen um Vereinsvorsitzenden Fabian Weigel ist es zu verdanken, dass diese Tradition aufrechterhalten und gepflegt wird. Wochen vor dem Fest kümmern sie sich um das Holz, richten den Platz her, stellen den Meiler auf und sorgen für ein ansprechendes Programm. Das war in diesem Jahr besonders attraktiv. Von Meilercafé, Kinderdisco, Musikschulprogramm, Partyband Hess bis hin zu Feuervarieté, Frühschoppen, Mittagessen, Familiennachmittag, Comedyshow und dem Entzünden des Meilers war alles dabei. Selbst an Köhlersuppe, die nach einem traditionellen Rezept zubereitet worden war, hatte man gedacht.

Ortsteilbürgermeister Gerd Herrmann erinnerte zum Festakt am Sonntagnachmittag an die erste Ansiedlung, die in die Zeit des 11. bis 14. Jahrhundert gefallen war. 1274 haben die Hardenberger und Schleusinger Linie Orte wie Viernau, Herges und Bermbach umfasst. Der Ortsname wechselte in den Folgejahren von Bernbruch, Bernbach und Bärmbach zu Bermbach. Die Einwohner verdienten ihr Geld mit dem Schlagen von Holz und dem Herstellen von Holzkohle. Etliche seien auch in der Landwirtschaft tätig gewesen.

Ab 1888/89 begann sich die Werkzeugindustrie und die Fertigung von Kleineisenwaren durchzusetzen. Die ersten Betriebe seien zwischen 1890 und 1910 gebaut worden. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts habe es in Bermbach noch 49 Holzhauer, 19 Landwirte, sieben Nagelschmiede, sieben Leineweber, vier Schlosser und vier Köhler gegeben. Herrmann erwähnte vier bedeutende Betriebe mit einer Belegschaft zwischen 20 und 30 Leuten, bei denen nahezu alle erwachsenen männlichen Personen des Ortes eine lohnende Beschäftigung gefunden hätten. In den 1920er-Jahren entstanden in Bermbach zahlreiche Vereine. Als Beispiele nannte der Ortsteilbürgermeister Männergesangverein, gemischten Chor, Musikverein, Theaterverein, Zitherverein, Wanderklub, Schützenverein, Kriegerverein, Bettschonerclub und Obst- und Gartenbauverein. Letzterer sei mit mehr als 70 Mitgliedern der zahlenmäßig stärkste gewesen.

Nach dem zweiten Weltkrieg versorgten sich die Bermbacher im Ort selbst. Es gab einen Konsum, Industriewaren, einen Bäcker, einen Fleischer, zwei Gaststätten und anderes. Nach der Wende verzeichnete man 27 angemeldete Gewerbe. Bis heute sollten es neben handwerklichen Kleinbetrieben jedoch nur zwei Großbetriebe schaffen, erhalten zu bleiben.

Ortsteilbürgermeister Herrmann ging zudem auf die Einweihung der Kirche mit Schule 1880, den Bau der Wasserleitung 1909, die Versorgung des Ortes mit elektrischem Licht 1917, die Eröffnung des Schwimmbades 1937 und die Einrichtung des ersten Kindergarten 1939 ein. Nach der Wende etablierte sich die Partnerschaft zur hessischen Gemeinde in Neuental. Zudem erwähnte der Ortsteilbürgermeister Veränderungen im Ort wie das Dorfgemeinschaftshaus, dessen Grundsanierung 2,4 Millionen Mark verschlang - der Eigenanteil für den kleinen Ort habe bei einer Millionen Mark gelegen.

Heege und Rohrweg seien aus Mitteln „Aufschwung Ost“ ausgebaut worden. Der Kindergarten wurde saniert, im Eingangsbereich der Kirche gab es Veränderungen, der Dorfplatz wurde neu gestaltet, einen Bauhof errichtet, die Bermbacher Hauptstraße wurde als Gemeinschaftsmaßnahme mit Landkreis, Gewas, Abwasserzweckverband und Energieversorger grundhaft ausgebaut. Die freiwillige Feuerwehr erhielt 1999 ein neues Löschfahrzeug.

Das erste Bermbacher Meilerfest fand am 27. August 1989 statt, damals noch unter freiem Himmel. Beim zweiten waren dann Gäste aus den vier Orten namens Bermbach anwesend, erstmals gab es ein Festzelt im Ort. Die Tradition wurde beibehalten. Heuer feierte man das 34. Meilerfest - wegen Corona musste es einmal ausfallen. Meilerprinzessin Lea Jäger war es wie bereits im letzten Jahr vorbehalten, den Holzkoloss, der auf dem Bauhofgelände errichtet worden war, zu entfachen. Dieser musste dann bis zur Holzkohleernte am folgenden Samstag bewacht werden. Auch das übernimmt der Meilerverein Jahr für Jahr und rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.

„Es hätte nicht besser laufen können“, resümierte Fabian Weigel abschließend. Das Wetter passte, der Meiler qualmte und alle waren zufrieden. Landrätin Peggy Greiser brachte 1500 Euro mit und auch Bürgermeister Markus Böttcher überbrachte Grußworte und einen finanziellen Zuschuss.

Mit dem 750. Ortsjubiläum feierte auch der Tischtennisverein seinen 70. Geburtstag. Extra dazu wurde am Samstag ein kleines Doppelturnier ausgetragen. Insgesamt zehn Mannschaften mit Spielern aus den eigenen Reihen sowie von befreundeten Vereinen aus Kaltensundheim, Suhl und dem sächsischen Taucha traten in der Sporthalle gegeneinander an. Auch hier gratulierten Ortschef Gerd Hermann und Bürgermeister Markus Böttcher zum runden Jubiläum.

Pressestelle