Erntezeiten waren früher und heute besondere Höhepunkte des jahreszeitlichen Arbeitsablaufs in der Landwirtschaft, sind es doch immer Abschnitte schweren körperlichen Einsatzes. Wie froh stimmte es die Menschen, wenn ein gutes Ernteergebnis erzielt und ohne Sorge um das tägliche Brot den künftigen Wochen und Monaten entgegengesehen
werden konnte. Kein Wunder, wenn Alt und Jung oft überschwänglich frohe Erntefeste begingen. Kultische Erntefeste sind so alt wie der Ackerbau. Unsere germanischen Vorfahren opferten ihren Göttern einen Teil der geernteten Früchte, weil sie glaubten, dass Wodan Wohlgefallen daran finden und Segen für den kommenden Wachstums- und Erntekreislauf spenden würde. Aus den Opferfesten sind durch das Christentum Erntedankfeste entstanden. In unserer Heimat wird es am ersten Sonntag nach Michaelis gefeiert. Trotz modernster Technik feiern die Christen alljährlich das Erntedankfest und halten es nach wie vor für sinnvoll, ihrem Gott zu danken und die Altäre in den Kirchen mit Erntegaben zu schmücken. Dahinter steht die Erkenntnis, dass man trotz allen technischen
Fortschritts den Blick auf die Grundvoraussetzungen des Lebens in Abhängigkeit von Gott nicht außer Acht lassen sollte.
Der Erntedank schließt ein, dass wir mehr als genug zu essen haben und auch künftig in Anspruch nehmen können. Die älteren Bürger denken bestimmt ab und zu an die Notzeiten und wissen den Wohlstand besonders zu schätzen.
Lothar Dillenberger
Ortschronist