Wie unangenehm ist es, mit blauen und klammen Händen zu arbeiten, weiß sicher jeder selbst. Einst, als die Rübenernte noch viel mühseliger war, machte dies auch den Erntehelfern oft schwer zu schaffen. Es konnte auch passieren, dass die Oberfläche des Bodens schon an den Rüben festgefroren war. Erleichterung konnten da Maschinen schaffen, wobei man die Frucht nicht unbedingt mehr anfassen musste.
Die Zuckerrübe selbst entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Züchtung aus der Runkelrübe, wobei gezielt auf einen hohen Zuckergehalt hingearbeitet wurde. 1801 nach der erfolgreichen Züchtung der weißen Rübe, erfand der Chemiker Franz Carl Achard die Grundlagen der industriellen Zuckerproduktion.
Die Ernte der Zuckerrüben zählte Jahrhunderte lang zu den letzten Feldarbeiten des Jahres. Oft wurde es auch November und die Rüben mussten dann rasch vor einem noch stärkeren Frosteinbruch geerntet werden.
In Thüringen gediehen die Zuckerrüben gut und so wurde vor allem das Thüringer Becken ein bevorzugtes Anbaugebiet.
Es dauerte nicht lange, da entstanden große Fabriken, die Zucker herstellten.1872 wurde durch Robert Wagner eine Zuckerfabrik in Straußfurt gegründet.1873 folgte eine Zuckerfabrik in Walschleben, auch das benachbarte Großrudestedt folgte. So vermied man unnötig lange Transportwege. Straußfurt entwickelte sich rasch zum Zentrum des Thüringer Zuckerrübenanbaus. Die Fabrik wurde einer der größten Arbeitgeber in der Region. Im August 1991 erfolgte die Übernahme durch die Südzucker GmbH Zeitz.1996 schloss das Werk. Die Anbaufläche von Zuckerrüben in Thüringen hat sich seit 1990 etwa halbiert. Im Durchschnitt werden heute um die 60 Tonnen pro Hektar geerntet. Der Zuckergehalt beträgt zwischen 18 und 20 Prozent.
Lothar Dillenberger
Ortschronist